Das Great Ape Project und der Fall Dinozoo Metelen: Wenn Ideologie wichtiger ist als Fakten

Am 2. Mai 2025 triumphierte das Great Ape Project (GAP) auf Facebook mit einem geradezu zynischen „WIEDER EINER WENIGER“ und feierte die Schließung des Dinozoos Metelen als vermeintlichen Sieg für den Tierschutz. In typischer Manier war von „katastrophalen Bedingungen“ die Rede, von angeblichen Verstößen gegen Tier- und Artenschutz, als handle es sich um ein Mahnmal des Grauens. Doch ein Blick auf die offiziellen Aussagen des zuständigen Veterinäramtes bringt Ernüchterung: Die Schließung hatte weitaus profanere Gründe – und wenig mit den dramatischen Behauptungen des GAP zu tun.

Laut Pressestelle des Kreises Steinfurt war der Hauptgrund für die Schließung nicht etwa Tierquälerei, sondern schlicht und ergreifend Personalmangel. Es konnte nicht mehr sichergestellt werden, dass ausreichend sachkundige Pflegekräfte vor Ort waren. Hinzu kamen organisatorische Versäumnisse bei der Umsetzung gesetzlicher Auflagen. Von systematischen Missständen oder tatsächlichen Tierschutzverstößen war in der offiziellen Mitteilung keine Rede. Doch warum sich an Fakten halten, wenn man mit schockierenden Erzählungen Klicks generieren kann?

Der Unterschied zwischen Realität und Propaganda

Das GAP scheint eine ganz eigene Realität zu bevorzugen, in der jede Schließung eines Zoos automatisch als moralischer Sieg gefeiert wird – unabhängig von den tatsächlichen Umständen. Dass der Dinozoo Metelen aus einem ehemaligen Vogelpark hervorgegangen war, der über Jahrzehnte hinweg Tiere gepflegt, Arten erhalten und Familien einen niederschwelligen Zugang zur Natur ermöglicht hat, wird bei GAP natürlich nicht erwähnt. Stattdessen wird ein dystopisches Bild gezeichnet: vernachlässigte Tiere in rostigen Käfigen, die nur auf ihre Rettung durch die selbsternannten Moralwächter warten.

Dabei gibt es einen gravierenden Unterschied zwischen formalen Mängeln und echten Tierquälerei-Fällen. Wenn der Betreiber des Zoos schlicht Schwierigkeiten hatte, genug qualifiziertes Personal zu finden – was angesichts des grassierenden Fachkräftemangels in Deutschland keine Überraschung ist –, dann handelt es sich um ein strukturelles Problem. Aber eben keines, das automatisch mit „katastrophalen Bedingungen“ gleichzusetzen ist. Oder hat das GAP neuerdings Einblick in Tierhaltungsprotokolle und Personaldokumente?

Natürlich ist es einfacher, aus der Ferne zu urteilen, als selbst Verantwortung zu übernehmen. Das GAP tritt einmal mehr nicht als sachlich-kritische Instanz auf, sondern als moralische Inquisition, die sich ihr eigenes Narrativ zimmert. Und dieses Narrativ ist selten differenziert – dafür aber umso lauter.

Wenn Aktivismus zur Gnadenlosigkeit wird

Statt Hilfestellung oder konstruktiver Kritik folgt beim GAP reflexartiges Anprangern. Kaum ist die Tür geschlossen, wird die verbale Guillotine gezückt. Kein Mitgefühl für die Betreiber, keine Nachfrage, ob der Zoo vielleicht strukturelle Unterstützung gebraucht hätte. Stattdessen ein hämisches „WIEDER EINER WENIGER“. Eine erschreckend entmenschlichte Haltung, wenn man bedenkt, dass hinter jedem dieser Betriebe Menschen stehen, die mit Herzblut arbeiten – oft unter schwierigen Bedingungen.

