Light
Dark

Interview: Dr. Florian Asche: Leidenschaft für Natur, Wald und Jagd

Dr. Florian Asche, geboren 1968 in Hamburg verheiratet, 2 Kinder. Er ist leidenschaftlicher Jäger, Rechtsanwalt für Jagdrecht, Buchautor und vieles mehr.

Sein Motto: „Ich betrachte es als mein ganz persönliches Lebensglück, die Anwaltstätigkeit mit meiner Leidenschaft für Natur, Wald und Jagd verbinden zu können.

Heute beantwortet er GeRaTi einige Fragen im PETA Kontext. Vielen Dank dafür!

GeRaTi Redaktion: Herr Dr. Asche, von wem haben sie gelernt, dass der Tod zum Leben gehört?

Dr. Florian Asche: Ich bin in einer Familie aufgewachsen, in der die Jagd schon seit vielen Generationen zum Alltag gehört, ebenso wie die Land-, Wald- und Tiernutzung. Da erklärt sich das Lebensprinzip von Werden und Vergehen von selbst. Der Tod in der Natur ist einfach ihr Trick, um möglichst viel unterschiedliches Leben zu haben.

GeRaTi Redaktion: Ist ihr Kinderbuch „Kannst Du mal die Leber halten“ autobiografisch?

Dr. Florian Asche: Nicht in Bezug auf den konkreten Handlungsverlauf, jedoch im Hinblick auf das frühe Miterleben auf der Jagd, das Fragen und Erklären, die Jagd als ganzheitliche Lebensform. Das habe ich selbst als Kind erlebt und so auch an meine eigenen Kinder weitergegeben.

GeRaTi Redaktion: Sie sind auch Autor des Buches „TIERE ESSEN DÜRFEN: Ethik für Fleischfresser“. Wie waren die Reaktionen aus der Tierrechtsszene?

 

Dr. Florian Asche: Ich selbst wurde nicht persönlich angefeindet. Wenn Sie allerdings die Rezensionen auf Amazon lesen, dann bemerken Sie schnell, dass die wenig sachlichen und verunglimpfenden Kritiken regelmäßig von Usern stammen, die das Buch offensichtlich nicht gelesen haben. Ein Tierrechtler möchte selten etwas Neues dazulernen. Er weiß ja schon alles.

GeRaTi Redaktion: Hat sich das Buch gut verkauft?

Dr. Florian Asche: Bei Sachbüchern gelten Auflagen ab 5000 Stück schon als Erfolg. Insofern freue ich mich, dass meine Titel zwischen 6.000 und 20.000 Stück liegen. Das ist insbesondere für Nischenthemen schon bemerkenswert. Schließlich bin ich Rechtsanwalt und nicht Publizist.

GeRaTi Redaktion: PETA würde am liebsten die Jagd und die Angelei abschaffen. Nehmen Sie solche Forderungen Ernst?

Dr. Florian Asche: Als politische Initiative muss man solche Forderungen natürlich immer ernst nehmen, insbesondere in einer so Natur-entfremdeten Welt wie unserem modernen Industrie- und Kommunikationsland. Philosophisch sind diese Forderungen natürlich absoluter Unsinn, denn sie vermeiden überhaupt kein Tierleid. Wildtiere und Fische sterben nämlich auch ohne unser Zutun, sei es durch Seuchen, Prädatoren oder auf unseren Straßen. Da die Natur keine Palliativmedizin kennt, sind Tierleid und Tiertod in ihrem System von vornherein angelegt.

GeRaTi Redaktion: PETA behauptet: Die Jagd ist unnötig, kontraproduktiv und grausam. Ich nehme an, die Fakten sehen aus ihrer Sicht anders aus. Klären Sie uns bitte auf!

Dr. Florian Asche: Mit dem gleichen philosophischen Anspruch könnte man schreiben: Die Natur ist grausam. Jagd ist als Phänomen ein Naturbestandteil. Die Aussage von PETA sagt mehr über die Naturentfremdung dieser Organisation aus, als über die Jagd. Das wird besonders deutlich, wenn Sie die Jagd ins Verhältnis zu anderen Formen der Tiernutzung setzen. Jäger erlegen pro Jahr höchsten 10 Millionen Wildtiere. Unsere „harmlosen“ Streichel Kätzchen fangen jährlich ca. 100–200 Millionen Singvögel. Dennoch käme niemand auf den Gedanken, Katzenhaltung zu verbieten.

