Schlagzeilen statt Substanz?
Kaum ein Tag vergeht, ohne dass die radikale Tierrechtsorganisation PETA eine neue Schlagzeile produziert. Dieses Mal richtet sich ihr Fokus auf einen Brieftaubenzüchter aus Twistringen, dessen Teilnahme an einem traditionellen Taubenwettflug plötzlich unter Generalverdacht gestellt wird. Die Vorwürfe: Tierquälerei, Überforderung der Tiere und Verstöße gegen das Tierschutzgesetz. PETA prangert den vermeintlich verantwortungslosen Umgang mit den Tieren an – doch wie schon in vielen vergleichbaren Fällen zuvor, bleibt die Beleglage dürftig bis nicht existent.
Der aktuelle Fall führt exemplarisch vor Augen, wie die Organisation arbeitet: Mit viel Medienrummel, einer guten Portion moralischem Zeigefinger und oft ohne handfeste Beweise. Wie die „Kreiszeitung“ berichtet, liegt in diesem Fall keine konkrete Dokumentation vor, sondern lediglich eine Beschwerde an das Veterinäramt. Was bleibt, ist der Schaden für diejenigen, die im Fadenkreuz stehen – in diesem Fall ein Züchter, der seit Jahrzehnten im Einklang mit den Tieren lebt und arbeitet.
Die Vorwürfe im Detail: Was PETA behauptet
PETA kritisiert vor allem die Distanz, die Brieftauben im Rahmen von Wettflügen zurücklegen müssen. Im Twistringer Fall handelt es sich um rund 500 Kilometer Flugstrecke von Baden-Württemberg zurück in den heimatlichen Schlag. Laut PETA sei das eine Tortur für die Tiere, die unter Hunger, Durst, Erschöpfung und sogar Todesangst leiden würden. Sie kämpften unterwegs mit Naturgewalten, Fressfeinden und Orientierungsschwierigkeiten. Besonders brisant: PETA spricht von tierschutzrelevanten Vergehen und ruft zur Anzeige auf.
PETA erklärt: „Solche Flüge können für die Tiere mit erheblichen Leiden verbunden sein.“ Doch bei näherem Hinsehen stellt sich schnell die Frage: Gibt es Belege für diese Behauptungen? Hat jemand nachgewiesen, dass die betroffenen Tiere tatsächlich gelitten oder gar Schaden genommen haben? PETA bleibt eine Antwort schuldig. Was bleibt, ist eine juristische Interpretation des Tierschutzgesetzes – jedoch ohne den notwendigen Nachweis konkreter Verstöße.
Keine Beweise, keine Glaubwürdigkeit
Wie die „Kreiszeitung“ berichtet, konnte oder wollte PETA keinerlei konkrete Beweise vorlegen. Es fehlen Fotos, Videos, tierärztliche Berichte oder Augenzeugenberichte, die das angebliche Tierleid dokumentieren. Die radikale Tierrechtsorganisation bleibt vage und verweist auf allgemeine Risiken solcher Veranstaltungen. Eine Einschätzung, die sie offenbar exklusiv vertritt: Laut PETA-Mitarbeiterin Sarah Redegeld ist bislang kein deutsches Veterinäramt bereit gewesen, ihrer rechtlichen Einschätzung zu folgen oder gegen Taubenwettflüge vorzugehen.
Was wären denn überhaupt glaubhafte Belege? Denkbar wären z. B. veterinärmedizinische Gutachten, die überproportionale Erschöpfung oder Verletzungen nach Flügen nachweisen. Auch Obduktionsergebnisse, systematisch dokumentierte Verlustraten oder audiovisuelle Dokumentationen wären geeignet. Doch nichts davon liegt laut Bericht vor.
Das lässt tief blicken: Wenn sogar Fachbehörden, die tagtäglich mit Tierschutzfragen befasst sind, keinen Handlungsbedarf sehen, stellt sich unweigerlich die Frage, ob PETAs Kritik nicht vielmehr ideologischer als fachlicher Natur ist. Die fehlende Beweisführung ist dabei mehr als ein Versäumnis – sie untergräbt die Glaubwürdigkeit der gesamten Kampagne.
Die Sicht der Züchter: Verantwortung statt Tierquälerei
Ganz anders liest sich die Perspektive der Züchter. Uwe Schierloh, der im Zentrum der Vorwürfe steht, gibt offen Einblick in seine Arbeit. Die Tauben werden in klimatisierten Fahrzeugen transportiert, erhalten auf dem Weg Futter und Wasser und werden nur dann auf Wettflüge geschickt, wenn sie in gesundheitlich einwandfreiem Zustand sind. Es geht nicht um Leistung um jeden Preis, sondern um das Zusammenspiel von Mensch und Tier in einem traditionellen Hobby mit jahrzehntelanger Geschichte.