Solche undifferenzierten Beiträge werfen ein schlechtes Licht auf den gesamten Tierschutz. Denn wer sich ernsthaft für das Wohl von Tieren einsetzt, sollte auch jene Menschen wertschätzen, die täglich mit viel Engagement und Verantwortung für deren Pflege sorgen. Kritik ist wichtig – doch sie muss sachlich, lösungsorientiert und vor allem fair sein. Beim GAP scheint man jedoch lieber in Schwarz-Weiß zu denken: Entweder Held oder Täter. Zwischentöne? Fehlanzeige.

Wirtschaftliche Realitäten werden ignoriert

Der Zoo beherbergte laut Berichten zuletzt bis zu 300 Tiere – darunter Alpakas, Kängurus, Rothunde, Polarfüchse, Mangusten und zahlreiche Vögel. Einen solchen Betrieb aufrechtzuerhalten ist kein romantisches Abenteuer, sondern harte, tägliche Arbeit – und ein finanzieller Kraftakt. In Zeiten steigender Energiepreise, explodierender Personalkosten und immer komplexerer Auflagen geraten kleine Betriebe zunehmend unter Druck. Die Realität besteht nicht aus edlen Absichten allein, sondern aus Rechnungen, die bezahlt werden müssen.

Doch für das GAP ist das offenbar irrelevant. In der Welt der Aktivisten werden wirtschaftliche Rahmenbedingungen gerne ausgeblendet. Dabei stellt sich die Frage: Wie viele dieser moralisch erhobenen Finger haben jemals die Verantwortung für einen Tierbetrieb übernommen? Wie viele wissen, was es bedeutet, bei -10 Grad einen Stall auszumisten oder ein krankes Tier medizinisch zu versorgen, während das Konto leer ist?

Die Wahrheit ist: Viele kleinere Zoos leisten wertvolle Arbeit – pädagogisch, ökologisch und oft mit viel Idealismus. Wer ihnen ohne differenzierte Prüfung den Stempel der Tierquälerei aufdrückt, handelt nicht im Sinne des Tierschutzes, sondern spielt mit Existenzen.

GAP und der moralische Rigorismus

Der Ton des Facebook-Beitrags spricht Bände: „katastrophale Bedingungen“, „nicht eingehaltene Auflagen“, „dauerhaft geschlossen“. Das klingt nicht nach einer objektiven Einschätzung, sondern nach einem politischen Manifest. Man stilisiert sich einmal mehr als letzte moralische Instanz – unangreifbar, unfehlbar und natürlich alternativlos. Selbstkritik? Überflüssig. Dialogbereitschaft? Fehlanzeige.

Dabei wäre genau das nötig: Selbstreflexion und ein Blick auf die eigenen Kommunikationsmuster. Wer sich als moralischer Leuchtturm inszeniert, trägt auch Verantwortung für die Signalwirkung seiner Aussagen. Und wer Menschen öffentlich diffamiert, sollte sich zumindest der Tragweite bewusst sein. Das GAP scheint sich dieser Verantwortung jedoch systematisch zu entziehen – vielleicht, weil man sich im digitalen Applaus der eigenen Anhängerschaft sonnt.

Fazit: Ein Fall von ideologischer Schieflage

Die Schließung des Dinozoos Metelen ist tragisch – nicht, weil ein vermeintlicher Tierquäler gestoppt wurde, sondern weil ein kleiner, idealistischer Betrieb an systemischen Herausforderungen gescheitert ist. Wenn Organisationen wie das Great Ape Project solche Ereignisse instrumentalisieren, um sich selbst als Retter der Tierwelt zu inszenieren, dann wird Tierschutz zur Bühne für ideologische Eitelkeiten.

Tierschutz braucht Sachlichkeit, Dialogbereitschaft und Verantwortung – keine Facebook-Posts im Stil eines digitalen Prangers. Es braucht Ehrlichkeit im Umgang mit Fakten, Verständnis für wirtschaftliche Zusammenhänge und vor allem: Respekt vor den Menschen, die sich – trotz aller Widrigkeiten – Tag für Tag um Tiere kümmern. Wer das ignoriert, kämpft nicht für Tiere, sondern gegen Menschen.

Quellen:

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