GeRaTi Redaktion: Eine weitere Aussage von PETA ist: Die Rückkehr des Wolfes und Luchses wird seitens der Jägerschaft bis heute vehement bekämpft. Ist dem so?

Dr. Florian Asche: Wäre die Jägerschaft wirklich gegen diese Wildarten, dann gäbe es nicht über 1000 Wölfe und die stabilen Luchs Populationen im Harz und im Pfälzer Wald. Die Praxis widerlegt Peta schon auf den ersten Blick.

GeRaTi Redaktion: Sind Jäger triebgesteuert oder anders gefragt, was hat Sex mit der Jagd zu tun?

Dr. Florian Asche: Jagd und Sex sind zwei völlig getrennte Wohnungen im gleichen Haus des menschlichen Gefühlslebens. Sie sind für sich nicht rational zu erklären, sondern Teil unserer Leidenschaften und unserer ganzheitlichen Lebensgestaltung. Das macht sie nicht deckungsgleich, sondern zeigt ihre Parallelen auf. Denken Sie an den Liebhaber, der für ein einziges Rendezvous von Hamburg nach München fährt. So etwas lässt sich eben sowenig rational erklären, wie in einer eiskalten Nacht beim Vollmondschein auf Wildschweine zu warten. Für ein Stück Fleisch könnte ein Jäger viel einfacher in den Supermarkt gehen. Er jagt also aus anderen Gründen, die tief in unserem Seelenleben begründet sind. Letztlich geht es beim Sex und bei der Jagd um ganzheitliche, sinnliche menschliche Existenz.

GeRaTi Redaktion: Sie als Anwalt für Jagdrecht können uns bestimmt sagen, ob es häufig vorkommt, dass Jäger von Tierrechtlern angezeigt werden?

Dr. Florian Asche: Derartige Vorkommnisse gibt es zwar reichlich. Sie scheinen aber aus meiner Sicht abzunehmen, da PETA merkt, dass die Staatsanwaltschaften sich nicht zum willigen Gehilfen strafrechtlichen Unsinns machen lassen.

GeRaTi Redaktion: Es kommt gefühlt relativ selten vor, dass Jäger zu PETA-Anfeindungen öffentlich Stellung beziehen. Woran liegt das?

Dr. Florian Asche: Die Jäger haben anderes zu tun, als sich in einem medialen Kleinkrieg über die Legitimität der Jagdausübung zu verschließen. Das ändert aber nichts daran, dass beispielsweise der DJV durchaus Stellung bezieht und sie auch nach außen vertritt. Hier trügt m. E. das Gefühl.

GeRaTi Redaktion: Gesetzt den Fall es wird jemand bei der mutwilligen Zerstörung von Hochsitzen auf frischer Tat ertappt. Mit welcher Strafe muss er rechnen?

Dr. Florian Asche: § 303 StGB sieht eine Freiheitsstrafe von bis zu zwei Jahren oder eine Geldstrafe vor. Bei der Strafzumessung ist allerdings eine Vielzahl von Parametern zu berücksichtigen. War der Täter schon einschlägig in Erscheinung getreten? Wurden Menschen gefährdet? Wie viele Hochsitze wurden beschädigt? Man kann hier kaum eine pauschale Einordnung liefern.

GeRaTi Redaktion: Welche gesetzlichen Bestimmungen für die Jagd sind ihrer Meinung nach überflüssig?

Dr. Florian Asche: Mir fällt da vor allem das übermäßig strenge Waffengesetz ein. Aktuell müssen Jäger schon bei geringfügigen Fehlleistungen im Umgang mit Waffen und Munition um den Jagdschein fürchten, obwohl zu keinem Zeitpunkt Gefahr für dritte bestand. Eine vergessene Patrone im Mantel und schon kann der Jagdschein für ein paar Jahre entzogen werden. Das hat mit wirkungsvoller Sicherheitspolitik nichts zu tun, sondern grenzt an Schikane.

GeRaTi Redaktion: Sind Spaziergänger, Pilzsammler und Geocacher „Feinde“ des Jägers oder gehört der Wald allen?