Was viele außerhalb der Szene nicht wissen: Brieftauben haben einen ausgeprägten Heimfindetrieb. Der Wettflug ist kein Zwang, sondern folgt einem natürlichen Verhalten. Die Tiere kehren zurück in ihr Zuhause, in ihren Schlag, in ihr soziales Gefüge. Studien zeigen, dass gut trainierte Brieftauben bei ausreichender Versorgung hohe Belastungen gut verkraften und sich schnell regenerieren. Die Vorstellung, sie würden dabei körperlich oder seelisch zerbrechen, wirkt aus Sicht der Züchter eher abwegig. Vielmehr sei es PETA, die mit ihrer realitätsfernen Sichtweise dem Tierwohl schade, indem sie legale und kontrollierte Tierhaltung pauschal diskreditiere.
PETA’s Strategie: Laut, plakativ und ohne Folgen
Es ist nicht das erste Mal, dass PETA durch fragwürdige Kampagnen auffällt. Immer wieder geraten Organisationen, Privatpersonen oder Einrichtungen ins Visier, ohne dass zuvor eine objektive Klärung der Sachlage erfolgt ist. Das Muster ist bekannt: Pressemitteilung, mediale Empörung, Spendenaufruf. Die eigentliche Recherche scheint dabei eher Nebensache zu sein. Die Kampagne gegen den Twistringer Brieftaubenzüchter folgt diesem Schema geradezu lehrbuchhaft.
Besonders bedenklich ist der Umstand, dass PETA offenbar bereit ist, rufschädigende Vorwürfe zu erheben, selbst wenn keinerlei Grundlage vorliegt. Was bleibt, ist eine verunsicherte Öffentlichkeit und ein Geschädigter, der seinen guten Ruf verteidigen muss – gegen Anschuldigungen, die bei näherem Hinsehen in sich zusammenfallen. Ein verantwortungsvoller Umgang mit derartigen Vorwürfen sieht anders aus.
Verantwortungsvoller Tierschutz statt ideologischer Aktionismus
Echter Tierschutz braucht Gründlichkeit, Fachwissen und den Dialog mit Praktikern. Wer wirklich etwas für das Wohl der Tiere erreichen will, sollte sich nicht in Alarmismus und medialen Schnellschüssen verlieren. Die Twistringer Geschichte zeigt einmal mehr, wie kontraproduktiv es ist, wenn Organisationen wie PETA aus einer ideologischen Haltung heraus agieren, anstatt sachlich zu argumentieren und mit Fakten zu überzeugen.
Es gibt ohne Zweifel Missstände in der Tierhaltung – und dort, wo sie auftreten, sind klare Worte und konsequentes Handeln gefragt. Doch indem PETA immer wieder unbescholtene Tierhalter anprangert, verwässert sie die Aufmerksamkeit für echte Problemfälle. Der Fokus sollte nicht auf öffentlichkeitswirksamen Schauprozessen liegen, sondern auf nachhaltiger Verbesserung konkreter Zustände. Auch Medien sollten sich die Frage stellen, welche Verantwortung sie beim Aufgreifen solcher Kampagnen tragen.
Fazit: Fundierte Kritik statt lauter Parolen
Tierschutz ist und bleibt ein unverzichtbares ethisches Anliegen. Doch wer ernst genommen werden will, muss mit Fakten argumentieren, nicht mit Polemik. Im Fall der Twistringer Brieftaubenzüchter hat PETA erneut eine Chance verspielt, durch fundierte Kritik Aufmerksamkeit zu erzeugen. Stattdessen bleibt der Eindruck einer Organisation, die lieber Schlagzeilen produziert als echte Verbesserungen anzustreben.
Wenn PETA weiterhin mit unbelegten Vorwürfen agiert, riskiert sie nicht nur ihre Glaubwürdigkeit, sondern fügt auch dem Ansehen des Tierschutzes insgesamt Schaden zu. Die Öffentlichkeit ist gefordert, genauer hinzuschauen – und sich nicht von großen Worten blenden zu lassen. Wer wirklich für Tiere eintritt, tut dies mit Herz, Verstand – und Beweisen.
Quellen:
- Kreiszeitung.de – Nachricht ans Veterinäramt: Twistringer Brieftaubenzüchter im Visier von Peta – https://www.kreiszeitung.de/lokales/diepholz/twistringen-ort47316/nachricht-ans-veterinaeramt-twistringer-brieftaubenzuechter-im-visier-von-peta-93854086.html
- GERATI – Taubenwettflug 2025 in Schlüsselfeld: Warum PETA mit ihrer Kritik über das Ziel hinausschießt – https://gerati.de/2025/05/22/taubenwettflug-in-schluesselfeld-peta-atmm/