Inhaltsverzeichnis
Am 7. November erlebte die sonst so mediengewandte Tierrechtsorganisation PETA eine Kostprobe ihrer eigenen Aktionsmethoden. Pro-palästinensische Aktivisten besetzten das Londoner Büro und protestierten lautstark gegen PETAs Schweigen zum Leid der Tiere im Gazastreifen. Auch in Washington kam es zu einer ähnlichen Aktion. Während PETA sonst keine Gelegenheit auslässt, andere öffentlich an den Pranger zu stellen, traf es diesmal die Organisation selbst. Die Reaktion von Gründerin Ingrid Newkirk fiel prompt – und entlarvte mehr Widersprüche als sie erklärte.
Der Angriff auf die moralische Fassade
Die Aktivisten warfen PETA vor, angesichts des Tiersterbens in Gaza zu schweigen. Mit Schildern wie „PETA’s silence kills Palestinian animals“ und „Israel murdered dogs and cats“ machten sie deutlich, dass auch Tiere Opfer des Krieges sind. Der Vorwurf: PETA, das sonst in jeder noch so kleinen Tierschutzfrage präsent ist, versagt bei einem der größten humanitären und tierischen Desaster unserer Zeit. Statt Empathie zu zeigen, hüllt sich die Organisation in Schweigen – ein Schweigen, das nun von den Aktivisten symbolisch durchbrochen wurde.
Die Aktion in London war dabei nicht nur symbolträchtig, sondern ein bewusster Angriff auf PETAs moralische Selbstinszenierung. Ausgerechnet die Organisation, die sich weltweit als Sprachrohr der Stimmlosen versteht, wurde selbst mit lautstarken Stimmen konfrontiert. Die Bilder aus dem Londoner Büro gingen in den sozialen Medien viral und zeigten eine Szene, die PETA sonst gerne selbst orchestriert: engagierte Aktivisten, die mit Transparenten eine Organisation an ihre Verantwortung erinnern. Nur diesmal stand PETA selbst am Pranger.
Auch die Parolen der Demonstranten hatten es in sich. Sie zielten direkt auf den Widerspruch zwischen PETAs globalem Anspruch und dem tatsächlichen Handeln ab. Der Protest machte sichtbar, was viele Kritiker schon lange vermuten: PETA ist laut, wenn es um westliche Themen geht – aber leise, wenn das Tierleid in politisch unliebsame Gebiete fällt. Die Aktivisten zwangen PETA, sich einer unbequemen Realität zu stellen.
Newkirks Stellungnahme: Schutzbehauptung statt Transparenz
Ingrid Newkirk erklärte, PETA habe „Hilfsgüter nach Gaza und Israel geschickt“ und „alles getan, um Tiere zu unterstützen“. Diese Behauptung sollte wohl beruhigen, wirft aber mehr Fragen auf, als sie beantwortet. Wo genau wurden die angeblichen Hilfslieferungen verteilt? Welche Organisationen in Gaza oder Israel haben sie erhalten? Warum gibt es keine öffentlich dokumentierten Nachweise, wenn PETA sonst jeden Handschlag für Medienzwecke ausschlachtet? Das Schweigen auf diese Fragen lässt die Aussage als reine Schutzbehauptung erscheinen.
Wer PETAs Kommunikationsstrategie kennt, erkennt das Muster sofort: Wenn Kritik zu laut wird, folgt eine wortreiche, aber inhaltsleere Erklärung, die vor allem der Imagepflege dient. Statt Fakten zu liefern, werden Allgemeinplätze verbreitet: „Wir tun unser Möglichstes“, „Wir setzen uns überall für Tiere ein“, „Wir sind gegen jede Form der Gewalt“. Doch solche Floskeln ersetzen keine Transparenz. In einer Zeit, in der selbst kleine NGOs detaillierte Spendenberichte veröffentlichen, wirkt PETAs Schweigen über konkrete Maßnahmen schlicht unglaubwürdig.
