Seit 6 Jahren im Kreis: Wie Peter Hübner gegen das legales Produkt „Stopfleber“ demonstriert – und scheitert

Inahlt des Artikels

Stopfleber – Dienstags in Bremen. Vor dem Restaurant „Chapeau La Vache“ versammeln sich einige Aktivisten. An ihrer Spitze: Peter Hübner. Es ist ein vertrautes Bild. Woche für Woche, seit dem Jahr 2019, steht er hier mit seiner kleinen Gruppe. Ihr Protest richtet sich gegen ein Gericht auf der Speisekarte: Stopfleber. Was wie eine Anekdote wirkt, ist trauriger Ausdruck eines Aktivismus, der seit über sechs Jahren keine Veränderung bewirken konnte.

Doch worum geht es hier wirklich? Um Tierwohl? Um Gesetzesverstöße? Um moralische Empörung? Oder doch eher um eine ritualisierte Selbstinszenierung fernab jeder faktischen Grundlage? Die aufgeworfenen Fragen führen zur zentralen Erkenntnis: Es geht weniger um Veränderung als um Sichtbarkeit – weniger um Tierschutz als um Symbolik. Dieser Artikel beleuchtet daher die rechtliche, politische und psychologische Seite eines Protests, der zunehmend wie eine Endlosschleife wirkt. Sein Initiator scheint sich weniger für echte Reformen oder gesetzliche Veränderungen zu interessieren als für die eigene Bühne in einer tierrechtlichen Echokammer.

Die Chronik des Stillstands

Die Mahnwachen vor dem Restaurant „Chapeau La Vache“ sind mittlerweile zum Ritual geworden. Peter Hübner, ehemals aktiv in radikalen Tierrechtskreisen, kehrt immer wieder an denselben Ort zurück. Die Forderung: Das Restaurant solle Stopfleber von der Speisekarte nehmen. Doch trotz unzähliger Mahnwachen, öffentlicher Auftritte und medienwirksamer Videos hat sich nichts geändert. Das Produkt bleibt. Die Proteste verhallen. Und die Öffentlichkeit zuckt mit den Schultern.

Seit 2019 sind es über 300 Wochen gewesen. Mehr als 300 Mal stand Hübner vor dem gleichen Restaurant, mit der gleichen Forderung, mit dem gleichen Misserfolg. Der Aufwand – über Jahre hinweg – umfasst Hunderte von Stunden, unzählige Plakate, Anfahrten, mediale Inszenierungen. Dagegen steht: null Veränderung, null Resonanz, null Wirkung. Die Gleichung ist so einfach wie bitter:

viel Aktion, kein Ergebnis. In jeder anderen Branche gälte eine solche Bilanz als katastrophales Scheitern – im Milieu des radikalen Aktivismus aber scheint sie eine Form von Selbstverwirklichung geworden zu sein. Interessanterweise wurden in den letzten Jahren zahlreiche Petitionen, Protestbriefe und Aufrufe von Tierrechtsgruppen gestartet – doch keine dieser Maßnahmen war von Dauer oder hatte politische Substanz. Die Mahnwache bleibt das einzige „Ergebnis“ eines jahrelangen Aktivismus, der sich zu einer Farce entwickelt hat.

Das Restaurant "Chapeau La Vache" im Fokus

Das Restaurant „Chapeau La Vache“ ist ein stilvolles französisches Lokal im Herzen von Bremen. Es verbindet gehobene Küche mit klassischem Ambiente und hat sich in der lokalen Gastronomieszene einen festen Platz erarbeitet. Neben traditionellen französischen Spezialitäten steht dort auch Stopfleber (Foie Gras) auf der Speisekarte – was es zur Zielscheibe radikaler Tierrechtsproteste gemacht hat.

Trotz der jahrelangen Mahnwachen, der wiederholten medialen Angriffe und öffentlicher Shitstorms, hält sich das Restaurant seit Jahren stabil bei einer Google-Bewertung von durchschnittlich 4,5 Sternen. Und das ist durchaus bemerkenswert. Denn in der Vergangenheit zeigte sich bei vergleichbaren Kampagnen oft ein Muster: radikale Tierrechtsgruppen wie PETA oder deren Unterstützer setzen gezielt auf das Abgeben negativer Fake-Bewertungen, um den öffentlichen Ruf eines Unternehmens zu beschädigen.

Dass „Chapeau La Vache“ diesem digitalen Druck standgehalten hat, spricht nicht nur für die Loyalität seiner Gäste, sondern auch für die Qualität des Hauses. Es widerlegt zugleich das gängige Narrativ der Aktivisten, wonach der gesellschaftliche Konsens längst gegen Produkte wie Foie Gras kippt. Vielmehr zeigt sich hier: Die Mehrheit der Bevölkerung entscheidet selbst, was sie essen will – unabhängig von moralischen Drohkulissen.

