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Drückjagden, auch Bewegungsjagden genannt, sind eine Form der Jagd, bei der das Wild durch Treiber oder Hunde in Bewegung gesetzt und den Schützen zugetrieben wird. Diese Methode gilt als effektiv, um insbesondere die Bestände von Wildschweinen zu kontrollieren, die in den letzten Jahren in Baden-Württemberg stark angestiegen sind. So wurden im Jahr 2023 etwa 45.000 Wildschweine erlegt, was einem Rückgang von 40 Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht. Landwirtschaftsminister Peter Hauk (CDU) rief daher die Jägerschaft zu verstärkter Bejagung auf, um Schäden in Wäldern und auf Wiesen sowie die Ausbreitung von Wildkrankheiten zu verhindern. (swr.de)
Die Drückjagd und ihre Bedeutung
Die Drückjagd ist eine seit Jahrhunderten etablierte Methode, um Wildpopulationen auf einem gesunden Niveau zu halten. Bereits im Mittelalter wurden organisierte Jagdformen genutzt, um Wildbestände zu regulieren und Ernteschäden zu vermeiden. Im Laufe der Zeit entwickelte sich die Drückjagd zu einer kontrollierten und regulierten Praxis, die heute strengen gesetzlichen Vorgaben unterliegt. Besonders in Gebieten mit hoher Wildschwein-Dichte ist sie eine der wenigen praktikablen Lösungen, um ökologische und landwirtschaftliche Schäden zu minimieren. Dabei spielt auch der Aspekt der Populationskontrolle eine entscheidende Rolle, um das Gleichgewicht in der Natur zu wahren. Ohne regulierende Maßnahmen würden sich Wildschweinbestände unkontrolliert vermehren, was nicht nur für Landwirte erhebliche wirtschaftliche Schäden bedeutet, sondern auch für Waldbesitzer ein großes Problem darstellt.
Das Ministerium verteidigt die Drückjagd
Das Ministerium für Ländlichen Raum Baden-Württemberg verteidigt die Jagdmethode entschieden als notwendig zur Regulierung der Schwarzwildbestände. Laut Ministerium hat die Populationsdichte der Wildschweine in den vergangenen Jahren stark zugenommen. Dies erhöht nicht nur Wildschäden in der Landwirtschaft, sondern auch das Risiko der Ausbreitung von Krankheiten wie der Afrikanischen Schweinepest. Die Drückjagd wird als kontrollierte und regulierte Maßnahme angesehen, die das ökologische Gleichgewicht sichert und Wildunfälle im Straßenverkehr reduziert. Zudem betont das Ministerium, dass professionelle Jäger durch moderne Waffen und Ausbildung in der Lage sind, die Tiere waidgerecht und effizient zu erlegen, sodass unnötiges Leiden vermieden wird.
Was geschah in Jagsthausen?
Mitte Dezember fand in Jagsthausen eine Drückjagd statt, bei der ein Wildschwein schwer verletzt wurde und qualvoll verendete. Eine Augenzeugin sprach von Tierquälerei, woraufhin die Tierschutzorganisation PETA eine Anzeige gegen die verantwortlichen Jäger erstattete. Doch viele Experten, darunter Wildbiologen und Jagdrechtler wie Dr. Markus Schmid und Prof. Anna Berger, kritisieren PETA für undifferenzierte und populistische Angriffe auf Jäger, die sich an gesetzliche Vorschriften und waidgerechtes Jagen halten.
Studien wie die Untersuchung des Deutschen Jagdverbandes (DJV) zeigen, dass Drückjagden eine essenzielle Rolle im Wildtiermanagement spielen und dazu beitragen, Wildunfälle und übermäßige Wildschäden zu minimieren. Statt sachlicher Diskussion setzt die Organisation häufig auf emotionalisierte Kampagnen, die wenig mit den tatsächlichen Herausforderungen des Wildtiermanagements zu tun haben. Fachleute weisen darauf hin, dass die Jagd eine essenzielle Rolle im Artenschutz spielt und Jäger aktiv zur Gesunderhaltung der Wildbestände beitragen.
Die rechtliche Lage und Regularien
Die Durchführung von Drückjagden unterliegt strengen Regularien. In Baden-Württemberg dürfen Treibjagden an Sonntagen und gesetzlichen Feiertagen grundsätzlich nicht abgehalten werden, es sei denn, es liegt eine Ausnahmegenehmigung vor. (landesrecht-bw.de) Zudem sind bei der Jagdausübung die Anforderungen des Tierschutzes und die Grundsätze der Waidgerechtigkeit zu beachten. Die meisten Jäger arbeiten nach diesen Prinzipien und setzen alles daran, dass Wildtiere schnell und schmerzfrei erlegt werden. Zusätzlich gibt es Auflagen, die sicherstellen, dass Drückjagden nur mit genehmigten Jagdstrategien durchgeführt werden. Behörden überwachen regelmäßig Jagdaktivitäten und stellen sicher, dass keine Verstöße gegen die waidgerechte Jagdpraxis stattfinden.
