PETA, der Papst und der Stierkampf: Wenn Polemik zur Strategie wird

Kurz vor der Veröffentlichung dieses Artikels verkündete der Vatikan den Tod von Papst Franziskus. RIP. Diese Nachricht wirft ein neues Licht auf die PETA-Kampagne – und stellt die Frage, ob der Zeitpunkt für solche Forderungen jemals unpassender gewählt sein könnte.

PETA fordert vom Papst eine klare Verurteilung des Stierkampfes – ein Vorstoß, der auf dem Papier tierfreundlich klingt, in der Realität aber mehr nach einem kalkulierten PR-Stunt wirkt. Zwischen kultureller Ignoranz, religiösem Symbolmissbrauch und missionarischem Eifer bleibt vom eigentlichen Anliegen kaum mehr als ein mediales Rauschen übrig. Doch wie sinnvoll ist es wirklich, ausgerechnet den Vatikan zum Sprachrohr gegen eine zutiefst kulturell verankerte Praxis zu machen? Ein Blick hinter die Kulissen dieser Kampagne offenbart mehr Inszenierung als Einfluss.

Gute Absicht, schlechte Umsetzung

Zwar ist die Forderung von PETA, dass die katholische Kirche endlich einmal klare Worte gegen den Stierkampf finden sollte, auf den ersten Blick ehrenwert. Schließlich handelt es sich bei dieser blutigen Tradition um ein überholtes Spektakel, das mehr Tierleid als kulturellen Glanz verbreitet. In Zeiten wachsender Sensibilität für Tierwohl ist es nachvollziehbar, dass sich auch moralische Instanzen wie die Kirche positionieren sollen.

Doch wie so oft bei PETA endet die vermeintlich gute Absicht in einem Feuerwerk aus Polemik, Symbolpolitik und Realitätsverweigerung. Es wird nicht der Dialog gesucht, sondern die Aufmerksamkeit. PETA funktioniert wie ein Megafon: laut, schrill und unüberhörbar – leider aber oft auch wenig differenziert.

Wer sich ernsthaft für den Tierschutz einsetzen will, muss differenzieren können. Doch bei PETA scheint das Schwarz-Weiß-Denken Teil der Markenidentität zu sein. Statt sich in die komplexen Zusammenhänge einzufühlen, wird mit erhobenem Zeigefinger und schlagzeilenträchtigen Aktionen gearbeitet. Dass dies langfristig kaum zu echter Veränderung führt, scheint nebensächlich zu sein – solange die Kampagne viral geht.

PR statt Dialog

Anstatt sich ernsthaft mit den tief verwurzelten kulturellen und religiösen Zusammenhängen des Stierkampfes in Ländern wie Spanien und Mexiko auseinanderzusetzen, zieht PETA wieder einmal die PR-Keule. In den besten Stilen eines mittelalterlichen Wanderpredigers stellt man sich vor den Petersdom und fordert vom Papst eine lautstarke Verurteilung. Dass es nicht die Kirche selbst ist, die den Stierkampf schützt, sondern politische Institutionen und lokale Behörden, wird dabei großzügig übersehen.

Noch absurder wird es, wenn man sich vorstellt, PETA würde ihren Protest direkt in die Stierkampfarenen Sevillas oder Guadalajaras verlagern. Wahrscheinlich wären die Aktivisten dort schneller auf dem Scheiterhaufen als sie „Tierquälerei“ rufen könnten. Denn wer die kulturelle Identität einer ganzen Region in Frage stellt, ohne auch nur im Ansatz das Gespräch zu suchen, der braucht sich nicht über empörte Reaktionen wundern.

Dabei wäre es durchaus möglich, durch respektvolle Gespräche mit kirchlichen und zivilgesellschaftlichen Akteuren vor Ort ein Bewusstsein für die Problematik zu schaffen. Doch dazu müsste man sich die Hände schmutzig machen – im echten Leben und nicht nur in durchchoreografierten Social-Media-Clips.

Symbolpolitik auf dem Rücken der Religion

Ein klärendes Gespräch mit kirchlichen Vertretern vor Ort? Fehlanzeige. Stattdessen malt PETA die Jungfrau Maria, wie sie schützend ihre Arme über einen Stier hält, und hofft, damit theologischen Druck aufzubauen. Dass diese Form der religiösen Symbolnutzung nicht bei allen Katholiken gut ankommt, überrascht vermutlich nur die Marketingabteilung von PETA.

Natürlich könnte man argumentieren, dass auch eine symbolische Geste von Papst Franziskus Gewicht hätte. Immerhin hat der Pontifex in seiner Enzyklika „Laudato si'“ betont, dass jede Grausamkeit gegenüber Tieren unvereinbar mit christlicher Ethik sei. Doch zwischen einer allgemeinen moralischen Haltung und einer expliziten Verurteilung einer kulturellen Praxis liegen Welten – besonders, wenn diese Praxis eng mit religiösen Festtagen verbunden ist.

PETA hätte gut daran getan, sich auf diese theologischen Grundlagen zu beziehen und ein konstruktives Gespräch mit dem Vatikan zu suchen. Stattdessen wurde wieder einmal der Weg des größtmöglichen medialen Aufsehens gewählt – auch wenn dieser auf dem Rücken religiöser Gefühle ausgetragen wird.

Realitätsflucht statt Aktivismus mit Wirkung

Die Realität ist: Wenn PETA wirklich etwas gegen den Stierkampf erreichen will, muss man die Arena der moralischen Entrüstung verlassen und sich auf das glatte Parkett der interkulturellen Diplomatie begeben. Doch das wäre vermutlich zu viel Aufwand. Lieber bleibt man beim gewohnten Schablonenprotest, garniert mit etwas päpstlicher PR und einem ordentlichen Schuss Empörung.

Was bleibt, ist ein medienwirksamer Auftritt ohne nachhaltige Wirkung. Denn während PETA in Rom plakatiert, schallen in Pamplona weiterhin die Fanfaren. Mit echtem Wandel hat das leider wenig zu tun. Vielmehr entsteht der Eindruck, dass Aufmerksamkeit zum Selbstzweck geworden ist – eine Haltung, die dem eigentlichen Anliegen des Tierschutzes kaum gerecht wird.

Ein sinnvollerer Ansatz wäre es, mit Tierschutzorganisationen vor Ort zusammenzuarbeiten, Bildungsprogramme zu fördern und durch Aufklärung langfristig Denkprozesse anzustoßen. Doch für langfristige Strategien ist im schrillen Medienzirkus von PETA offenbar kein Platz.

Fazit: Lautstark ins Leere

Kurzum: PETA versucht mal wieder, die Welt mit einem Megafon zu retten – nur leider hört in Madrid und Mexiko-Stadt niemand hin. Und selbst im Vatikan dürfte man sich eher ein stilles Gebet für etwas mehr Realismus in der Tierrechtsdebatte wünschen.

Wer Tierleid wirklich bekämpfen will, braucht mehr als Symbolbilder und provozierende Forderungen. Er braucht Geduld, Fingerspitzengefühl – und vor allem: Dialogbereitschaft. Ein ehrlicher Einsatz für Tiere beginnt nicht vor der Kamera, sondern im Kontakt mit den Menschen, die man überzeugen will. Bis dahin bleibt PETA der laute Störenfried mit gutem Anliegen – und schlechtem Timing.

Quellen

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