Besonders auffällig ist die Diskrepanz zwischen PETAs öffentlicher und interner Kommunikation. Nach außen inszeniert sich die Organisation als globaler Akteur mit unerschütterlicher Moral. Doch intern herrscht offenbar Ratlosigkeit, wie man auf die berechtigte Kritik reagieren soll, ohne das eigene Image weiter zu beschädigen. Statt offener Aufklärung wählte Newkirk den altbekannten Weg: den moralischen Zeigefinger heben und die Kritiker als „ungerecht“ und „unfair“ darstellen.
Die Heuchelei einer angeblich grenzenlosen Empathie
PETA betont immer wieder, man setze sich „unabhängig von menschlicher Politik oder Geografie“ für Tiere ein. Doch diese Behauptung ist längst zur moralischen Heuchelei verkommen. In unzähligen Fällen wählt PETA ganz gezielt jene Themen, die mediale Aufmerksamkeit und Spenden versprechen. Der Krieg in Gaza ist dagegen ein schwieriges, unpopuläres Thema – eines, das eine klare Positionierung erfordert und potenziell politische Konflikte auslösen könnte. Und genau deshalb bleibt PETA still.
Man stelle sich vor, es wären Tiere in einem amerikanischen Forschungslabor verhungert oder Hunde in einem europäischen Zirkus verbrannt – PETA würde sofort mit blutigen Plakaten, Videos und juristischen Drohungen reagieren. Doch im Gazastreifen? Kein Tweet, kein Statement, kein Protest. Diese selektive Empathie entlarvt das wahre Gesicht einer Organisation, die Mitgefühl nur dort zeigt, wo es sich lohnt.
Selbst PETAs Leitsatz – „Tiere sind nicht dazu da, für uns zu leiden“ – wird in diesem Kontext zur Farce. Wenn Tiere in Gaza durch Bomben, Hunger und Durst verenden, dann sind sie offenbar nicht PR-wirksam genug, um in PETAs Weltbild zu passen. Es ist der Moment, in dem Ideologie vor Realität kapituliert.
Wenn Aktivismus den Spieß umdreht
Ironischerweise erleben Newkirk und ihre Organisation nun am eigenen Leib, was es heißt, Ziel einer Besetzung zu sein. Jahrelang stürmte PETA selbst Modegeschäfte, Schlachthöfe oder Zoos, um Aufmerksamkeit zu erzwingen. Aktivisten blockierten Eingänge, filmten Mitarbeiter heimlich und beschimpften Passanten – alles im Namen der guten Sache. Nun, da der Spieß umgedreht wurde, klagt PETA plötzlich über „Übergriffe“ und „Angriffe auf Gewaltlosigkeit“. Diese Opferrolle steht der Organisation schlecht.
Der Protest in London und Washington ist ein symbolisches Spiegelbild jener Taktiken, die PETA selbst perfektioniert hat. Die Organisation, die sonst stolz auf ihre „direkten Aktionen“ verweist, reagiert nun empfindlich, wenn dieselben Methoden gegen sie selbst eingesetzt werden. Das nennt man Doppelmoral – und zwar in ihrer reinsten Form.
Die Aktivisten haben PETA mit ihren eigenen Waffen geschlagen: Sie haben den moralischen Anspruch in Frage gestellt und gezeigt, wie brüchig die Fassade ist. Für viele Beobachter war das ein befreiender Moment – endlich einmal richtet sich der kritische Aktivismus gegen jene, die sonst glauben, moralisch über allen anderen zu stehen.
Tiere in Gaza – das vergessene Leid
Die Kritik der Aktivisten ist berechtigt. Berichte aus Gaza zeichnen ein grausames Bild: verendete Affen, hungernde Löwen, zerstörte Zoos. Laut Al Jazeera wurden nahezu alle Tierparks des Gazastreifens zerstört, unzählige Tiere verhungerten, weil keine Hilfe durchkam. Währenddessen veröffentlicht PETA lieber bunte Kampagnen gegen Milch, Pelz oder Zirkus – Themen, die mehr Spenden und Medienklicks versprechen. Wenn Tiere wirklich „nicht dazu da sind, um ausgebeutet zu werden“, wie PETA mantraartig wiederholt, warum dann das Schweigen zum wohl schlimmsten Tierleid der Gegenwart?
