Burgwedel / Stuttgart, 2. August 2021 – PETA hat am 28. Juli Strafanzeige gegen einen Rinderhaltungsbetrieb aus Burgwedel bei der Staatsanwaltschaft Hannover erstattet. Die Verantwortlichen zwingen die rund 50 Rinder laut Zeugenaussage fast das gesamte Jahr, ein Dasein in sogenannter Anbindehaltung zu fristen: Bei dieser Haltungsform sind sie mit Ketten oder anderen Vorrichtungen am Hals festgebunden und können sich nicht einmal umdrehen – so müssen die Tiere an einem Platz ausharren. Die vorhandene Auslauffläche kann scheinbar nur von einzelnen Tieren genutzt werden. Die Tierrechtsorganisation appelliert, die „Anbindehaltung“ von Rindern bundesweit zu verbieten.


„Verbrauchern und Verbraucherinnen wird oftmals eine Idylle mit ‚glücklichen Kühen‘ auf grünen Wiesen vorgegaukelt, während die Realität eher an die Gefangenschaft in mittelalterlichen Kerkern erinnert. Die Haltung im Stall ist für Rinder unabhängig von der Haltungsform mit körperlichem und psychischem Leid verbunden, aber in der ‚Anbindehaltung‘ werden ihre Bedürfnisse komplett ignoriert“, so Agrarwissenschaftlerin Lisa Kainz, PETAs Fachreferentin für Tiere in der Ernährungsindustrie. „Dass die Politik diese Haltung trotz des Wissens um die Tierquälerei immer noch zulässt, zeigt, dass der in der Verfassung verbriefte Tierschutz so gut wie nichts wert ist. Menschen, die Tierleid nicht unterstützen möchten, sollten kein Fleisch, keine Milch und keine Eier kaufen, sondern zu pflanzlichen Alternativen greifen.“

Auch die Bundestierärztekammer fordert seit Jahren Ende der sogenannten Anbindehaltung
PETA weist darauf hin, dass die Bundestierärztekammer bereits 2015 einen kompletten Ausstieg aus der Haltungsform forderte. Auch ein Urteil des Verwaltungsgerichts Stade bekräftigt die Forderung: Das Gericht verkündete schon 2012, dass die „Anbindehaltung“ der verhaltensgerechten Unterbringung sogenannter Milchkühe entgegensteht. Auch in Biobetrieben ist diese tierquälerische Praxis über die langen Wintermonate hinweg erlaubt, obwohl die empfindlichen Tiere infolgedessen oft Schmerzen haben, etwa durch entzündete Gelenke oder Quetschungen am Hals. PETA mahnt jedoch, dass das Leid von Rindern, die in der landwirtschaftlichen Tierhaltung ausgebeutet werden, systembedingt ist. Auch in Einrichtungen wie „Laufställen“ werden die natürlichen Bedürfnisse der Tiere nicht erfüllt. Daher appelliert die Organisation neben der Politik zudem an alle Menschen, beim Einkauf zu veganen Produkten zu greifen.

 
Etwa eine Million Kühe in deutschen Ställen am Hals fixiert
Etwa eine Million Kühe werden in Deutschland gezwungen, ihr Dasein zeitweise oder das ganze Jahr über angebunden in einem Stall zu verbringen. Insbesondere in kleinen und mittleren Betrieben fixieren Landwirte und Landwirtinnen sie aus praktikablen Gründen häufig mit Anbindevorrichtungen am Hals, teils auch mit unbeweglichen Halsrahmen. An den Ketten ist die Bewegung sehr eingeschränkt, sodass sich die Tiere höchstens gerade noch hinlegen können. Die Liegematten dafür fehlen in einigen Stallungen gänzlich, sind verschlissen oder die Liegeflächen grundsätzlich zu klein für die Tiere. Die artwidrige Haltung und der immense Bewegungsmangel führen zu großem seelischem Leid bei den Rindern. Zusätzlich leiden sie oft unter Liegeschwielen, Lahmheit sowie Einschnürungen oder Quetschungen am Hals.  
 
PETAs Motto lautet in Teilen: Tiere sind nicht dazu da, dass wir sie essen oder sie in irgendeiner anderen Form ausbeuten. Die Organisation setzt sich gegen Speziesismus ein – eine Weltanschauung, die den Menschen als allen anderen Lebewesen überlegen einstuft.