Screenshot Google Bewertung Chapeau La Vache Abgerufen am 14.05.2025
Screenshot Google Bewertung Chapeau La Vache Abgerufen am 14.05.2025

Was ist Stopfleber überhaupt – und was sagt das Gesetz?

Stopfleber, auch bekannt als Foie Gras, wird aus der Leber von Gänsen oder Enten hergestellt, die zuvor durch Zwangsmaßfütterung gemästet wurden. Diese Praxis ist in Deutschland aufgrund des Tierschutzgesetzes faktisch verboten. Genauer: Die übliche Form der Zwangsmaßfütterung verstößt gegen § 3 des Tierschutzgesetzes, der Tierquälerei verbietet.

Doch – und hier beginnt die juristische Realität –: Der Verkauf von Stopfleber ist nicht verboten, solange sie aus dem Ausland importiert wurde. Und genau hier greift EU-Recht: Binnenmarktvorgaben garantieren den freien Warenverkehr innerhalb der Europäischen Union. Produkte, die in einem Mitgliedsstaat rechtmäßig hergestellt wurden, dürfen nicht ohne Weiteres in einem anderen Mitgliedsstaat verboten oder blockiert werden. Der deutsche Gesetzgeber kann den Verkauf nicht untersagen, ohne gegen EU-Recht zu verstoßen.

Die sogenannte „Mutual Recognition“-Klausel verpflichtet Mitgliedstaaten, legal produzierte Waren aus anderen Mitgliedstaaten zuzulassen. In Frankreich etwa ist die Produktion von Foie Gras sogar gesetzlich als Kulturgut anerkannt. Deutschland hat daher keinerlei Handhabe, den Verkauf zu verbieten, solange keine EU-weite Regelung beschlossen wird. Eine solche ist jedoch nicht in Sicht. Der Europäische Gerichtshof hat in ähnlichen Fällen immer wieder klargestellt, dass nationale Alleingänge gegen Binnenmarktfreiheiten nicht zulässig sind.

Dazu kommt: Selbst wenn Deutschland ein Verbot anstreben wollte, müsste es eine Ausnahmeregelung nach Artikel 36 AEUV durchsetzen, was rechtlich heikel und politisch aussichtslos wäre. Die Herstellung bleibt also verboten, der Konsum und Verkauf hingegen nicht – eine juristische Grauzone, die aber eindeutig im Einklang mit geltendem EU-Recht steht.

Fazit: Wer in Deutschland Stopfleber verkauft, handelt vollkommen legal.

PETA und die Inszenierung eines Feindbildes

Solche Fakten stören den inszenierten Empörungsbetrieb von PETA und Co. wenig. Seit Jahren arbeitet man sich an Symbolen ab: Pelze, Ponyreiten, Wurstplakate – oder eben Stopfleber. Dabei ist der Effekt auf Gesetzgebung oder gesellschaftlichen Wandel eher dürftig.

Das eigentliche Ziel scheint zunehmend die Selbstdarstellung zu sein. Prominente Beispiele belegen dies: etwa PETAs wiederholte mediale Angriffe auf Supermarktketten wegen angeblich tierfeindlicher Werbung – stets begleitet von Pressemitteilungen und spendenträchtigen Kampagnen. Ein klar definiertes Feindbild – in diesem Fall ein Restaurant – dient als Projektionsfläche für Empörungsrituale, die sich vor allem medial verwerten lassen.

Für PETA und verwandte Gruppen ist die Polarisierung eine bewusste Strategie. Wer nicht mitmacht, wird moralisch an den Pranger gestellt. Argumente spielen keine Rolle mehr – es zählt nur noch die Dramatisierung. Das Problem: Diese Taktik funktioniert nur kurzfristig. Sobald das Echo nachlässt, bleibt vom Protest nicht viel übrig. Die Zahl der Follower sinkt, die Spenden stagnieren, das mediale Interesse verläuft sich. Dann wird das nächste Thema gesucht, der nächste Shitstorm, das nächste Feindbild.

Der politische Stillstand: Kein Wille zur Gesetzesänderung

In keiner parlamentarischen Initiative wurde in den letzten Jahren ein Verbot von Foie Gras in Deutschland auch nur ernsthaft diskutiert. Auch auf EU-Ebene existieren keine mehrheitsfähigen Bestrebungen. PETA und andere Aktivisten setzen daher auf öffentlichen Druck und Dauerpräsenz. Doch wenn der Protest seit sechs Jahren wirkungslos bleibt, drängt sich die Frage auf: Worum geht es wirklich?

Die Antwort könnte ernüchternd sein: Nicht um Tiere. Nicht um Gesetze. Sondern um die eigene Relevanz. In einer Welt, in der Aufmerksamkeit zur Währung geworden ist, kann man selbst mit einem gescheiterten Protest noch Sichtbarkeit erzeugen – zumindest innerhalb der eigenen Szene. Das Problem dabei: Es fehlt die Brücke zur breiten Gesellschaft, zur Politik, zum Konsens.

