Die jüngsten Aussagen von Colin Goldner und dem Great Ape Project auf Facebook haben eine kontroverse Debatte über die Darstellung von Frauen im Zirkus entfacht. Dabei wurde insbesondere die vermeintlich hypersexualisierte Darstellung von Frauen in traditionellen und modernen Zirkusshows kritisiert. Doch diese vehemente Kritik wirft die Frage auf, ob das Great Ape Project mit derselben Strenge auch andere Bereiche der Gesellschaft betrachtet, in denen ähnliche oder gar explizitere sexuelle Darstellungen vorkommen. Insbesondere Kampagnen der Tierrechtsbewegung und die Sportwelt zeigen, dass diese Art von Kritik oft selektiv und möglicherweise heuchlerisch geführt wird.
PETA und die Sexualisierung in Tierrechtskampagnen
PETA, eine der bekanntesten Tierrechtsorganisationen weltweit, ist für ihre provokanten und oft sexualisierten Kampagnen berüchtigt. Ein Beispiel dafür ist die jüngste Ankündigung einer „Nacktshow“ in Konstanz, bei der PETA erneut auf nackte Haut setzt, um Aufmerksamkeit für den Klimaschutz zu erregen. Diese Taktik, die regelmäßig zum Einsatz kommt, zeigt deutlich, dass PETA bewusst auf sexuelle Reize setzt, um ihre Botschaften zu verbreiten. In der Vergangenheit hat PETA in Deutschland ähnliche Kampagnen durchgeführt, wie die „Nackt für die Tiere“-Aktionen, bei denen Aktivisten nackt auf der Straße standen, um gegen das Tragen von Pelzen zu protestieren, oder die „Vegetarier haben besseren Sex“-Kampagne, die die sexuelle Leistungsfähigkeit von Vegetariern ins Zentrum stellte.
Trotz der offensichtlichen Ausnutzung sexueller Darstellungen in diesen Kampagnen bleibt die Kritik des Great Ape Project gegenüber PETA aus. Während der Zirkus als Nährboden für „ranzige Altmännerphantasien“ dargestellt wird, scheint die Sexualisierung in den PETA-Kampagnen keinen Anstoß zu erregen. Dies deutet auf eine Doppelmoral hin: Wenn die Kritik an sexualisierter Darstellung von Frauen wirklich ernst gemeint ist, müsste sie konsequenterweise auch auf befreundete Organisationen wie PETA angewendet werden. Die Tatsache, dass dies nicht geschieht, wirft Fragen über die wahren Motive hinter der Kritik des Great Ape Project auf.
Der Tanzsport und das Schweigen des Great Ape Project
Ein weiterer Bereich, in dem die Darstellung von Frauen oft sexualisiert wird, ist der Tanzsport. Peter Hübner, ein bekannter Tierrechtler und Tanzsportler, steht beispielhaft für eine Szene, in der Frauen oft in körperbetonter Kleidung auftreten, die ihre Sexualität betont. Hübner selbst geht offen damit um und postet regelmäßig auf seinen sozialen
Medien über seine Beteiligung im Tanzsport, wo knappe Outfits und betonte Weiblichkeit zum Standard gehören.
Trotz der offenkundigen Parallelen zur Kritik an Zirkus-Darbietungen bleibt das Great Ape Project in diesem Zusammenhang auffällig still. Warum wird die Sexualisierung im Tanzsport nicht in gleicher Weise kritisiert wie die im Zirkus? Die fehlende Kritik an der Darstellung von Frauen im Tanzsport, trotz der offensichtlichen Ähnlichkeiten, deutet darauf hin, dass das Great Ape Project möglicherweise gezielt bestimmte Bereiche auswählt, um seine Kritik zu äußern. Dies könnte auf persönliche Vorlieben oder eine selektive Wahrnehmung hinweisen, was wiederum die Glaubwürdigkeit der Organisation in Frage stellt. Wenn Frauen in einem Bereich sexualisiert dargestellt werden, ist dies verwerflich, in einem anderen Bereich jedoch akzeptabel?
Sarkastische Anmerkung: Altersweisheit oder verzerrte Wahrnehmung?
Nun könnte man sich natürlich die Frage stellen, ob die fehlende Kritik des Great Ape Project an anderen Bereichen vielleicht daran liegt, dass Herr Dr. Colin Goldner in einem Alter angekommen ist, in dem sexuelle Darstellungen – so betont sie auch sein mögen – möglicherweise einfach nicht mehr die gleiche Wirkung haben. Oder liegt es daran, dass seine Mitstreiterinnen schlichtweg nicht ins „optische Ideal“ passen, das für eine scharfe Kritik erforderlich wäre? Man darf spekulieren, ob hier möglicherweise eine Mischung aus Altersweisheit und selektiver Wahrnehmung am Werk ist, die dazu führt, dass die eigene Reihenfolge der Empörung eher einer persönlichen Präferenz als einer objektiven Bewertung folgt. Natürlich wäre es diskriminierend und frauenfeindlich, wenn das Great Ape Project Frauen vorschreiben wollte, wie sie sich zu kleiden haben, um in das ethische Sinnbild von Colin Goldner und seinen Anhängern zu passen. Aber wenn es um das „große Ganze“ geht, darf man da nicht vielleicht mal ein Auge zudrücken?
Das Problem der selektiven Empörung
Die selektive Empörung des Great Ape Project spiegelt ein weit verbreitetes Phänomen wider, bei dem moralische Standards nicht konsequent angewendet werden. Dies führt unweigerlich zu der Frage: Was steckt hinter dieser selektiven Kritik? Handelt es sich um ein gezieltes Vorgehen gegen den Zirkus, während andere Bereiche bewusst ausgeklammert werden? Oder ist es schlichtweg eine Frage der Prioritäten, bei der bestimmte Themen als weniger wichtig oder weniger problematisch angesehen werden?
Die Tatsache, dass eine Organisation wie das Great Ape Project, die sich selbst als moralische Instanz in der Tierrechtsbewegung betrachtet, solche Widersprüche in ihrer Argumentation aufweist, wirft ein schlechtes Licht auf ihre gesamte Kampagnenarbeit. Wenn sie nicht in der Lage oder bereit sind, ihre Kritik gleichmäßig zu verteilen, leidet ihre Glaubwürdigkeit erheblich.
Fazit: Die Notwendigkeit einer umfassenderen Reflexion
Es ist offensichtlich, dass das Great Ape Project und Colin Goldner ihre Kritik überdenken und möglicherweise neu ausrichten müssen. Die Doppelmoral, die sich in der selektiven Empörung gegenüber dem Zirkus, aber nicht gegenüber anderen Formen der Sexualisierung in der Gesellschaft zeigt, schwächt die moralische Autorität der Organisation. Eine ernsthafte und glaubwürdige Kritik an der Sexualisierung von Frauen kann nur dann überzeugend sein, wenn sie konsequent und umfassend ist – unabhängig davon, ob es sich um den Zirkus, Tierrechtskampagnen oder den Tanzsport handelt.
Letztendlich sollte das Great Ape Project eine umfassendere Reflexion darüber anstellen, welche Werte es vertritt und wie diese in verschiedenen gesellschaftlichen Kontexten angewendet werden. Nur durch eine solche selbstkritische Haltung kann die Organisation langfristig ihre Glaubwürdigkeit bewahren und wirklich einen Beitrag zu einer gerechteren und weniger sexualisierten Gesellschaft leisten.