Colin Goldner und das Great Ape Project: Bedeutungsverlust auf der International Animal Rights Conference (IARC)

Die International Animal Rights Conference (IARC) war lange ein zentraler Treffpunkt der internationalen Tierrechtsbewegung. Heute jedoch bleiben bekannte Namen und Organisationen weitgehend fern. Besonders deutlich zeigt sich dieser Bedeutungsverlust am Beispiel von Colin Goldner und dem Great Ape Project, die in diesem Jahr nicht mehr vertreten sind – ein Hinweis auf die wachsende Krise einer Bewegung, die sich zunehmend selbst isoliert.

Rückzug von Colin Goldner: Ein schleichendes Ende einer Karriere?

Colin Goldner ist nach seinen letzten beiden kurzfristigen Absagen bei der International Animal Rights Conference (IARC) in diesem Jahr nicht mehr als Sprecher eingeplant. 2023 und 2024 hatte das Great Ape Project seine Teilnahme groß angekündigt, doch jeweils kurz vor Beginn musste Goldner aus „persönlichen Gründen“ absagen – ein Ärgernis für die Veranstalter, die kurzfristig Ersatz finden mussten.

Früher galt Goldner als bekannte Stimme der Szene. Er profilierte sich als scharfer Kritiker von Zoos und trat über Jahre hinweg als Gesicht des Great Ape Project in Deutschland und auch auf internationalen Bühnen auf. Mit Vorträgen, Publikationen und seiner Rolle als Vertreter des GAP prägte er den Diskurs. Gerade dieser Kontrast zwischen seiner früheren internationalen Präsenz und den heutigen Absagen zeigt, wie stark sein Einfluss geschwunden ist.

Bemerkenswert ist zudem, dass aus dem Umfeld des GAP niemand bereitsteht, um Goldner zu vertreten. Dies legt nahe, dass es an inhaltlicher Substanz und fachlicher Kompetenz im Projekt fehlt. Wer sich als internationale Stimme für Menschenaffen positionieren möchte, sollte über Ersatzredner verfügen, die die Themen kompetent vertreten können. Das Ausbleiben solcher Stimmen wirft ein bezeichnendes Licht auf die Schlagkraft des Great Ape Project.

PETA und die Abwesenheit auf der IARC

Auch PETA, die sich selbst als größte internationale Tierrechtsorganisation bezeichnet, glänzt auf der IARC durch Abwesenheit. Offizielle, stimmberechtigte Vertreter sucht man dort vergeblich. Stattdessen wird die Organisation durch Luisa Hilbrand aus dem Dortmunder PETA-Streetteam repräsentiert.

Ihre Präsenz zeigt, dass PETA die Konferenz nicht völlig ignoriert, gleichzeitig aber keine hochrangigen Sprecher entsendet. Dies unterstreicht die sinkende Bedeutung der IARC und den Stellenwert, den PETA der Veranstaltung offenbar beimisst. Der Fokus liegt weniger auf fachlichem Austausch, sondern auf symbolischer Teilnahme, was die fehlende inhaltliche Relevanz deutlich macht.

Die IARC: Keine Impulse mehr für die Tierrechtsbewegung

Von der IARC selbst gehen seit Jahren keine nennenswerten Impulse mehr aus. Früher als Sammelbecken radikaler Ideen gefeiert, wirkt die Konferenz heute eher wie ein Schattendasein. In den 2010er-Jahren traten dort noch bekannte Namen wie Peter Singer oder Sabine Kuegler auf und es wurden Debatten über Grundrechte für Tiere oder internationale Tierschutzgesetze geführt. Heute bleibt von dieser thematischen Vielfalt kaum etwas übrig.

Ein Grund für den Bedeutungsverlust ist auch, dass Organisationen wie PETA inzwischen eigene Konferenzen veranstalten, um nicht mit anderen Gruppierungen konkurrieren zu müssen. Doch diese Selbstisolierung führt eher zu Spaltung als zu Schlagkraft. Statt vereint aufzutreten, zerfasern die Gruppen in Kleinstprojekte, die kaum noch Resonanz finden. Damit verliert die Bewegung weiter an Einfluss und Sichtbarkeit.

Interner Machtkampf statt Zusammenarbeit

Die Tierrechtsszene ist längst von internen Machtkämpfen geprägt. Jeder Verein will eigene Spendengelder sichern und gönnt dem anderen keine Bühne. Was nach Solidarität und gemeinsamen Zielen aussehen sollte, entpuppt sich als kapitalistisch anmutender Konkurrenzkampf.