Die Psychologie der Wiederholung

Was bringt jemanden dazu, sich Woche für Woche vor dasselbe Restaurant zu stellen, ohne je einen nennenswerten Erfolg erzielt zu haben? Die Antwort liegt vermutlich in der Psychologie des Aktivismus. Wer sich einmal einer Mission verschrieben hat, will sie nicht aufgeben, selbst wenn sie offensichtlich aussichtslos ist.

Es entsteht eine Art Aktivismus-Schleife: Die Handlung selbst ersetzt das Ziel. Man „tut etwas“ und rechtfertigt damit sein Tun. Hinzu kommt der Effekt der öffentlichen Selbstinszenierung. Videos, Fotos, Liveübertragungen – sie alle erzeugen Reichweite, Aufmerksamkeit, potenziell auch Spenden. Die Mahnwache wird zur Bühne. Und die Bühne ersetzt die Wirkung.

Viele Aktivisten geraten dabei in eine Echokammer. Kritik von außen wird systematisch ignoriert, während die eigene Gruppe sich gegenseitig in ihrer Haltung bestätigt. In der sozialwissenschaftlichen Forschung wird dieses Phänomen als ‚Protest als Selbstzweck‘ beschrieben – also als Handlung, bei der das Fortführen der Aktion wichtiger wird als das Erreichen eines Ziels. Der politische Soziologe Dieter Rucht hat diesen Mechanismus in zahlreichen Studien zur Protestkultur in Deutschland und Europa untersucht. Ein Abbruch der Aktion würde als Niederlage empfunden, als Gesichtsverlust. Also macht man weiter – nicht wegen der Sache, sondern weil der Rückzug schwerer fällt als das Weitermachen. Dabei ist längst offensichtlich, dass der Protest keinen messbaren Fortschritt mehr erzeugt.

Recht vs. Moral: Der eigentliche Konflikt

Peter Hübner demonstriert nicht gegen Tierquälerei – er demonstriert gegen ein Rechtssystem, das auf europäischem Boden für Gleichheit, Handel und Normenvielfalt sorgt. Der Konflikt ist also keiner zwischen Gut und Böse, sondern zwischen subjektivem Moralanspruch und objektiver Rechtslage.

Demokratische Gesellschaften funktionieren aber nicht durch moralischen Absolutismus, sondern durch Mehrheiten, Rechtsstaatlichkeit und Kompromisse. Wer das ignoriert, agiert außerhalb des demokratischen Diskurses. Der Ruf nach Verboten ohne gesetzliche Grundlage ist nichts anderes als politischer Autoritarismus im moralischen Gewand.

Das Schweigen der Medien

Auffällig ist auch, wie wenig mediale Aufmerksamkeit Peter Hübners Mahnwachen inzwischen erhalten. Was 2019 noch als spektakulär inszeniert wurde, ist 2025 kaum noch eine Randnotiz wert. Die Öffentlichkeit hat sich abgewendet. Selbst Tierrechtsmedien berichten kaum noch. Der Grund ist simpel: Es passiert nichts Neues.

Journalistisch gesehen hat sich die Story totgelaufen. Es gibt keinen Fortschritt, keine Eskalation, keine Reaktion des Restaurants. Nur eine kleine Gruppe mit einem Schild vor einer Speisekarte. Medien leben von Dynamik, nicht von Endlosschleifen. Und so ist Hübners Mahnwache genau das: ein sich selbst überholendes Relikt.

Fazit: Wenn Symbolpolitik zur Realsatire wird

Ein legales Produkt. Ein Restaurant, das sich an geltendes Recht hält. Und ein Aktivist, der seit Jahren unbeirrt dagegen protestiert. Was bleibt, ist Symbolpolitik in Reinform – ein trotziges Beharren auf einer Moral, die sich nicht durch demokratische Prozesse oder Mehrheiten legitimiert, sondern durch die eigene Überzeugung.

Vielleicht wäre es an der Zeit, sich dem Tierschutz zuzuwenden, wo wirkliches Leid geschieht. Und nicht dort, wo man sich Woche für Woche selbst inszenieren kann.

Denn wer seit sechs Jahren vor einem Restaurant steht, das gegen kein Gesetz verstößt, sollte sich weniger fragen, was dort falsch läuft – sondern eher, ob er sich vielleicht selbst verrannt hat. Die Tierrechtsbewegung riskiert durch solche starren, faktenblinde Kampagnen nicht nur ihren Anspruch auf gesellschaftliche Relevanz, sondern auch ihre Glaubwürdigkeit als moralische Instanz. Die Mahnwache wird so nicht zum Symbol des Protests, sondern zum Mahnmal für die Absurdität eines Aktivismus, der sich selbst zur einzig relevanten Instanz erklärt hat.

Quellen:

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