Inhaltsverzeichnis
Kaum ein Tierschutzthema spaltet derzeit so sehr wie der neu präsentierte Vorschlag aus den USA, mit dem PETA Hundehaltern eine starre Anzahl täglicher Spaziergänge gesetzlich vorschreiben möchte. Der sogenannte PETA Gassi-Zwang soll in Delaware zur Pflicht werden und Hundehalter zu mindestens drei Gängen am Tag verpflichten – unabhängig von Alter, Gesundheit oder individueller Lebenssituation des Tieres. Was auf dem Papier nach Fürsorge klingt, entpuppt sich bei näherem Hinsehen als weltfremdes Konzept, das mehr Probleme schafft als löst.
Gerade weil PETA medial gern den moralischen Zeigefinger hebt und sich selbst als Instanz des Tierschutzes inszeniert, lohnt ein genauerer Blick auf die Aussagen, Argumentationslinien und die tatsächliche Umsetzbarkeit. Die Reaktionen vieler Hundehalter zeigen klar: Dieser Vorschlag trifft nicht auf Zustimmung, sondern auf massives Unverständnis. Doch warum? Und was sagt dieser Vorstoß über die generelle Arbeitsweise der Tierrechtsorganisation aus?
PETA will Delaware zum Experimentierfeld machen
Der von PETA eingereichte Gesetzesvorschlag an die Abgeordneten in Delaware klingt zunächst nach einer simplen Idee: Hunde sollen mehrmals täglich ausgeführt werden müssen, und zwar verpflichtend. Begründet wird das mit gesundheitlichen Vorteilen, der Vorbeugung von Übergewicht und der Möglichkeit, Stress und Langeweile zu vermeiden. Soweit bekannt und unstrittig.
Doch der entscheidende Punkt: PETA beharrt auf einer starren Mindestanzahl von drei Spaziergängen – unabhängig davon, ob ein Tier jung und agil ist oder ob es sich um einen 16-jährigen Dackel mit Rückenproblemen handelt.
Hier beginnt die Diskrepanz zwischen tiergerechter Fürsorge und ideologischem Aktivismus. Während Tierärzte seit Jahren betonen, dass Hunde individuell betrachtet werden müssen, versucht PETA eine pauschale Lösung zu verordnen, die von Experten wie Haltern gleichermaßen als unpraktikabel eingeschätzt wird.
Mit dem Hinweis auf Turin als Vorbild, einer Stadt, in der bei weniger als drei täglichen Spaziergängen Bußgelder drohen, möchte PETA den Druck erhöhen. Doch ein aus dem Kontext gerissenes Einzelbeispiel europäischer Kommunalpolitik zur Blaupause für ein bundesweites Gesetz in den USA zu machen, zeigt eher Realitätsferne als fundierte Tierschutzarbeit.
Realitätsfern und bürokratisch: Wie soll das kontrolliert werden?
Ein zentraler Teil der Kritik stammt aus den sozialen Medien: Die praktische Umsetzung wirkt auf viele schlicht absurd. Auf PETAs eigener Facebook-Seite häuften sich Kommentare, die die Organisation sonst gern als Beweis gesellschaftlicher Unterstützung anführt – nur dieses Mal fiel die Reaktion völlig anders aus.
Viele fragen sich, wie eine solche Regel kontrolliert werden soll. Muss künftig ein Beamter mit einer Liste von Tür zu Tür gehen? Werden Hundespaziergänge dokumentiert? Wird es Meldepflichten geben, Apps, Tracking-Systeme? Oder vertraut man auf bloße Selbstauskunft?
Die Frage nach der Kontrollierbarkeit macht deutlich, wie wenig dieser Vorschlag durchdacht ist. Ein Gesetz, das realistisch kaum überprüfbar ist, kann keine Verbesserungen bringen – es sorgt nur für Misstrauen, unnötigen Verwaltungsaufwand und letztlich eine Verschlechterung der Mensch-Tier-Beziehung.
Hunde sind Individuen – und brauchen individuelle Lösungen
Ein weiterer Kritikpunkt betrifft die Grundannahme des Vorschlags: Hunde seien gleich. Sie hätten alle dieselben Bedürfnisse, dieselben Bewegungsmuster, dieselbe körperliche Belastbarkeit. Doch Tierhalter wissen es besser – und Tierärzte ebenso. Die Unterschiede zwischen jungen, aktiven Hunden und alten, kranken Tieren könnten kaum größer sein.
