Fake-Kontrolleur täuscht Berliner Restaurant – und die Folgen sind alles andere als „Satire“

Wenn ein Influencer glaubt, er könne unter dem Deckmantel vermeintlicher „Satire“ jede Grenze überschreiten, landet man bei genau solchen Fällen: Ein selbsternannter Social-Media-Star, der sich als amtlicher Lebensmittelkontrolleur ausgibt, Mitarbeiter einschüchtert, in Speisen greift und seine „Inspektion“ online stellt – und damit nicht nur ein Restaurant, sondern auch die öffentliche Sicherheit und den Verbraucherschutz gefährdet.

Was hier passiert ist, geht weit über harmlose Provokation hinaus. Es handelt sich um ein Verhalten, das in jedem rechtsstaatlichen Kontext mindestens als Irreführung, Nötigung und Störung des Betriebsablaufes bewertet werden muss. Und genau deshalb lohnt sich ein genauer Blick auf diesen Fall – und auf das, was Behörden, Betreiber und die Öffentlichkeit daraus lernen sollten.

Ein Influencer überschreitet Grenzen

Nach übereinstimmenden Berichten des Bezirksamts Friedrichshain-Kreuzberg hat der Influencer „Langlebepapa“, dem mehr als 200.000 Menschen auf Instagram folgen, in Berlin ein gastronomisches Unternehmen betreten und dort eine komplett fingierte Lebensmittelkontrolle durchgeführt. Die Aktion wurde gefilmt, online gestellt und mit dem Hinweis versehen, es handele sich um „künstlerische Darstellungen“.

Tatsächlich zeigte das Video plumpes Einschüchtern und respektloses Auftreten – angereichert mit rassistischen und sexistischen Kommentaren. Der Mann lief durch die Küche, griff mit bloßen Händen in Speisen, steckte sich Zutaten in den Mund, belehrte Mitarbeiter herablassend und drohte mit „Schließung“ und „Bußgeldern“.
Für einen Gastronomiebetrieb ist so ein Vorfall alles andere als ein harmloser Gag. Hier entsteht unter Umständen realer Schaden – wirtschaftlich, reputativ und personalrechtlich.

Mehrere Angestellte sollen nach der Aktion sogar gekündigt haben. Was das über das Ausmaß der Belastung aussagt, dürfte jedem klar sein.

Wie Behörden reagieren – und warum sie reagieren müssen

Das Bezirksamt Friedrichshain-Kreuzberg sprach unverzüglich eine Warnung aus. Die Lebensmittelkontrolle ist eine hoheitliche Aufgabe. Dass ein Influencer sie kopiert, verzerrt, lächerlich macht und gleichzeitig fremde Menschen im Internet bloßstellt, ist nicht nur hochproblematisch, sondern unter bestimmten Umständen strafbar.

Erfahrene Kontrolleure handeln nach festen, transparenten Regeln. Sie stellen sich mit Namen und Dienstausweis vor und hinterlassen am Ende einen Kontrollbericht. Genau mit diesen Hinweisen appellierte der Bezirk an die Betriebe – eine Schutzmaßnahme, die leider notwendig geworden ist, da dieser Influencer bereits in Hamburg negativ aufgefallen sein soll.

Auch der betroffene Restaurantbetreiber kündigte rechtliche Schritte an. Und das völlig zurecht.

„Satire“? Ein Begriff, der hier missbraucht wird

Der Influencer behauptet, seine Inhalte seien „satirisch und fiktiv“. Doch Satire darf Grenzen verschieben – nicht Gesetze. Wer vorgibt, ein offizieller Kontrolleur zu sein, falsche Maßnahmen androht, Mitarbeiter verunsichert oder nötigt, befindet sich nicht mehr im Bereich der Kunstfreiheit. Hier wird lediglich versucht, strafrelevantes Verhalten mit einem Etikett zu bemänteln, das nicht greift.

Die inhaltliche Einordnung der Behörden zeigt, dass es keineswegs nur um geschmacklose Witze geht. Es geht um Täuschung, um den Missbrauch eines hoheitlichen Amtes zu Unterhaltungszwecken und um gravierende Eingriffe in die Persönlichkeitsrechte Dritter.

Warum dieser Fall gefährlich ist

Der Erfolg solcher Social-Media-Performances motiviert Nachahmer. Wenn ein Influencer ungestraft in Küchen herumläuft, Lebensmittel verunreinigt, Mitarbeiter demütigt und anschließend Likes einsammelt, setzt das fatale Signale.

Wer Lebensmittelkontrollen ins Lächerliche zieht, untergräbt das Vertrauen in eines der wichtigsten Instrumente des Verbraucherschutzes. Hoheitliche Aufgaben sind kein Spielplatz für Internetfiguren, die auf Skandale angewiesen sind, um Reichweite zu generieren.

Fazit

Der Fall des Fake-Kontrolleur zeigt eindrücklich, wie gefährlich es werden kann, wenn Social-Media-Darsteller glauben, sich über Regeln, Gesetze und andere Menschen hinwegsetzen zu dürfen. Ob rassistische Kommentare, Eingriffe in Speisen oder Drohgebärden gegenüber Mitarbeitern – all das hat nichts mit Kunstfreiheit zu tun.

Dieser Influencer hat nicht provoziert, sondern Grenzen missachtet. Er hat nicht kritisiert, sondern verunsichert. Er hat nicht aufgeklärt, sondern Schaden angerichtet.

Man kann nur hoffen, dass rechtliche Konsequenzen folgen – damit der Missbrauch hoheitlicher Rollen nicht zum nächsten viralen Trend wird, sondern als das behandelt wird, was es ist: eine gezielte Täuschung mit realen Risiken.

Quellen:

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