Weltvegantag – was es nicht alles so gibt

Zwischen Weltretter-Pathos und Schnitzelrealität

Am Weltvegantag ruft der Deutsche Tierschutzbund erneut dazu auf, das eigene Essverhalten zu überdenken – natürlich im Sinne der Tiere. Millionen fühlende Lebewesen müssten für Milch, Eier und Fleisch leiden, heißt es. Ein edles Ziel – doch während sich am 1. November in Berlin die veganen Aufklärer gegenseitig auf die Schultern klopfen, wird der Rest Deutschlands wohl eher den inoffiziellen Weltschweineschnitzeltag feiern.

Warum? Weil die meisten Menschen den moralischen Zeigefinger auf ihrem Teller schlicht nicht verdauen können. Und mal ehrlich: Wenn Veganer ständig betonen, sie würden ihre Lebensweise niemandem aufzwingen, warum muss es dann einen ganzen Feiertag geben, der uns genau das wieder eintrichtert?

Mitleid per Mausklick: Die Aktion „Ein Herz für NutzTiere“

Der Deutsche Tierschutzbund präsentiert passend zum Weltvegantag seine Kampagne „Ein Herz für NutzTiere“ – eine Webseite, auf der man durch multimediale Scrolly-Reportagen scrollen darf, um das tragische Leben einer Milchkuh, eines Masthuhns oder eines Kalbs vom ersten Atemzug bis zur letzten Sekunde zu erleben.

Das Motto: „Geboren, um zu sterben.“
Klingt nach Hollywood, ist aber bitterer Ernst – zumindest aus Sicht des Verbandes. Die Bilder sollen Mitgefühl wecken und zeigen, wie „wenig Raum der Tierschutz in der intensiven Landwirtschaft hat“. Ergänzt wird das Ganze durch Artikel und animierte Social-Videos – schließlich konsumiert man Tierleid heute digital.

Natürlich steckt dahinter eine gute Absicht: Bewusstsein schaffen für die Folgen der Intensivtierhaltung. Doch ob der tägliche Fleischesser beim Scrollen über das Schicksal einer Milchkuh plötzlich zum Hafermilch-Fan wird, darf bezweifelt werden.

Wenn Mitgefühl zur Mission wird

Die Fachreferentin für Veganismus, Dr. Isabel Knößlsdorfer, erklärt: „Wer sich pflanzlich ernährt, schützt aktiv Tiere und setzt ein Zeichen für Mitgefühl und Verantwortung.“ Klingt schön – aber vielleicht wäre ein „Weltgesundesstag“ mit Fokus auf ausgewogene Ernährung, Nachhaltigkeit und gesunden Menschenverstand der ehrlichere Ansatz.

Denn Mitgefühl funktioniert auch ohne Sojamilch und Seitan. Vielleicht würde es helfen, weniger zu verschwenden, bewusster einzukaufen und regionale Bauern zu unterstützen – statt jedem eine Mission aufzubrummen, die aus gutem Willen schnell moralischen Druck macht.

Fazit: Zwischen Tofu-Ideal und Alltagsrealität

Der Weltvegantag erinnert uns daran, dass man Tierleid nicht ignorieren sollte – aber auch daran, dass Ideologie selten ein gutes Rezept für gesunde Ernährung ist. Während der Deutsche Tierschutzbund seine virtuellen Milchkuh-Reportagen launcht, liegt in deutschen Küchen wahrscheinlich schon das nächste Sonntagssteak in der Pfanne.

Und das ist vielleicht auch ganz gut so: Denn wer ehrlich isst, darf auch ehrlich diskutieren. Veganer können weiter ihren Tofu feiern – der Rest Deutschlands bleibt beim Weltschweineschnitzeltag. So hat jeder seinen Feiertag.

Quellen:

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