Inhaltsverzeichnis
Manchmal fragt man sich, ob PETA die juristische Welt mit einer eigenen, rosa gefärbten Brille sieht. Am 14. August 2025 veröffentlichte GERATI einen Artikel über die Einstellung einer Strafanzeige gegen einen Landwirt in Bergisch Gladbach. Am 15. August legte PETA nach – und präsentierte diese Einstellung allen Ernstes als „großen Erfolg“. Wer hier schon schmunzelt, sollte weiterlesen.
PETA reagierte erstaunlich schnell – offenbar hat man dort ein feines Radar für kritische Stimmen. Doch statt mit Beweisen oder Transparenz zu überzeugen, greift man lieber zur altbekannten Taktik: eine Niederlage sprachlich in einen Erfolg umdeuten. Ein Vorgehen, das nicht nur durchschaubar, sondern auch peinlich ist.
Die Vorgeschichte: Einstellung ohne Konsequenzen
In unserem Artikel vom 14.08.2025 haben wir den Fall sachlich aufgedröselt: PETA zeigte einen Landwirt an, weil angeblich Rinder das ganze Jahr über angebunden waren. Die Staatsanwaltschaft Köln stellte das Verfahren ein – mit der Begründung: „geringe Schuld“ und „kein öffentliches Interesse“. Damit wurde von offizieller Seite unmissverständlich klargestellt, dass der Fall nicht strafrechtlich weiterverfolgt wird.
Übersetzt heißt das: Selbst wenn ein Tatbestand im Raum steht, lohnt es sich nicht, Zeit und Geld in ein Verfahren zu stecken. Keine Strafe, kein Urteil, kein Eintrag – nichts. Dass PETA es dennoch als Erfolg verkaufen möchte, zeigt vor allem die eigene Abhängigkeit von Schlagzeilen. Hinzu kommt, dass die Einstellungsverfügung nicht veröffentlicht wurde – niemand außerhalb des Verfahrens kann also prüfen, ob PETAs Interpretation überhaupt zutrifft. Diese Intransparenz ist ein altbekanntes Muster: behaupten, aber Beweise lieber unter Verschluss halten.
PETAs Pressemitteilung: Aus Stroh wird Gold
PETA selbst betitelte die Pressemitteilung wie folgt. „PETA meldet Erfolg: Staatsanwaltschaft Köln erkennt qualvolle Anbindehaltung von Rindern in Bergisch Gladbach als Straftat an“ und schrieb in ihrer Mitteilung wörtlich: „Die Staatsanwaltschaft Köln erkennt die ganzjährige Anbindehaltung von Rindern als Straftat an.“ Genau diesen Satz nutzt die Organisation nun als vermeintlichen Beleg für einen Durchbruch.
Nur einen Tag nach dem Artikel auf GERATI meldet PETA großspurig: Die Staatsanwaltschaft habe zwar das Ermittlungsverfahren eingestellt, aber angeblich bestätigt, dass die ganzjährige Anbindehaltung eine Straftat sei. Kurios ist dabei, dass PETA die Einstellungsverfügung nicht offenlegt, sodass unklar bleibt, ob die Behauptung den Tatsachen entspricht. Ohne Einsicht in die Originalunterlagen bleibt es ein reines Behauptungsspiel.
Dass es am Ende keine Strafe gab? Ach, das ist doch nebensächlich, solange sich daraus ein PR-tauglicher „Durchbruch“ stricken lässt. Mit dieser Logik könnte man auch ein verlorenes Gerichtsverfahren feiern, weil der Richter immerhin den Namen des Klägers richtig ausgesprochen hat. Es ist eine Paradevorstellung im Umdeuten von Niederlagen zu angeblichen Erfolgen. Währenddessen fällt kaum jemandem auf, dass das Entscheidende fehlt: Beweise und Transparenz.
Juristische Dummheit trifft auf Pressedummheit
Zunächst die juristische Einordnung: Eine Einstellungsverfügung ist kein Urteil und hat null bindende Wirkung für andere Fälle. Sie stellt lediglich eine Einzelfallbewertung dar, die in einem anderen Verfahren völlig anders aussehen könnte. Daraus einen Präzedenzfall zu konstruieren, ist juristisch unsinnig und offenbart die schwache Argumentationsbasis von PETA.