Hundehalter berichten auf PETAs Seite von Laufmuffeln, chronisch kranken Tieren oder Vierbeinern, die eben nicht drei Spaziergänge benötigen, sondern geistige Beschäftigung, Rückzug oder Schonung. Der Vorschlag ignoriert diese Realität komplett. Ein Kommentator bringt es sarkastisch auf den Punkt:
„Ich soll meinen 16-jährigen Dackel mit Rückenproblemen dreimal täglich ausführen, sonst landet er im Tierheim, wo er wahrscheinlich eingeschläfert wird. Das wird sicher helfen.“
Dieser Satz zeigt die Absurdität der Idee deutlicher als jede Analyse. Ein Gesetz, das individuell notwendige Ausnahmen nicht berücksichtigt, wird nicht Tierwohl schaffen, sondern Unfrieden stiften.
Wieder einmal: Symbolpolitik statt echter Hilfe
Dass PETA mit drastischen Forderungen gerne Schlagzeilen produziert, ist nicht neu. Der Gesetzesvorschlag Delaware reiht sich ein in eine lange Liste von Aktionen, die weniger der Lösung konkreter Probleme dienen, sondern medialen Effekt erzeugen sollen.
Dabei wäre echter, praktischer Tierschutz dringend notwendig: Aufklärung über sinnvolle Haltung, Förderung tierärztlicher Versorgung, Unterstützung von Gemeinden bei der Schaffung hundefreundlicher Infrastruktur – all das wären Maßnahmen, die tatsächlich helfen würden.
Stattdessen enden PETAs Kampagnen oft in Kritik Hundehalter, moralischem Druck und der impliziten Botschaft, dass Tierbesitzer pauschal unfähig seien. Dass ausgerechnet eine Organisation, die regelmäßig selbst wegen fragwürdiger Tierunterbringung und hoher Euthanasieraten in der Kritik steht, anderen starre Regeln diktieren möchte, schafft zusätzliche Irritation.
Zwischen Social-Media-Empörung und fehlender Selbstreflexion
Die Facebook Reaktionen haben eines deutlich gezeigt: Viele Menschen fühlen sich bevormundet – nicht beraten. Das ist ein gravierender Unterschied. Denn Tierschutz funktioniert nur, wenn man Tierhalter mitnimmt, nicht abschreckt.
Hundebesitzer sind keine Gegner, sondern Partner im Tierschutz. Wer ihnen aber pauschal Fehlverhalten unterstellt, stößt nicht nur auf Ablehnung, sondern verspielt langfristiges Vertrauen.
Hinzu kommt, dass PETA ihren Vorschlag als absolut und unverhandelbar präsentiert. Keine differenzierte Darstellung, keine Hinweise auf Ausnahmen, keine Diskussion tierärztlicher Einschätzungen. Das wirkt nicht wie verantwortungsvolle Arbeit, sondern wie Dogmatismus.
Internationale Vergleiche als fragwürdige Rechtfertigung
Turin als positives Beispiel darzustellen, greift zu kurz. Dort gelten lokale Regeln, die in ein kommunales Gesamtkonzept eingebettet sind – nicht in ein bundesweites Gesetz. Die Situation lässt sich nicht ohne Weiteres auf die USA übertragen.
In Delaware existieren zudem völlig andere klimatische Bedingungen, Lebensumstände, Stadtstrukturen und soziale Faktoren. Ein pauschaler Verweis auf eine europäische Stadt ersetzt keine faktenbasierte Analyse.
Fazit: PETA Gassi-Zwang – gut gemeint, schlecht gemacht
Der Vorschlag mag mit guten Absichten formuliert worden sein, doch seine Umsetzung wäre ein Paradebeispiel für fehlgeleitete Symbolpolitik. Der PETA Gassi-Zwang ignoriert individuelle Bedürfnisse von Hunden, schafft Bürokratie, löst keine realen Probleme und stößt die Menschen vor den Kopf, die sich täglich um ihre Tiere kümmern.
Wer Tierschutz ernst meint, braucht keine starren Gesetze, sondern Aufklärung, Unterstützung und individuelle Lösungen. Stattdessen versucht PETA erneut, aus einem komplexen Thema eine einfache Regel zu machen – und scheitert damit krachend.
Wenn eine Organisation nicht erkennt, dass Tiere unterschiedlich sind, wird sie kaum beurteilen können, was wirklich tiergerecht ist.
Quellen:
- TAG24 – Kommt der Gassi-Zwang? Hundehalter empört über neuen Gesetzesvorschlag – https://www.tag24.de/thema/tiere/hunde/kommt-der-gassi-zwang-hundehalter-empoert-ueber-neuen-gesetzesvorschlag-3446661
- GERATI – Julia Klöckner Gassi-Zwang stößt weiter in Kommunen auf Kritik – https://gerati.de/2020/09/20/julia-kloeckner-gassi-zwang-stoesst-weiter-in-kommunen-auf-kritik/