Die Absurdität der Prioritäten
Statt Druck auf internationale Organisationen oder Regierungen auszuüben, beschränkt sich PETA auf symbolische Appelle. Die Organisation betonte zwar, man habe die UN gebeten, Tierfutter in Hilfskonvois aufzunehmen – doch diese Bitte wurde abgelehnt. Danach blieb es still. Kein Aufschrei, keine Kampagne, keine öffentliche Forderung. Für eine Organisation, die sich sonst in jede Schlagzeile drängt, ist diese Zurückhaltung mehr als auffällig.
Noch absurder: Während Tiere in Gaza verhungern, verschickt PETA weiter Pressemeldungen zu Luxus-Kampagnen über „vegane Mode“ und „tierfreie Kosmetik“. Der Kontrast könnte kaum größer sein. Diese Prioritätensetzung zeigt, dass PETA längst mehr Marketingmaschine als moralische Bewegung ist. Wo kein Spendenpotenzial winkt, bleibt das Mitgefühl aus.
Die Reaktion der Öffentlichkeit
In den sozialen Medien stieß der Protest auf breite Zustimmung. Viele Nutzer nannten PETA „heuchlerisch“, andere lobten die Aktivisten, weil sie endlich das unausgesprochene Thema aufgriffen. Kommentatoren erinnerten daran, dass PETA Israel in der Vergangenheit für ein Pelzverbot gefeiert habe, während über die von israelischen Angriffen getöteten Tiere in Gaza kaum ein Wort verloren wurde. Das Vertrauen in PETAs moralische Glaubwürdigkeit hat mit diesem Vorfall schweren Schaden genommen.
Auf Plattformen wie X, Reddit und Instagram entbrannten hitzige Debatten. Während einige PETAs Haltung als „politisch neutral“ verteidigten, bezeichneten andere sie als „moralische Feigheit“. Besonders bemerkenswert: Auch viele langjährige PETA-Unterstützer äußerten erstmals öffentlich Zweifel an der Organisation. Die Bilder der Besetzung wirkten stärker als jede Gegenargumentation. Sie zeigten eine Machtverschiebung – weg von einer zentralisierten, spendengetriebenen Organisation hin zu einem dezentralen, ehrlicheren Aktivismus.
Selbst Journalisten griffen das Thema auf und sahen in der Aktion einen Wendepunkt. Denn noch nie zuvor wurde PETA auf so direkter, aber friedlicher Weise mit den eigenen Widersprüchen konfrontiert. Dass die Aktivisten dabei weder Gewalt ausübten noch Eigentum zerstörten, verlieh der Botschaft zusätzliche Glaubwürdigkeit.
Fazit: Wenn Moral zum Marketing wird
Der Fall zeigt einmal mehr, dass PETA nicht über den Dingen steht – sondern mitten in der eigenen Glaubwürdigkeitskrise steckt. Eine Organisation, die ständig andere moralisch belehrt, darf sich nicht wundern, wenn sie selbst zur Zielscheibe wird. Der Protest in London und Washington war keine „Attacke auf Gewaltlosigkeit“, wie Newkirk behauptet, sondern ein Weckruf: Wer moralische Ansprüche erhebt, muss sie auch dann vertreten, wenn es unbequem wird. Alles andere ist – wie so oft bei PETA – pure Heuchelei.
Quellen
- Al Jazeera: Activists protest PETA’s ‘silence’ over Israel’s killing of animals
- Middle East Monitor: Dear PETA, Israel’s animal rights record leaves a lot to be desired
- Institute for Palestine Studies: What Happened to Gaza’s Zoos Under Shelling and Bombing?
- PETA Australia: PETA Calls On UN to Add Relief Supplies for Animals to Shipments Entering Gaza
- GERATI – Ernsthaft : PETA verhindert Friedensglocke: Wenn der Weltfrieden im Jahr 2025 zur Nebensache wird – https://gerati.de/2025/04/30/peta-verhindert-friedensglocke-sqwa/