So verwundert es nicht, dass PETA keine hochkarätigen Sprecher zur IARC schickt. Schließlich will man den eigenen Konkurrenten nicht auch noch Reichweite und Aufmerksamkeit zuschieben. Der Mangel an Zusammenarbeit schwächt die gesamte Bewegung.

PETA-Konferenz 2025: Ernüchternde Zahlen

Ein Blick auf die von PETA 2025 durchgeführte Online-Tierrechtskonferenz verdeutlicht den Abwärtstrend. Statt aufwändiger Hotelsäle und veganem Buffet beschränkte man sich auf eine Übertragung via YouTube. Das Ergebnis: gerade einmal 7.065 Zugriffe.

Zum Vergleich: Noch vor einigen Jahren verzeichneten PETA-Veranstaltungen mehrere zehntausend Zuschauer vor Ort oder online. Die deutliche Diskrepanz zeigt, wie stark das öffentliche Interesse gesunken ist. Für die angeblich „größte Tierrechtsorganisation der Welt“ ist das eine desaströse Bilanz. Was einst tausende Menschen bewegte, findet heute nur noch ein Nischenpublikum.

Vegane Radikalität schreckt Menschen ab

Die Radikalität innerhalb der Szene ist ein weiterer Grund für die sinkende Resonanz. Wer nicht zu 100 Prozent vegan lebt, wird öffentlich an den Pranger gestellt. Menschen, die zumindest teilweise versuchen, ihre Ernährung umzustellen, werden nicht unterstützt, sondern herabgewürdigt. Damit vergrault man potenzielle Unterstützer, statt sie mitzunehmen.

Ein Beispiel hierfür ist der Fall Robert Marc Lehmann: Nach Kritik wegen des Verzehrs eines Quarkbällchens kündigte er an, sich aus dem Nutztier-Tierschutz zurückzuziehen. Diese Art von Angriffen zeigt, wie sehr die Szene dazu neigt, sich selbst zu schwächen, anstatt gemeinsame Ziele zu verfolgen.

Tierrechtsbewegung ohne Führungspersönlichkeiten

Führungspersönlichkeiten, die der Bewegung einst ein Gesicht gaben, sind heute kaum noch präsent. Harald Ullmann, zweiter Vorsitzender von PETA Deutschland, ist seit Jahren auf keiner Demonstration oder öffentlichen Veranstaltung mehr zu sehen. Die Abwesenheit solcher Köpfe lässt die Szene führungslos wirken.

An ihre Stelle treten Basisaktivisten, die mit lauten Parolen Aufmerksamkeit erregen wollen. Doch ohne fundierte Inhalte und klare Strategien bleibt dies wirkungslos. Die Bewegung verliert dadurch zunehmend ihre Glaubwürdigkeit und wirkt für Außenstehende chaotisch und unstrukturiert.

Veganismus in der Krise

Auch der vegane Trend selbst leidet unter dieser Entwicklung. Immer mehr rein vegane Geschäfte schließen oder nehmen wieder tierische Produkte ins Sortiment, um der drohenden Insolvenz zu entgehen. Verbraucher wenden sich ab – nicht zuletzt, weil sie von Teilen der Szene öffentlich beschimpft werden, wenn sie nicht zu 100 Prozent vegan leben.

Zahlen belegen diesen Trend: Nach aktuellen Marktanalysen in Deutschland ist der Umsatz rein veganer Spezialgeschäfte seit 2022 rückläufig, während Mischsortimente mit sowohl veganen als auch tierischen Produkten stabil bleiben oder sogar wachsen. Auch die Zahl der registrierten veganen Start-ups hat in den letzten zwei Jahren stagniert. Beispiele hierfür sind die Schließung mehrerer Filialen bekannter veganer Ketten wie Veganz oder die Anpassung von Sortimenten ehemals rein veganer Cafés, die wieder Milchprodukte anbieten, um ihre Kundschaft zu halten. Diese Entwicklungen verdeutlichen, dass die radikale Ausrichtung Teile der Szene eher schwächt, anstatt sie zu stärken.

Fazit: Die Tierrechtsbewegung sägt an ihrem eigenen Ast

Die Entwicklungen rund um Colin Goldner, das Great Ape Project, die IARC und PETA sind symptomatisch für eine gesamte Bewegung, die sich selbst zerlegt. Interner Konkurrenzkampf, fehlende Führungspersönlichkeiten, radikale Abschottung und sinkende Resonanz lassen die Tierrechtsbewegung in einer Abwärtsspirale verharren.

Statt gesellschaftliche Unterstützung zu gewinnen, isoliert man sich immer weiter – und zieht dabei auch den einstigen Vegan-Trend mit in den Abgrund. Ohne Kurswechsel droht der Bewegung endgültig die Bedeutungslosigkeit.

Quellen:

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