PETA schweigt – 700 Wildtiere in Mexiko bedroht und brauchen Hilfe

Wenn Tierschutz zur Pflicht wird – nicht nur zur PR

Wenn Hilfe ausbleibt

Wildtiere in Mexiko stehen aktuell im Zentrum einer humanitären und ethischen Katastrophe. In Culiacán, im mexikanischen Bundesstaat Sinaloa, müssen über 700 Tiere aus dem Ostok Sanctuary evakuiert werden – wegen eskalierender Gewalt, ausgelöst durch Machtkämpfe rivalisierender Drogenkartelle. Die betroffenen Tiere, viele davon ehemals misshandelt oder aus illegaler Haltung gerettet, sind auf intensive Pflege und artgerechte Unterbringung angewiesen – beides ist unter den derzeitigen Bedingungen nicht mehr gegeben.

Die dramatische Lage macht die Versorgung der Tiere unmöglich – teilweise mussten sie über drei Tage hinweg ohne Futter, Wasser oder medizinische Betreuung auskommen. Dennoch bleiben internationale Tierschutzorganisationen wie PETA, die noch vor Kurzem das Verbot von Wildtieren in Zirkussen in Mexiko feierten, erschreckend still. Die Frage lautet: Wo bleibt die Hilfe?

Culiacán: Wenn Wildtiere im Kreuzfeuer stehen

Die Situation in Culiacán ist brandgefährlich. Nachdem der Drogenboss Ismael „El Mayo“ Zambada entführt worden sein soll, brach ein neuer Machtkampf unter den Kartellen aus. Es folgten Schießereien, Erpressungen und Blockaden – mit tödlichen Folgen. Die Stadt wurde in einen Ausnahmezustand versetzt, in dem nicht einmal Rettungsdienste sicher arbeiten können.

Das Ostok Sanctuary, eine Schutzeinrichtung für Wildtiere, wurde mitten in dieses Chaos katapultiert. Die Mitarbeiter legten aus Sicherheitsgründen ihre Arbeit nieder. Die Tiere – darunter Löwen, Tiger, Affen, Papageien und Elefanten – blieben unversorgt zurück. Einige Tiere litten bereits unter Stresssymptomen, andere konnten nicht mehr medizinisch versorgt werden.

Die Ereignisse zeigen, wie sehr der Tierschutz unter den Bedingungen krimineller Instabilität leidet. Besonders betroffen: Big Boy und Bireki, zwei ehemalige Zirkuselefanten, die sich nun auf einem gefährlichen Transport ins 250 Kilometer entfernte Mazatlán befinden.

Umsiedlung als einzige Überlebensoption

Die Umsiedlung ist ein Mammutprojekt. Über 700 Tiere müssen gerettet, medizinisch betreut, gefüttert und sicher in andere Einrichtungen transportiert werden. Das bedeutet enorme logistische, personelle und finanzielle Aufwendungen. Hinzu kommen Genehmigungsverfahren, Sicherheitseskorten, klimatisierte Fahrzeuge und fachlich geschultes Personal.

Einige Tiere wurden bereits in den privaten Tierpark El Encanto gebracht. Dort bekommen sie erstmals seit Tagen wieder eine gesicherte Grundversorgung. Doch hunderte weitere warten noch auf ihre Rettung – Schätzungen zufolge könnte die vollständige Evakuierung je nach Sicherheitslage mehrere Wochen dauern. Derweil kämpfen lokale Tierschützer um jedes Leben – allein. Sie müssen Spenden sammeln, Transporte organisieren, mit Behörden kommunizieren und gleichzeitig täglich mit neuen Bedrohungen umgehen.

Hier wären Organisationen wie PETA gefragt, um mit Ressourcen, Öffentlichkeit und Know-how zu unterstützen. Doch nichts dergleichen geschieht – trotz weltweiter Reichweite und hoher Spendeneinnahmen.

Symbolpolitik reicht nicht: Die Verantwortung von PETA

Tierschutz ist mehr als plakative Proteste und virale Social-Media-Kampagnen. Als Mexiko 2022 Wildtiere in Zirkussen verbot, feierte PETA den Moment medienwirksam. Interviews, Online-Petitionen und Fototermine bestimmten die Berichterstattung. Doch der aktuelle Ernstfall zeigt: Wenn es konkret wird, ist man lieber still.

Kein Hilferuf, keine Spendenaktion, keine Einsatzteams – obwohl es um genau jene Wildtiere geht, deren Befreiung man einst bejubelte. Man könnte den Eindruck gewinnen, dass Tierschutz für einige Organisationen vor allem dann Priorität hat, wenn öffentliche Aufmerksamkeit garantiert ist. Doch echtes Engagement zeigt sich in der Krise.