Erst danach lohnt sich der Blick auf die Medien. Einige Plattformen übernahmen PETAs Darstellung kritiklos, ohne den Unterschied zwischen Einstellung und Verurteilung zu verstehen. So entsteht ein vermeintlicher „Erfolg“, der nur auf Papier existiert. Auch hier fehlt die Offenlegung der Verfügung, sodass niemand den Wahrheitsgehalt prüfen kann – ein gefundenes Fressen für reißerische Schlagzeilen und oberflächliche Berichterstattung.
Beweislast? Ach, unwichtig!
Typischerweise beruft sich PETA bei solchen Anzeigen auf Fotos, kurze Videoaufnahmen oder anonyme Hinweise, die keinerlei Langzeitbeobachtung darstellen. Mit solchen bruchstückhaften „Beweisen“ lässt sich allenfalls ein Verdacht andeuten, aber niemals die behauptete ganzjährige Haltung zweifelsfrei nachweisen.
Noch absurder wird es, wenn man bedenkt, dass PETA selbst wohl kaum gerichtsfeste Beweise für eine 365 Tage dauernde Anbindehaltung vorlegen kann. Um das nachzuweisen, müsste man ein Jahr lang permanent vor Ort sein – nicht gerade die typische Arbeitsweise vom Schreibtisch aus. Wer nur Momentaufnahmen sammelt, kann unmöglich ein durchgängiges Verhalten beweisen. Damit verpuffen die großspurigen Anschuldigungen in der Realität wie heiße Luft.
Genau deshalb ist die Nichtveröffentlichung der Einstellungsverfügung so praktisch für PETA. Niemand kann die tatsächliche Begründung nachvollziehen, und so bleibt viel Raum für Spekulation. Während PETA jubelt, bleibt der Verdacht, dass alles auf wackligen Beinen steht. Transparenz sieht anders aus. Doch gerade diese fehlende Transparenz ist ein willkommenes Werkzeug für PETA, um Medien und Unterstützer mit einer simplen Erzählung zu versorgen.
Fazit: Jubel aus der Parallelwelt
PETA feiert eine Einstellung als Erfolg, die für jeden, der sich mit Strafrecht auskennt, ein klarer Misserfolg ist. Statt einem Urteil, das Anbindehaltung offiziell verbietet, bleibt nur eine unverbindliche Notiz in einer Akte. Dafür aber jede Menge Schlagzeilen und Spendensignale – ein PR-Coup ohne Substanz. Wer nüchtern hinsieht, erkennt, dass PETA damit nichts gewonnen hat außer ein paar Schlagzeilen.
Vielleicht sollte man bei PETA mal darüber nachdenken, ob man den Begriff „Erfolg“ neu definiert. Nach ihrer Logik ist auch ein verlorenes Fußballspiel ein Sieg – solange man ein Foto mit dem Ball hat. Ohne Offenlegung der Einstellungsverfügung ist PETAs Interpretation jedenfalls nichts anderes als ein weiteres Beispiel für juristische und mediale Selbsttäuschung.
Für Leser bleibt daher nur ein Rat: Hinterfragen Sie solche Jubelmeldungen, verlangen Sie nachprüfbare Belege und geben Sie sich nicht mit vagen Behauptungen zufrieden. Kritisches Denken und der Blick auf die tatsächlichen Fakten sind das wirksamste Mittel gegen diese Art von PR-Inszenierung.
Quellen:
- PETA – PETA meldet Erfolg: Staatsanwaltschaft Köln erkennt qualvolle Anbindehaltung von Rindern in Bergisch Gladbach als Straftat an – https://presseportal.peta.de/peta-meldet-erfolg-staatsanwaltschaft-koeln-erkennt-qualvolle-anbindehaltung-von-rindern-in-bergisch-gladbach-als-straftat-an/
- GERATI – PETA und die Anbindehaltung: Strafanzeigen ohne rechtliche Grundlage? – https://gerati.de/2025/08/14/peta-und-die-anbindehaltung-b782/