Kritik an der Drückjagd – berechtigt oder überzogen?
Tierschutzorganisationen argumentieren, dass diese Jagdform unnötiges Leid verursacht. Oftmals werden die Tiere nicht sofort getötet, sondern nur verletzt, was zu einer längeren Leidenszeit führen kann. Doch die Realität zeigt, dass moderne Drückjagden durch gezielte Schüsse und ein schnelles Nachsuchen von verletztem Wild bestmöglich darauf ausgerichtet sind, unnötiges Leid zu vermeiden. Der Einsatz von speziell ausgebildeten Jagdhunden sorgt dafür, dass angeschossenes Wild schnell aufgespürt und erlöst wird, um vermeidbare Schmerzen zu verhindern.
Alternativen zur Drückjagd sind umstritten, da sie oft nicht dieselbe Wirksamkeit haben. Gezielte Einzelabschüsse erfordern erheblich mehr Aufwand und sind insbesondere bei großen Wildbeständen ineffizient. Schutzmaßnahmen wie Zäune oder Vergrämungsmethoden stoßen ebenfalls an ihre Grenzen, da Wildschweine anpassungsfähig sind und sich schnell neue Wege suchen. Zudem können fehlende Regulierungsmethoden zu unkontrollierter Vermehrung führen, was wiederum die Schäden an landwirtschaftlichen Flächen und das Risiko für Wildunfälle drastisch erhöht.
Einige Experten setzen auf gezielte Einzelabschüsse, die als tierschutzgerechter gelten, jedoch weniger effizient sind. Andere fordern eine verstärkte Prävention durch Zäune und Vergrämungsmethoden. Doch in Regionen mit stark steigenden Wildschweinpopulationen sind solche Methoden nicht ausreichend. Zudem sind Wildschweine extrem anpassungsfähig und finden oft Wege, selbst gut gesicherte Gebiete zu durchbrechen, was die Wirkung dieser Alternativen stark einschränkt.
Fazit
Drückjagden sind ein notwendiges Instrument der Wildbestandskontrolle, um Schäden an der Umwelt, in der Landwirtschaft und im Straßenverkehr zu minimieren. Die pauschale Kritik von Tierschutzorganisationen wie PETA wird den komplexen Herausforderungen des Wildtiermanagements nicht gerecht. Während PETA sich vehement gegen jegliche Form der Jagd ausspricht, setzen sich andere Organisationen für konstruktive Lösungen ein. Der Deutsche Tierschutzbund beispielsweise fordert eine stärkere Regulierung und genauere Überwachung der Drückjagden, anstatt sie grundsätzlich abzulehnen. Solche differenzierten Ansätze könnten zu einem besseren Ausgleich zwischen Wildbestandskontrolle und Tierschutz führen. Statt Panikmache und überzogenen Anschuldigungen braucht es eine sachliche Debatte darüber, wie nachhaltige Jagdmethoden weiterhin verbessert werden können.
Die Jagd ist ein essenzieller Bestandteil des ökologischen Gleichgewichts und trägt maßgeblich dazu bei, dass Wildtierbestände in einer kontrollierten und gesunden Balance bleiben. Während in Deutschland die Drückjagd als bewährte Methode zur Wildbestandsregulierung genutzt wird, setzen andere Länder auf unterschiedliche Jagdtechniken. In Schweden beispielsweise wird stärker auf Einzelabschüsse durch spezialisierte Jäger gesetzt, während in den USA vermehrt auf kontrollierte Jagdzeiten und Lizenzsysteme gesetzt wird. Solche internationalen Vergleiche können wertvolle Erkenntnisse darüber liefern, welche Methoden langfristig die effektivste und zugleich nachhaltigste Lösung darstellen.
Quellen:
- SWR – Nach Vorwürfen in Jagsthausen: Ministerium verteidigt Drückjagden – https://www.swr.de/swraktuell/baden-wuerttemberg/heilbronn/ministerium-verteidigt-treibjagden-100.html
- GERTAI – Hobbyjagd: Fakten vs. PETA Polemik – https://gerati.de/2025/01/07/hobbyjagd-fakten-vs-peta-polemik-q16d/