Taubenwettflug 2025 in Schlüsselfeld: Warum PETA mit ihrer Kritik über das Ziel hinausschießt

Ein geplanter Taubenwettflug mit 3.200 Brieftauben sorgt für hitzige Debatten in der Öffentlichkeit. Die Tierrechtsorganisation PETA warnt vor angeblichen Verstößen gegen das Tierschutzgesetz, kritisiert hohe Verlustraten und fordert ein generelles Verbot solcher Veranstaltungen. Doch was ist tatsächlich dran an den Vorwürfen? In diesem Artikel analysieren wir die Faktenlage, lassen wissenschaftliche Perspektiven einfließen und zeigen, warum pauschale Verurteilungen nicht weiterhelfen.

Taubenwettflug im Kreuzfeuer – Tradition trifft auf Tierrechts-Ideologie

Am 24. Mai 2025 soll in Schlüsselfeld ein groß angelegter Taubenwettflug stattfinden. Geplant ist der Auflass von 3.200 Brieftauben, organisiert durch die Reisevereinigung 01 Berkel-Gescher des Regionalverbands 408 Westliches Münsterland. Die Tiere sollen eine Strecke von 351 Kilometern zurücklegen – ein Wettflug mit Tradition und sportlicher Herausforderung.

Doch nun steht das Ereignis unter Beschuss: Die Tierrechtsorganisation PETA fordert ein Verbot durch das zuständige Veterinäramt, spricht von Verstößen gegen das Tierschutzgesetz, warnt vor hoher Verlustrate und wirft der Branche grausame Zuchtpraktiken vor. Was ist dran an diesen Vorwürfen?

PETAs Vorwürfe im Überblick: Emotional, plakativ – aber auch faktisch?

PETA wirft dem Taubenwettflug pauschal vor, eine tierschutzwidrige Praxis zu sein. Die Organisation bringt dabei folgende Punkte ins Spiel:

  • Verlustraten von bis zu 53 %, angeblich pro Saison.
  • Überforderung der Tiere, was angeblich § 3 des Tierschutzgesetzes verletzen soll.
  • Tötung leistungsschwacher Tiere, zum Teil durch brutale Methoden.
  • Beitrag zur Stadttaubenplage, durch verirrte oder ausgesetzte Tiere.

Begleitet wird das Ganze von emotional aufgeladenem Bildmaterial, dramatisierenden Begriffen wie „Todesflüge“ – und der Forderung nach einem bundesweiten Verbot.

Die Fakten: Wie belastbar sind die Kritikpunkte von PETA?

Verlustraten – ein verzerrtes Bild

Die oft zitierte Zahl von 53 % stammt aus einer einzelnen, über zehn Jahre alten Studie. Seriöse Züchter und Dachverbände melden Rückkehrquoten von 85 % bis über 90 %, abhängig von Wetter, Strecke und Vorbereitung.

Zudem wird übersehen, dass viele Verluste durch äußere Faktoren entstehen – z. B. durch Greifvögel oder plötzliche Wetterumschwünge. Wer daraus ein pauschales Tierschutzproblem konstruiert, ignoriert wissenschaftliche Differenzierung.

Zuchtpraxis – schwarze Schafe statt Branchenstandard

Natürlich gibt es auch im Tierschutz schwarze Schafe. Doch die Unterstellung, das systematische Töten leistungsschwacher Tiere sei Norm, ist irreführend. Die große Mehrheit der Züchter arbeitet mit Tierärzten, dokumentiert Haltung und Gesundheit, betreibt aktive Rückholung vermisster Tiere und handelt tierschutzkonform.

Wissenschaftliche Perspektiven: Was PETA systematisch ausklammert

Brieftauben sind keine gequälten Kreaturen, die widerwillig fliegen – sie sind leistungsfähige, hoch spezialisierte Tiere, deren Orientierungssinn, Muskelstruktur und Ausdauer hervorragend an Langstreckenflüge angepasst sind.

Studien zeigen:

  • Sie orientieren sich anhand von Erdmagnetismus, Infraschall und Sonnenstand.
  • Sie verfügen über ein ausgezeichnetes Erinnerungsvermögen und finden selbst über Hunderte Kilometer hinweg ihren Heimatschlag.
  • Gut trainierte Tauben zeigen keinerlei Anzeichen von Dauerstress – im Gegenteil: Fliegen gehört zu ihrem natürlichen Verhaltensrepertoire.

Die Vorstellung, sie würden dabei „gezwungen“, ist biologisch wie ethologisch schlicht falsch.

Der Mythos der städtischen Überpopulation durch Wettflüge

PETA behauptet, verirrte Brieftauben würden zur Stadttaubenplage beitragen. Diese Behauptung hält keiner Prüfung stand:

  • Schlüsselfeld: Brieftauben können sich nicht dauerhaft in Städten integrieren, da sie auf hochwertiges Futter angewiesen sind.
  • Die meisten verirrten Tiere überleben in urbanen Umgebungen nur wenige Tage.
  • Studien zur Stadttaubenpopulation belegen, dass Fütterung durch Menschen und mangelnde Regulierung die eigentlichen Ursachen der Überpopulation sind – nicht Brieftauben aus dem Sport.

Ein Mythos – der sich gut emotional vermarkten lässt, aber mit der Realität wenig zu tun hat.

Die Forderung nach einem generellen Verbot: Symbolpolitik statt Tierschutz

Die Krönung der Debatte ist PETAs Forderung, Taubenwettflüge in Deutschland vollständig zu verbieten. Doch ein solcher Schritt wäre:

  • Juristisch unbegründet, da bisher kein Gericht den Sport als pauschal tierschutzwidrig eingestuft hat.
  • Unverhältnismäßig, da er alle Züchter – auch die seriösen – unter Generalverdacht stellt.
  • Kontraproduktiv, weil er den regulierten, beobachteten Sport verdrängen würde – und Wildzuchten oder illegale Haltungen stärken könnte.

Veterinäramt: Tierschutz braucht Kontrolle, Standards, Kommunikation – nicht ideologisches Schwarz-Weiß-Denken.

Fazit: Der Taubenwettflug verdient eine differenzierte Betrachtung

Kritik am Tierumgang ist wichtig – keine Frage. Aber sie muss faktenbasiert sein. PETAs Attacke auf den Taubenwettflug in Schlüsselfeld zeigt einmal mehr: Es geht weniger um Tierwohl als um Aufmerksamkeit und Spendensympathie.

Der Brieftaubensport ist längst moderner, transparenter und tierschutzorientierter, als es PETA wahrhaben will. Wer wirklich am Wohl der Tiere interessiert ist, sollte mit den Züchtern reden – nicht gegen sie hetzen.

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