Der Vorwurf der Tierquälerei Schlachterei wiegt schwer. Bilder aus einer Gänse-Schlachterei in Brandenburg, veröffentlicht von der Tierrechtsorganisation ANINOVA, haben eine öffentliche Debatte ausgelöst, die weit über den konkreten Einzelfall hinausreicht. Der betroffene Betrieb reagierte mit fristloser Kündigung, arbeitsrechtlichen Maßnahmen und der Ankündigung zusätzlicher Kontrollen. Die Faktenlage ist klar dokumentiert, die Reaktion eindeutig.
Unklar bleibt jedoch ein zentraler Punkt: Warum wurde der Betreiber nicht vorab informiert? Warum wurde der Weg der öffentlichen Eskalation gewählt, obwohl ein direkter Hinweis offenbar geeignet gewesen wäre, das beanstandete Verhalten sofort zu beenden? Diese Frage ist nicht nebensächlich, sondern berührt den Kern dessen, was Tierschutz leisten soll – und was nicht.
Reaktion des Betriebs und belegte Fakten
Nach Veröffentlichung des Videomaterials reagierte das Unternehmen unverzüglich. Ein Mitarbeiter wurde fristlos entlassen, ein weiterer verwarnt und von bestimmten Arbeitsbereichen ausgeschlossen. Zusätzlich kündigte der Betrieb eine Kameraüberwachung im Lebendtierbereich an, um zukünftige Verstöße zu verhindern. Der Geschäftsführer distanzierte sich ausdrücklich von dem gezeigten Umgang mit den Tieren und verwies auf regelmäßige Kontrollen.
Diese Abfolge ist entscheidend, denn sie zeigt: Der Tierquälerei Vorwurf führte zu konkreten, überprüfbaren Maßnahmen. Der Betrieb wies zugleich den Vorwurf zurück, es habe sich um systematische Misshandlungen durch eine Vielzahl von Mitarbeitern gehandelt, und kündigte eigene rechtliche Schritte an. Die Möglichkeit, dass Aktivisten eingeschleust worden sein könnten, wird geprüft.
Unterlassene Hilfe statt unmittelbarer Intervention
Gerade vor diesem Hintergrund stellt sich die Frage nach der Vorgehensweise von ANINOVA. Die Videoaufnahmen entstanden über einen Zeitraum von mehreren Wochen. In dieser Zeit hätte ein direkter Hinweis an den Betreiber das beanstandete Verhalten möglicherweise sofort unterbunden. Stattdessen wurde das Material gesammelt, veröffentlicht und mit einer ANINOVA Strafanzeige verbunden.
Damit rückt ein unbequemer Aspekt in den Fokus: Wer dokumentiertes Leid nicht unmittelbar adressiert, sondern für eine spätere Kampagne konserviert, nimmt dessen Fortsetzung in Kauf. Das ist kein juristischer Vorwurf, wohl aber ein moralischer. Mindestens der Eindruck der unterlassenen Hilfe steht im Raum – und dieser lässt sich nicht mit dem Verweis auf Öffentlichkeitsarbeit entkräften.
Aufmerksamkeit als Triebfeder
Der Fall fügt sich in ein bekanntes Muster ein. Bilder aus einer Gänse Schlachterei, mediale Verbreitung, Empörung, Spendenaufrufe. Die Logik ist wirksam, aber sie verschiebt den Fokus. Nicht die schnelle Beendigung eines Missstands steht im Vordergrund, sondern seine maximale öffentliche Verwertung. Genau hier liegt der Bruch zwischen Tierschutz und Tierrechtsaktivismus.
Projekte wie GERATI – Gegen Radikalen Tierschutz weisen seit Jahren auf dieses Problem hin: Wenn Aufmerksamkeit, Klicks und Spendengelder zum eigentlichen Ziel werden, verliert der Schutz der Tiere seine Priorität. Aufklärung wird zur Inszenierung, Prävention zur Nebensache.
Fazit
Der Fall aus Brandenburg zeigt, wie schmal der Grat zwischen Aufdeckung und Instrumentalisierung ist. Die Tierquälerei Schlachterei wurde öffentlich gemacht – aber nicht verhindert. Dabei hat die schnelle Reaktion des Betriebs belegt, dass unmittelbare Intervention Wirkung entfalten kann. Wer diesen Weg bewusst nicht wählt, muss sich die Frage gefallen lassen, welchem Zweck sein Handeln tatsächlich dient.
Tierschutz lebt von Prävention, nicht von Eskalation. Von direkter Verantwortung, nicht von nachträglicher Empörung. Nur wenn dokumentiertes Leid sofort adressiert wird, kann Aufklärung ihrem Anspruch gerecht werden – im Interesse der Tiere, nicht der Kampagne.
Quellen:
- ZEIT Online – Tierschutz: Vorwurf der Tierquälerei – Betrieb reagiert mit Konsequenzen – https://www.zeit.de/news/2025-12/16/vorwurf-der-tierquaelerei-betrieb-reagiert-mit-konsequenzen
- GERATI – 3 Überraschende Wendungen in Jan Pfeifers PR-Kampagne: Das Scheitern, die Gründung von Aninova und mögliche Markenkonflikte – https://gerati.de/2023/11/07/jan-pfeifers-pr-kampagne/

