Wenn eine Region in Deutschland immer wieder wegen verwahrloster Tiere in die Schlagzeilen gerät, dann stellt sich unweigerlich die Frage: Wie oft muss so etwas noch passieren, bis sich endlich strukturell etwas ändert? Die Hundeverwahrlosung Mansfeld ist kein einmaliges Ereignis – sie ist ein Symptom eines Problems, das längst hätte angegangen werden müssen. Diesmal wurden in Mansfeld-Südharz erneut Hunde aus katastrophalen Bedingungen befreit. Insgesamt 130 Tiere mussten am Dienstagabend von einem Grundstück in Popperode, einem Ortsteil von Wippra, geholt werden.
Der Fall, der über MDR SACHSEN-ANHALT bekannt wurde, reiht sich ein in eine ganze Serie ähnlicher Vorkommnisse in Sachsen-Anhalt. Wie so oft mussten die Tiere in umliegende Tierheime – im Landkreis Mansfeld-Südharz, im Landkreis Harz und sogar bis nach Leipzig – verteilt werden. Wieder einmal zeigt sich, wie überlastet Strukturen, Behörden und Einrichtungen sind, wenn eine Situation eskaliert, die eigentlich längst hätte verhindert werden können.
Eine Rettung in letzter Minute
Die Tierrettung Popperode war alles andere als ein Routineeinsatz. Nach Angaben des Landkreises wurden die Hunde auf einem Grundstück entdeckt, auf dem seit geraumer Zeit Missstände bestanden haben sollen. Zwar gibt der Originalartikel keine Details über den Zustand der Tiere preis, doch 130 Hunde aus einem einzigen Haushalt zu holen, lässt bereits vermuten, welche Dimension die Lage angenommen hatte.
Wie schon in früheren Fällen in der Region mussten die Tiere sofort in Tierheime gebracht werden. Die Unterbringung derart vieler Hunde stellt jede Einrichtung vor enorme Herausforderungen. Die Tierheime Unterbringung wurde daher breit aufgeteilt: Einrichtungen im Landkreis Mansfeld-Südharz kümmerten sich um einen Teil der Tiere, weitere wurden im Landkreis Harz und in Tierheimen bei Leipzig aufgenommen.
Einmal mehr zeigt sich dabei das immer gleiche Muster: Behörden reagieren erst dann, wenn die Situation völlig aus dem Ruder gelaufen ist. Prävention? Kontrolle? Nachhaltige Maßnahmen gegen Tierhortungen? Fehlanzeige.
Amtstierärztliche Maßnahmen – immer zu spät?
Wie üblich wurden amtstierärztliche Maßnahmen eingeleitet. Doch die Kernfrage bleibt: Warum immer erst dann, wenn das Kind längst in den Brunnen gefallen ist?
Dies ist nicht der erste Fall im Landkreis Wippra beziehungsweise in Mansfeld-Südharz. Die Region hatte in den letzten Jahren mehrfach mit ähnlichen Vorfällen zu tun, bei denen große Gruppen verwahrloster Hunde oder anderer Tiere aus Privathaltungen befreit werden mussten. Dennoch wird die Öffentlichkeit regelmäßig erst dann informiert, wenn wieder ein massiver Einsatz notwendig ist.
Es ist ein immer wiederkehrendes Muster: Bürger melden Auffälligkeiten. Behörden prüfen „mit Augenmaß“. Und irgendwann landen dutzende oder gar hunderte Tiere im völligen Chaos staatlicher Tierverwahrung.
Während engagierte Tierheimmitarbeiter und Helfer bis zur Belastungsgrenze arbeiten, scheint auf der behördlichen Ebene kaum etwas aus früheren Fällen gelernt zu werden.
Die Überforderung der Tierheime
Dass Tiere bei Rettungen in Masse auf verschiedene Einrichtungen verteilt werden müssen – bis nach Leipzig –, sagt viel über die regionale Infrastruktur aus. Tierheime im Landkreis Mansfeld-Südharz und im Landkreis Harz arbeiten seit Jahren am Limit. Jeder größere Fall zwingt sie zu Notfalllösungen.
Die Unterbringung der 130 Hunde wird für Wochen, wenn nicht Monate, erhebliche Ressourcen binden: Pflege, Futter, medizinische Versorgung und Verhaltensbeobachtungen. Viele der Hunde werden vermutlich nicht sofort vermittelbar sein. Manche werden traumatisiert sein, andere gesundheitlich schwer angeschlagen.
Von staatlichen Stellen hört man nach solchen Einsätzen oft Standardformulierungen. Von Unterstützung in der Realität hingegen nur selten.
Wiederholte Fälle und strukturelle Versäumnisse
Die Situation in Mansfeld-Südharz ist kein Zufall. Sie ist ein Ergebnis struktureller Versäumnisse:
- fehlende regelmäßige Kontrollen,
- unterschätzte Tierhortungsprobleme,
- mangelnde Aufklärung,
- zu geringe Sensibilität für akute Tiernotlagen,
- zu geringe Kapazitäten in Behörden und Tierheimen.
Betrachtet man die wiederkehrenden Rettungen von verwahrlosten Hunden in der Region, entsteht der Eindruck, dass ein funktionierendes Frühwarnsystem schlicht nicht existiert.
Dabei wären genau dies die amtstierärztlichen Maßnahmen, die wirklich greifen müssten: früh, konsequent, mit Nachdruck.
Fazit
Die Hundeverwahrlosung Mansfeld ist weit mehr als eine unerfreuliche Meldung aus einem kleinen Ortsteil wie Popperode. Sie ist ein Spiegelbild eines Systems, das bei Tierhortungsfällen regelmäßig versagt. 130 gerettete Hunde sind ein Erfolg für die Einsatzkräfte – aber ein Armutszeugnis für die zuständigen Behörden, die solche Situationen nicht verhindern konnten.
Die wiederkehrenden Fälle von verwahrlosten Tieren zeigen, dass das Problem längst struktureller Natur ist. Solange Kontrollen halbherzig, Ressourcen knapp und Verantwortlichkeiten diffus bleiben, werden Landkreis Mansfeld-Südharz, der Landkreis Harz und Tierheime bis nach Leipzig auch künftig regelmäßig mit solchen Katastrophenfällen konfrontiert werden.
Die Region – und letztlich das ganze Land – braucht klare gesetzliche Regelungen, schärfere Kontrollmechanismen und eine bessere personelle Ausstattung der Behörden. Alles andere bedeutet, dass die nächsten 130 Hunde schon auf ihre Rettung warten, während wieder niemand eingreift.
Quellen:
- MDR – Verwahrloste Hunde in Mansfeld-Südharz gerettet – https://www.mdr.de/nachrichten/sachsen-anhalt/halle/mansfeld/suedharz-verwahrloste-hunde-gerettet-100.html
- GERATI – Schokierend : 40 Katzen in einer Wohnung: Tierhortung und die Notwendigkeit verantwortungsvoller Haltung und Bevölkerungskontrolle – https://gerati.de/2023/08/10/katzen-in-einer-wohnung-tierhortung/