Diese Untätigkeit offenbart ein Muster: Große Organisationen scheinen nur dort aktiv zu sein, wo sie Sichtbarkeit, Spenden und Imagegewinne erwarten können. Wo reale Arbeit gefordert ist, werden sie unsichtbar.

Die wahren Helfer: Mut statt Marketing

Ernesto Zazueta, der Gründer des Ostok Sanctuary, stemmt die gesamte Aktion mit seinem Team. Unter enormem Risiko setzen sie alles daran, die Tiere zu retten. Es ist die stille, mühsame Arbeit, die keine Likes bekommt – aber Leben rettet.

Mit improvisierten Mitteln, oft unter Bedrohung durch bewaffnete Gruppen, organisieren sie Transporte, Notunterkünfte und medizinische Hilfe. Dabei fehlen nicht nur finanzielle Mittel, sondern auch internationale Aufmerksamkeit. Ihre Arbeit ist geprägt von Improvisation, Solidarität und einem tiefen ethischen Verantwortungsgefühl gegenüber den Tieren.

Das Engagement dieser Menschen zeigt, was echter Tierschutz bedeutet: nicht Worte, sondern Taten. Sie handeln, während andere schweigen – mit einem Mut, der in keinem Spendenprospekt vorkommt.

Organisierte Kriminalität trifft die Schwächsten

Die aktuelle Krise in Mexiko beweist: Drogenkartelle zerstören nicht nur menschliche Leben, sondern reißen ganze ökologische Systeme mit in den Abgrund. Die Wildtiere im Ostok Sanctuary sind keine Nebensache – sie sind Opfer eines Systems, das keine Grenzen kennt. Wenn Schutzräume wie dieses Reservat nicht mehr funktionieren können, ist der Tierschutz ernsthaft bedroht.

Wenn der Staat versagt, braucht es internationale Solidarität – wie sie etwa bei der Evakuierung von Tieren nach Naturkatastrophen in Indien oder bei den Buschfeuern in Australien sichtbar wurde. Doch genau die bleibt aus. Das Versäumnis von Organisationen wie PETA ist dabei nicht nur ein ethisches Problem, sondern ein strukturelles: Es zeigt, wie selektiv Hilfe verteilt wird. Die Krise legt offen, wie abhängig echter Tierschutz von Menschen mit Rückgrat – und nicht von Organisationen mit Marketingabteilungen – ist.

Was jetzt passieren muss

Die Umsiedlung der Tiere muss unterstützt werden – logistisch, finanziell und medial. Spendenaktionen, Schutztransporte, politische Unterstützung vor Ort – all das wären Schritte, die internationale Organisationen sofort einleiten könnten. Auch Medien sollten mehr darüber berichten – nicht nur über spektakuläre Aktionen, sondern über die Menschen, die im Schatten Großes leisten.

PETA und ähnliche Organisationen sollten ihre Verantwortung ernst nehmen und die Strukturen, die sie aufgebaut haben, für konkrete Notfälle wie diesen einsetzen. Es ist Zeit für weniger Show – und mehr Hilfe. Wenn eine Organisation vorgibt, sich für Tiere einzusetzen, dann sollte sie auch dort handeln, wo es gefährlich wird. Das Schweigen darf nicht zur Normalität werden.

Fazit: Wildtiere brauchen Schutz – nicht Schlagzeilen

Die über 700 Wildtiere im Ostok Sanctuary stehen für eine globale Wahrheit: Echte Tierschutzarbeit findet nicht auf der Straße oder in Talkshows statt – sie findet dort statt, wo Gefahr herrscht, wo es unbequem wird, wo keine Kameras mitlaufen. Dort, wo es Mut, Durchhaltevermögen und Empathie braucht.

PETA, das sonst nie ein Mikrofon auslässt, ist in diesem Fall stumm. Der Kontrast zwischen öffentlichem Engagement und tatsächlichem Handeln könnte kaum größer sein. Es entsteht der Eindruck, dass Tiere nur so lange relevant sind, wie sie Teil einer Kampagne sind – nicht, wenn sie Schutz brauchen.

Diese Krise ist ein Weckruf – nicht nur für Tierschützerinnen und Tierschützer, sondern für jeden, dem das Leben von Wildtieren am Herzen liegt. Es ist an der Zeit, Verantwortung zu übernehmen, Missstände offen anzusprechen und dort zu helfen, wo Hilfe wirklich gebraucht wird. Für Tiere wie Big Boy, für Menschen wie Ernesto Zazueta – und für uns alle, die sich für Tierschutz interessieren. Denn dieser beginnt nicht beim Protest, sondern beim Handeln. Wer Tiere wirklich schützen will, muss bereit sein, auch in Krisenzeiten sichtbar und aktiv zu sein.

Quellen:

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