Der Name John Hume ist seit Jahren eng mit dem Schutz von Nashörnern in Südafrika verbunden. Als selbsternannter „Rhino-Baron“ baute er eine der größten privaten Nashornzuchten der Welt auf und investierte Millionen in den Schutz dieser bedrohten Tierart. Nun aber steht der 83-Jährige im Zentrum eines gigantischen Skandals: Er soll Teil eines internationalen Schmuggelrings gewesen sein, der illegale Nashornhörner im Wert von rund 14 Millionen US-Dollar nach Asien brachte.
Konkret wirft die Staatsanwaltschaft ihm vor, zusammen mit Komplizen fast 1.000 Hörner unter Missbrauch legaler Genehmigungen außer Landes geschafft zu haben. Damit wird Hume beschuldigt, den legalen Rahmen gezielt genutzt zu haben, um einen der größten Schmuggelringe Südafrikas zu betreiben.
Der Fall sorgt weltweit für Schlagzeilen und spaltet nicht nur die Öffentlichkeit, sondern auch die Naturschutzszene. Während einige Hume weiterhin als engagierten Artenschützer sehen, werfen andere ihm vor, den legalen Handel als Deckmantel für kriminelle Machenschaften missbraucht zu haben.
Wer ist John Hume?
John Hume war jahrzehntelang einer der bekanntesten privaten Nashornzüchter Südafrikas. Mit mehr als 2.000 Tieren besaß er die größte private Nashornherde der Welt. Seine Idee: Durch eine kontrollierte Zucht und den legalen Verkauf von Nashornhörnern wollte er den Druck auf wildlebende Tiere reduzieren und gleichzeitig die Finanzierung seiner Projekte sichern.
Sein Ansatz war stets umstritten. Kritiker warfen ihm vor, den Schwarzmarkt zu befeuern und Wilderer zu motivieren, während Befürworter betonten, dass legale Märkte helfen könnten, die Preise zu regulieren und Nashörner langfristig zu retten. Schon damals bewegte sich Hume also in einem Spannungsfeld zwischen Idealismus und kommerziellen Interessen.
Die aktuellen Vorwürfe
Nun ermittelt die südafrikanische Justiz gegen Hume. Die Ermittlungen liefen über sieben Jahre und wurden maßgeblich von der Spezialeinheit „Hawks“ vorangetrieben. Ihm und fünf Mitangeklagten wird vorgeworfen, 964 Nashornhörner illegal gehandelt zu haben. Besonders brisant: In Teilen Asiens gilt Nashornhorn traditionell als Heilmittel oder Statussymbol, wodurch es extrem begehrt ist. Der Vorwurf lautet daher, sie sollen legale Genehmigungen missbraucht haben, um Hörner ins Ausland – vor allem nach Südostasien – zu schmuggeln.
Die Anklagepunkte sind schwerwiegend: Betrug, Diebstahl, Geldwäsche und Erpressung (Racketeering) stehen auf der Liste. Insgesamt geht es um mehr als 50 Straftaten. Damit gilt das Verfahren als einer der größten Schläge gegen den illegalen Nashornhandel in Südafrika.
Humes Verteidigung
John Hume weist sämtliche Vorwürfe zurück. Er betont, stets offen mit Behörden zusammengearbeitet zu haben und „nichts zu verbergen“. In Interviews erklärt er, dass seine Nashornzucht nie auf Schmuggel, sondern auf Artenschutz ausgelegt gewesen sei. Für ihn sei die aktuelle Anklage ein schwerer Schlag gegen all seine Bemühungen.
Er sieht sich als Opfer eines politischen Spiels. Während Regierungen und Tierschutzorganisationen den illegalen Handel bekämpfen wollen, steht für ihn fest: Ohne eine legale Möglichkeit, Nashornhörner zu verkaufen, können private Zuchten wirtschaftlich nicht überleben. Seine Vision von einer nachhaltigen Nutzung könnte damit endgültig gescheitert sein.
Reaktionen aus Politik und Gesellschaft
Die südafrikanische Regierung lobte die Arbeit der Spezialeinheit „Hawks“, die über Jahre Beweise gesammelt hat. Umweltminister Dion George sprach von einem „wichtigen Sieg“ im Kampf gegen den organisierten Wildtierhandel. Viele Naturschützer begrüßten die Anklage und hoffen, dass dadurch ein starkes Signal gegen Schmuggelnetzwerke gesetzt wird.
Doch es gibt auch andere Stimmen. Einige Experten bedauern, dass damit möglicherweise ein ambitioniertes Zuchtprojekt zerstört wird, das trotz aller Kontroversen zum Schutz der Nashörner beitrug. Die Debatte zeigt, wie schwierig die Gratwanderung zwischen kommerziellen Interessen und echtem Artenschutz sein kann.
Der weltweite Schwarzmarkt für Nashornhorn
Die Dimension des Falls wird erst klar, wenn man den internationalen Kontext betrachtet. In Teilen Asiens gilt Nashornhorn noch immer als Heilmittel oder Statussymbol. Der Schwarzmarktpreis übersteigt den von Gold oder Kokain. Genau hier liegt das Problem: Solange die Nachfrage so hoch ist, werden illegale Netzwerke immer wieder Wege finden, Hörner zu schmuggeln.
John Hume wollte diese Nachfrage mit legalen Mitteln bedienen – und steht nun selbst als Schmuggler am Pranger. Ob er wirklich ein Krimineller ist oder ein gescheiterter Idealist, muss nun das Gericht entscheiden. Der Ausgang des Verfahrens dürfte maßgeblich die zukünftige Debatte über den Nashornhandel beeinflussen.
Fazit: Zwischen Idealismus und Abgrund
Der Fall John Hume zeigt die komplexen Verstrickungen zwischen Naturschutz, Profitinteressen und internationalem Schmuggel. Während die Anklage schwer wiegt, bleibt die Frage offen, ob Hume tatsächlich ein Schmuggler oder ein missverstandener Züchter war. Sicher ist: Der Prozess wird nicht nur über seine persönliche Zukunft entscheiden, sondern auch die Diskussion um den legalen Nashornhandel neu entfachen.
Für die Nashörner selbst ist die Lage nach wie vor dramatisch. Der Schwarzmarkt boomt, Wilderer sind weiterhin aktiv, und die Fronten zwischen Befürwortern und Gegnern einer Legalisierung verhärten sich. Der „Rhino-Baron“ wird damit unfreiwillig zum Symbol eines globalen Konflikts, der weit über Südafrika hinausreicht.
Darüber hinaus könnte der Ausgang dieses Verfahrens einen Wendepunkt in der internationalen Debatte darstellen. Sollte Hume verurteilt werden, dürfte das Argument für eine Legalisierung des Nashornhandels massiv geschwächt werden. Ein Freispruch hingegen könnte Befürwortern neuen Rückenwind verleihen und die Forderung nach regulierten Märkten verstärken. In beiden Szenarien wird der Fall weitreichende Folgen für den globalen Artenschutz und die Strategien im Kampf gegen den Schmuggel haben.
Quellen:
- AP News – South African breeder is accused of $14 million rhino horn smuggling ring – https://apnews.com/article/south-africa-rhino-horn-smuggling-breeder-6f8367f808d37b285191969d7bb0efc0
- GERATI – Java Nashorn Wilderer in Indonesien zu 12 Jahren Haft Verurteilt: Drastische Schutzmaßnahmen und Bedrohungslage – https://gerati.de/2024/06/09/java-nashorn-wilderer-12-jahren-haft/