Dr. Florian Asche: „Feinde“ – was für ein schreckliches Wort. Es gibt viele Menschen, die sich gern in der Natur aufhalten, ob als Sportler, Spieler oder Naturnutzer. Da wird die Decke der Natur an allen Ecken etwas kurz. Umso mehr brauchen wir wechselseitiges Verständnis und Ausgleich.

GeRaTi Redaktion: Gegen das betäubungslose Kastrieren liegt aktuell eine Verfassungsbeschwerde beim Verfassungsgericht in Karlsruhe vor. Initiiert wurde das ganze medienwirksam von Harald Ullmann – 2. Vorsitzender – PETA Deutschland e. V. Versuchen hier Tierrechtler die Vermenschlichung (Anthropomorphismus) salonfähig zu machen?

Dr. Florian Asche: Also mir würden für den Anthropomorphismus geeignetere Beispiele einfallen. Schließlich ist die betäubungslose Kastration durchaus mit Schmerz verbunden. Aber denken Sie beispielsweise an geradezu lächerliche Ansätze, beispielsweise die „Versklavung“ von Bienen für die Honiggewinnung zu verurteilen oder die „Vergewaltigung“ von Kühen für die Milch. Noch schlimmer wird es, wenn von einem „Holocaust auf dem Teller“ schwadroniert wird. Hier verwechselt Peta auf eine besonders widerwärtige Weise das bewusste und psychisch reflektierte Leid des Menschen mit rein körperlichem Stress der Tierwelt.

Amazon-Rezension

über das  Buch „TIERE ESSEN DÜRFEN“ 

Für mehr Realitätsbewusstsein

In einer kunterbunten und durch die Medien gesteuerten Gesellschaft, inmitten von Schweinchen Babe, Free Willy, ein Hund namens Beethoven usw. im TV, unzähligen Katzenvideos auf YouTube ist eine Vermenschlichung der eigenen Haustiere und der Tiere im Allgemeinen eigentlich kein Wunder. Bello trägt maßgeschneiderte Kleidung, bekommt im Alter von 10 Jahren eine künstliche Hüfte und wird zwei Jahre später auf dem Hundefriedhof inkl. Grabstein aus Marmor beerdigt. Kein Wunder, dass einigen Menschen die Weitsicht fehlt oder abhanden gekommen ist, um zwischen den Gesetzen der Tierwelt und unserer Welt zu unterscheiden.

 

 

q? encoding=UTF8&MarketPlace=DE&ASIN=3788817178&ServiceVersion=20070822&ID=AsinImage&WS=1&Format= SL250 &tag=gerati 21

Herr Asche führt in seiner Streitschrift durch die Geschichte des Veganismus, betrachtet dabei historische und religiöse Gesichtspunkte und kritisiert dabei nicht nur die Anthropomorphisten, sondern jede radikalisierende Gruppe (…isten), die ihre eigene Ideologie zum Weltbild aller Menschen machen möchte.

Das Buch ist gut recherchiert, viele bekannte Philosophen (Pythagoras, Schopenhauer, Freud, Montaigne um nur einige zu nennen), die sich zum Teil bereits vor hunderten von Jahren Gedanken zum Thema Vegetarismus gemacht haben, werden zitiert und interpretiert. Es werden insgesamt nur wenig konkrete Contra-Punkte für einen strikten Veganismus/Vegetarismus aufgeführt (obwohl es auch hier genügend gäbe), der Autor konzentriert sich primär auf ethische Themen und gibt damit allerlei Denkanstöße (kann man ein Tier seines Lebens berauben, wenn es kein Bewusstsein vom eigenen Leben, geschweige denn vom Tod, hat?). Amüsant auch das letzte Kapitel in einer fiktiven Welt im Jahre 2115, in der jegliche Interventionen mit Tieren vom ökologischen Großrat verboten worden sind.

Ich bin auf den Geschmack gekommen und werde mal gucken was die anderen Bücher von Florian Asche (Jagen, Sex und Tiere essen aus dem Jahr 2012 und Kannst Du mal die Leber halten? 2013) zu bieten haben. TIERE ESSEN DÜRFEN hat gute vier Sterne verdient

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert