Meinungsfreiheit à la Robert Marc Lehmann? – Wie ein abgesagter Vortrag im Mai 2025 zur großen Inszenierung wurde

Blockiert, beleidigt, belehrt – Die fragwürdige Rhetorik des Robert Marc Lehmann

Robert Marc Lehmann, gefeierter YouTuber, Umweltaktivist und Tierretter mit Hang zur Selbstdarstellung, sorgt erneut für Schlagzeilen – jedoch nicht wegen einer heldenhaften Aktion in einem Krisengebiet, sondern wegen eines abgesagten Vortrags in der Stadthalle Wuppertal. Was zunächst wie ein banaler Programmwechsel klingt, wird von Lehmann selbst zur medienwirksamen Zensur-Geschichte aufgeblasen. Doch hinter der Fassade des empörten Aufklärers offenbaren sich Widersprüche, Inszenierungskunst und eine bedenklich einseitige Vorstellung von Meinungsfreiheit.

Ein kritischer Blick auf das abgesagte Wuppertal-Event und die scheinheilige Debatte um Meinungsfreiheit

Robert Marc Lehmann, selbsternannter „Tierschützer“, YouTuber und moralischer Weltenretter in Personalunion, hat wieder einmal eine Bühne gesucht – diesmal nicht in einer Stadthalle, sondern auf seinem bevorzugten Terrain: der digitalen Empörungslandschaft. In einem 20-minütigen YouTube-Video schildert er detailreich, warum ein geplanter Vortrag in der historischen Stadthalle Wuppertal abgesagt wurde. Und wie zu erwarten war, fehlt es weder an dramatischen Untertönen noch an einer aufwendig inszenierten Opferrolle.

Robert Marc Lehmann präsentiert sich als mutiger Aufklärer im Kampf gegen eine angebliche „Zoo-Lobby“, die bis in die kommunale Veranstaltungsplanung hineinwirkt. Doch was steckt wirklich hinter dem Vorfall? Wie glaubwürdig ist die Erzählung von der unterdrückten Stimme? Und was sagt das über den Aktivisten selbst aus? Ein genauer Blick zeigt: Nicht jede Absage ist gleich Zensur – und nicht jede Bühne verdient Applaus.

Der angebliche Skandal: Zwei kritische Stimmen und das große Drama

Laut Lehmann wurde sein Vortrag – ein angeblich fein orchestriertes Werk mit 247 Folien, Filmen und Appellen zur Weltrettung – von der Stadthalle Wuppertal abgesagt, nachdem zwei Personen intervenierten: Bruno Hensel, Präsident der Gemeinschaft der Zooförderer, und ein namentlich nicht genannter „kleiner Blogger“. Diese beiden hätten die Verantwortlichen der Stadthalle über Robert Marc Lehmann „problematische Haltung zu Zoos“ informiert.

Was folgt, ist ein Musterbeispiel für inszenierte Empörung: Laut Robert Marc Lehmann habe die Stadthalle ihm untersagt, über Zoos zu sprechen. Für ihn ein klarer Fall von Zensur und Angriff auf die Meinungsfreiheit. Doch anstatt sachlich zu reagieren oder den Vortrag entsprechend anzupassen, greift Robert Marc Lehmann zum rhetorischen Zweihänder: dramatische Musik, moralische Überhöhung, Heldenpose.

Warum zwei Rückmeldungen ausreichen sollen, um eine gesamte Veranstaltungsstruktur zu kippen, bleibt unklar. Doch als Katalysator für Selbstvermarktung funktioniert diese Geschichte hervorragend.

Selbstinszenierung statt Sachlichkeit: Der große Auftritt von Robert Marc Lehmann

Lehmann liebt das große Drama. Begriffe wie „Zensur“, „Verbot“ und „Meinungsdiktat“ fallen in einer Frequenz, die eher an politisches Kabarett erinnert als an seriöse Analyse. Dass Veranstalter grundsätzlich das Recht haben, Themenschwerpunkte zu definieren – insbesondere, wenn öffentliche Gelder oder institutionelle Verflechtungen im Spiel sind – erwähnt Lehmann nur am Rande. Stattdessen stilisiert er sich zum unterdrückten Wahrheitsverkünder.

Er betont mehrfach, dass der Zoo-Teil seines Vortrags „unter 1 %“ betragen habe. Wenn das tatsächlich zutrifft, stellt sich umso mehr die Frage: Warum dieses Thema zur Eskalation führen? Warum ein ganzes Event platzen lassen, wenn es doch kaum eine Rolle spielt? Die Antwort liegt auf der Hand: Es geht weniger um Inhalte als um Haltung – und ums Prinzip.

Die Beschreibung des Events als „einmalig“, „emotional bedeutsam“ und „monatelang vorbereitet“ wirkt überzogen. Die Emotionalisierung ersetzt hier die inhaltliche Argumentation. Es geht längst nicht mehr um Aufklärung, sondern um Wirkung und Reichweite.

Meinungsfreiheit? Ja – aber bitte nur für ihn

Lehmann inszeniert sich als unbeugsamen Verteidiger der freien Rede – doch seine eigene Praxis lässt daran zweifeln. Kritiker, die sich sachlich äußern, werden auf seinen Plattformen blockiert oder ignoriert. Auch der Autor dieses Artikels wurde auf Instagram gesperrt, nachdem er ein sachlich-kritisches Video über Lehmann veröffentlicht hatte. Von Beleidigungen keine Spur – aber offenbar genügt schon inhaltlicher Widerspruch.

Wer so agiert, verliert das moralische Fundament für seine Empörung. Meinungsfreiheit ist kein Privileg, das man nur sich selbst zugesteht. Wer sie einfordert, muss sie auch anderen gewähren – gerade denen, die nicht applaudieren. Stattdessen kultiviert Lehmann digitale Echokammern, in denen Widerspruch unerwünscht ist.

Vertrag ist Vertrag: Das Rechtsverständnis eines Influencers

Ein weiterer dramaturgischer Höhepunkt dieser Saga: Robert Marc Lehmann zeigt sich empört über eine Vertragsstrafe in Höhe von 1.375 Euro, die ihm nach seiner Absage des Vortrags von der Stadthalle Wuppertal in Rechnung gestellt wurde. Die Argumentation der Stadthalle ist dabei denkbar einfach: Es gab einen Vertrag, der Vortrag war vereinbart – und Lehmann hat ihn einseitig abgesagt. Punkt.

Juristisch ist der Fall eindeutig: Wer einen unterschriebenen Vertrag aufkündigt, ohne dass ein rechtlich triftiger Grund vorliegt, muss mit Konsequenzen rechnen. In der realen Welt nennt man das Vertragsbruch. In der Welt von Robert Marc Lehmann offenbar einen Angriff auf die Menschenrechte. Dass er diesen Vorgang als politischen Skandal verkauft, wirkt daher eher wie Realitätsverweigerung mit moralischem Anstrich.

Der Vorwurf, seine Wortwahl sei „unflätig“, mag aus der Zeit gefallen wirken, verweist aber auf etwas Relevantes: Veranstalter haben ein legitimes Interesse daran, den Ton und Rahmen öffentlicher Veranstaltungen zu definieren. Auch das ist Meinungsfreiheit – nämlich die Freiheit, nicht jede Rhetorik auf jede Bühne zu lassen.

Doch der eigentliche Skandal: Die Stadthalle versuchte es zu Beginn sogar friedlich. Sie legte Lehmann einen Auflösungsvertrag vor, den er aus Trotz nicht unterzeichnete. Stattdessen schickte er eine Rechnung für seine Auslagen – wohl in der Hoffnung, dass man ihm seinen freiwilligen Vertragsbruch auch noch vergütet. Die Antwort der Stadthalle: eine berechtigte Forderung über den Anwalt.

Und dann beginnt das große Jammern. Lehmann beklagt, dass ihm mit dem Vortrag Einnahmen entgangen seien, mit denen er angeblich zwei Monate Miete und Lebenshaltungskosten gedeckt hätte. Das Publikum auf YouTube war zu Tränen gerührt. Prompt trudelten in den Kommentaren die ersten Spendenangebote ein. Lehmann müsse nun wohl nicht doch unter die Brücke ziehen – das Internet rettet seine Mission, seine Miete und seine Ehre.

Ob das wirklich die Definition von Zivilcourage ist oder einfach nur ein geschickter Spendenaufruf im moralischen Gewand? Die Frage darf gestellt werden. Die Antwort kennt vermutlich nur Lehmann selbst – oder sein PayPal-Konto.

Demonstration statt Diskussion: Die Straße als Bühne

Nach der Absage rief Lehmann zur Demonstration. Megafon, Banner, Selfies – statt Vortrag ein Straßen-PR-Event. Was wie Zivilcourage wirken soll, entpuppt sich bei näherer Betrachtung als Ersatzveranstaltung mit maximalem Inszenierungsgrad.

Ein echter Austausch mit Kritikern? Fehlanzeige. Weder mit Bruno Hensel noch mit dem erwähnten Blogger suchte Lehmann das Gespräch. Stattdessen festigt er lieber das eigene Narrativ – auf der Bühne, auf der er stets Regie führt.

Fazit: Moralische Überhöhung ersetzt Debatte

Robert Marc Lehmann ist vieles: Entertainer, Medienprofi, Umweltakteur. Aber sicher kein neutraler Aufklärer. Seine Haltung zur Meinungsfreiheit ist selektiv – sie gilt nur dann, wenn sie seinem Weltbild dient. Kritik wird geblockt, Verträge gelten nur, wenn sie passen, Diskussionen werden durch Demonstrationen ersetzt.

Das Problem liegt nicht allein bei der Person Lehmann, sondern bei dem, was sie verkörpert: einen Aktivismus, der sich mehr dem Image verschreibt als der Sache. Der nicht Dialog sucht, sondern Zustimmung. Der nicht mit Argumenten überzeugt, sondern mit moralischer Lautstärke übertönt.

Was bleibt, ist ein Lehrstück über die Gefahren moralischer Selbstüberhöhung. Und eine Erinnerung daran, dass echte Meinungsfreiheit eben auch bedeutet, andere Meinungen auszuhalten.

Kommentar offen für Diskussion. Aber Vorsicht: Sarkasmus nicht ausgeschlossen.

16 Gedanken zu „Meinungsfreiheit à la Robert Marc Lehmann? – Wie ein abgesagter Vortrag im Mai 2025 zur großen Inszenierung wurde“

  1. Hier fehlt & geht einiges schief im Artikel,..
    & wer Angst hat vor diesem 1 % M.R.L. hat, sollte kritisch betrachtet werden was übriegens einseitig geschieht.

    Dieser einseitige unsachliche Artikel erweckt den Anschein einer persönlichen Defamierung der Person anzustreben und verliert sich in wilden Behauptungen , Interpretationen & vergießt auf die Umstände ohne Wertung der Person einzugehen .
    Im Gegenteil sogar, hier geht man gerichtet als erstes auf die Person los..
    Journalistische Fachkräfte scheinen hier gefehlt zu haben .

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    • Vielen Dank für Ihren Kommentar. Wenn Sie behaupten, der Artikel sei unsachlich und persönlich diffamierend, dann stellt sich die Frage: Haben Sie ihn vollständig gelesen – oder nur oberflächlich überflogen?

      Robert Marc Lehmann tritt öffentlich mit Parolen wie „FCK Zoo“ und „FCK Aquarium“ auf – Aussagen, die eindeutig nicht auf sachliche Kritik, sondern auf pauschale Ablehnung und persönliche Diffamierung abzielen. Der Artikel benennt genau dieses Verhalten, stellt es in einen größeren Kontext und verweist auf konkrete Fakten. Das ist keine Hetze, sondern journalistische Analyse.

      Hier wird nicht Robert Marc Lehmann als Person „angegriffen“, sondern seine öffentlich getätigten Aussagen und Aktionen kritisch beleuchtet – ein Unterschied, den man kennen sollte, wenn man sich zu Pressefreiheit äußert. Dass Sie dies als „einseitig“ empfinden, mag daran liegen, dass Sie sich mit der Gegenseite nicht auseinandersetzen möchten.

      Und wenn Sie glauben, man müsse Hetzparolen auf Jugendveranstaltungen stillschweigend dulden, dann empfehlen wir einen Blick in Artikel 5 des Grundgesetzes – dort steht Meinungsfreiheit insbesondere die Einschränkungen. Und ja, die gilt für alle – auch für GERATI! Nur das gerade GERATI sich daran hält.

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      • Echter Dialog wird von ihm regelmäßig zugelassen nur möchten sich wenige sachlich zu Zoos mit ihm unterhalten. Ist unter anderem auch sehr verständlich wenn Zoo Befürworter wenig positive Argumente für den Erhalt der Zoos bringen.

        Echter Dialog würde bestimmt auch zugelassen werden, wenn es nicht um die Diffamierung einer Person, wie in diesem Artikel gehen würde, sondern um sachlich und fachlich korrekte Diskussionen.

        Ein schönes Wochenende und gutes Gelingen am Sonntag.

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        • Danke für den Hinweis – aber dann frage ich mich ernsthaft: Wenn Robert Marc Lehmann angeblich so offen für Dialog ist, warum löscht er dann konsequent kritische Kommentare oder blockiert gleich ganze Accounts, noch bevor überhaupt ein Dialog stattfinden kann?

          Ein paar Beispiele gefällig? Der YouTuber Izzi, mehrere bekannte Aquaristik-Vlogger, Zoos.Media, mein privater Account und auch GERATI – alle wurden auf seinen sozialen Kanälen blockiert, obwohl von diesen Seiten nie einKommentar abgegeben wurde. Kritik wird bei ihm offenbar schon im Keim erstickt. So sieht keine Dialogbereitschaft aus – das ist präventive Zensur.

          Was die angebliche „Diffamierung“ betrifft: Wenn in einem Artikel nachweislich falsche Selbstdarstellungen richtiggestellt werden, ist das keine Diffamierung, sondern journalistische Aufklärung. Robert Marc Lehmann bezeichnet sich regelmäßig als „Fotograf des Jahres“ – eine Auszeichnung, die er nachweislich nie erhalten hat. Tatsächlich gewann er einen Leserpreis bei einem Wettbewerb, was mit dem offiziellen Titel nichts zu tun hat.

          Auch seine Behauptung, er sei „Leiter des größten Meerwasseraquariums Deutschlands“ gewesen, ist irreführend. Sein ehemaliger Arbeitgeber hat klargestellt, dass er Teamleiter einer Abteilung war – nicht mehr und nicht weniger. Und seine angebliche Meerwasserexpertise? Seine Diplomarbeit schrieb er über Flusskrebse. Seit wann qualifiziert ein Süßwasserprojekt automatisch zur Koryphäe in Sachen Meeresaquaristik?

          Übrigens: Ich selbst wurde auf seinen Kanälen gesperrt, nachdem ich in einem Video darauf hinwies, dass Lehmann in Bali in einem Zoofachgeschäft Mitarbeiter aufforderte, Fische mit bloßen Händen aus dem Aquarium zu nehmen, um sie vor der Kamera zu präsentieren. Seine Reaktion: „Wow, super, schön.“ Kein Hinweis auf artgerechten Umgang, kein Hinweis auf Stress für die Tiere. So verhält sich kein reflektierter Tierschützer – sondern jemand, dem Show wichtiger ist als Tierwohl.

          Wenn jemand ständig Transparenz und Verantwortung von anderen einfordert, sollte er sich selbst daran messen lassen. Wer berechtigte Kritik als „Diffamierung“ abtut und Kritiker zensiert, zeigt vor allem eins: Angst vor der Wahrheit.

          Trotzdem auch von mir ein schönes Wochenende – und vielleicht am Sonntag ja ein kleiner Denkanstoß in Richtung echter, gegenseitiger Diskussionskultur.
          Silvio

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  2. Wie auch immer mensch zu MRL, zu Tierschutz, zu Zoo’s steht. Durch den entstandenen Disput kommt endlich eine längst notwendige Bewegung in die Öffentlichkeit.
    Vieles, was ursprünglich vielleicht mal gut gedacht war, bedient heutzutage -auf dem Rücken unschuldiger Tiere- vor allem die Gier des Menschen. Industrie Viehzucht, Industrie Haustierhaltung, Industrie Reit- und Angelsport, Industrie Zoo’s und Aquarien usw usw. Dem Verbraucher wird vorgegaukelt, dass diese Systeme notwendig und artgerecht seien durch irgendwelche Labels. Es ist an der Zeit, dass sich ganz gravierend etwas ändert und zwar nicht durch größere Gehege oder Bio Zertifikate. Wer sind wir, dass wir uns so sehr an den Tieren bedienen und glauben, sie für uns benutzen zu dürfen? im-Herzen-vegan 🌱

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    • Vielen Dank für deinen differenzierten Beitrag – viele der angesprochenen Punkte wie Massentierhaltung oder die Vermarktung von Tierleid in verschiedenen Industrien sind durchaus diskussionswürdig und verdienen gesellschaftliche Aufmerksamkeit. Auch bei GERATI sehen wir in vielen Bereichen Reformbedarf – allerdings auf Grundlage von Fakten und im Rahmen eines respektvollen Austauschs.

      Gerade deshalb kritisieren wir in unserem Artikel das Verhalten von Robert Marc Lehmann. Denn wer selbst zum öffentlichen Diskurs beitragen will, sollte auch bereit sein, andere Meinungen zuzulassen – und nicht Kritiker blockieren, diffamieren oder mit pauschalen Vorwürfen überziehen. Hass, Hetze und persönliche Angriffe sind kein Ersatz für Argumente, und Lügen – ob aus Überzeugung oder Zweck – bringen keinem Tier etwas.

      Echte Veränderung beginnt mit ehrlichem Dialog. Wer diesen verweigert und nur seine eigene Sichtweise gelten lässt, schwächt letztlich die Bewegung, für die er vorgibt zu kämpfen.

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      • Wie und was kann man diskutieren über unnötige Tierausbeutung? Das größte Problem ist, dass extrem viel Geld in den Systemen „verdient“ wird und kaum jemand am eigenen Ast sägen will. Verständlich und doch sehr egoistisch, denn diese Industrien werden auf den Rücken der Tiere ausgetragen. Und diese Themen müssen in die Mitte der Gesellschaft gerückt und nicht mehr hinter verschlossenen Türen durch „Experten“ diskutiert werden. Geredet wird schon lange, es wird seit Jahren versucht, es den Tieren irgendwie „gerecht“ zu machen. Es einzusehen, dass das nicht funktioniert und wir kein Recht haben, uns an Tierausbeutung zu bereichern, dafür braucht es Stimmen. Viele Stimmen, denn die Tiere haben leider keine, die gehört wird. Warum setzt Ihr Euch nicht dafür stärker ein? Bzw. was tut Ihr/Euer Verein dafür, dass dieses furchtbare Be-nutzen der Tiere ein Ende findet?

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        • Vielen Dank für Ihren Beitrag und Ihre kritischen Anmerkungen.

          Wir teilen die Auffassung, dass der Umgang mit Tieren in vielen Bereichen der Gesellschaft offen und transparent diskutiert werden sollte. Gerade deshalb sehen wir es als unsere Aufgabe, Missstände aufzuzeigen – auch und insbesondere dann, wenn Tierschutzorganisationen selbst mit zweierlei Maß messen oder ideologisch motivierte Forderungen stellen, die in der Praxis weder den Tieren noch der gesellschaftlichen Akzeptanz des Tierschutzes helfen.

          Unser Ansatz ist es, Tierethik differenziert zu betrachten: Nicht jede Form des menschlichen Umgangs mit Tieren ist automatisch Ausbeutung, und nicht jede Nutzung führt zwangsläufig zu Tierleid. Die pauschale Ablehnung sämtlicher Tierhaltung oder tiergestützter Tätigkeiten ignoriert oft wissenschaftliche Erkenntnisse, kulturelle Hintergründe und die vielfältigen Funktionen, die Tiere in menschlichen Lebensräumen einnehmen.

          Wir setzen uns daher für eine faktenbasierte Debatte ein – jenseits von Emotionalisierung und Schwarz-Weiß-Denken. Denn nachhaltiger Tierschutz gelingt aus unserer Sicht nur, wenn er sowohl das Tierwohl als auch gesellschaftliche Realitäten berücksichtigt. In diesem Sinne berichten wir, analysieren kritisch und stellen auch unbequeme Fragen – an Institutionen, an Aktivisten, aber auch an die Öffentlichkeit selbst.

          Mit freundlichen Grüßen
          Silvio

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          • Ehrlich gesagt klingt diese Antwort für mich wieder sehr systemkonform. Welche Bereiche sind aus Sicht von Gerati heutzutage noch notwendig und warum? Tierversuche? Unnötig. Nahrung? Unnötig. Kleidung, Kosmetik etc? Unnötig. Spiel, Sport, Unterhaltung? Unnötig. Artenschutz? Ja, aber nicht in der Öffentlichkeit.
            Oder sieht Gerati das anders? Ich lasse mich gerne überzeugen.

          • Vielen Dank für Ihre Rückmeldung und Ihre Offenheit zur Diskussion.

            Wir verstehen Ihre Position und den Wunsch nach einer konsequenten Abkehr von jeglicher Nutzung von Tieren. Allerdings vertreten wir bei GERATI einen differenzierten Ansatz, der sich nicht an Ideologien, sondern an Realitäten, wissenschaftlichen Erkenntnissen und gesellschaftlicher Praktikabilität orientiert.

            Zu Ihrer Frage, was „notwendig“ ist:
            Notwendig ist aus unserer Sicht nicht gleichbedeutend mit „unverzichtbar“, sondern mit vertretbar und verantwortbar unter den gegebenen Bedingungen. Es geht nicht um das Dogma „alles oder nichts“, sondern um die Frage: Was ist heute möglich, was ist sinnvoll, und was ist fair – auch gegenüber den Tieren?

            Tierversuche: Viele Grundlagenforschungen und medizinische Fortschritte – z. B. in der Krebs- oder Impfstoffforschung – beruhen leider nach wie vor auf Tierversuchen. Natürlich setzen wir uns dafür ein, dass Alternativen gefördert und Tierversuche so weit wie möglich reduziert werden. Ein sofortiges Verbot jedoch würde nicht nur Forschung lahmlegen, sondern auch Leben kosten.

            Nahrung: Tierische Produkte sind für viele Menschen fester Bestandteil der Ernährung – ob aus kulturellen, gesundheitlichen oder wirtschaftlichen Gründen. Statt einem moralischen Totalverzicht halten wir es für zielführender, für artgerechte Haltungsformen, transparente Herkunft und bewussteren Konsum zu sensibilisieren.

            Kleidung, Kosmetik: Hier hat sich bereits viel getan – etwa durch gesetzliche Verbote von Tierversuchen in der EU oder durch freiwillige Umstellungen vieler Unternehmen. Der Markt zeigt: Es geht auch ohne. Aber auch hier braucht es Differenzierung statt Verallgemeinerung.

            Unterhaltung/Sport: Eine pauschale Ablehnung blendet die Unterschiede zwischen tierquälerischer Schaustellung und sinnvoller Tier-Mensch-Interaktion aus. Therapietiere, Arbeitstiere oder zoologisch-pädagogische Einrichtungen können – richtig betrieben – auch dem Tierwohl dienen oder zum Artenschutz beitragen.

            Artenschutz in der Öffentlichkeit: Gerade hier sehen wir eine wichtige Rolle – denn Naturschutz beginnt mit Bewusstsein. Und das entsteht nicht im Labor oder hinter verschlossenen Türen, sondern im Dialog mit der Gesellschaft, auch durch Bildungseinrichtungen wie Zoos, die heute weit mehr sind als bloße „Tierschauen“.

            Unser Ziel ist es nicht, Tiernutzung zu romantisieren oder Probleme zu leugnen. Aber auch nicht, sie zu dämonisieren. Wir glauben an eine realitätsnahe, ethisch begründete und lösungsorientierte Diskussion, die Tiere schützt – ohne Menschen zu verdammen.

            Mit freundlichen Grüßen
            Silvio

    • Nein, ich bin nicht die beschuldigte Person – und es gab auch keine offizielle Beschwerde.
      Hier lügt Robert Marc Lehmann wieder einmal nachweislich. Wenn er tatsächlich wüsste, wer die betreffende Person ist – warum nennt er dann keinen Namen? Ganz einfach: Weil dann seine Behauptungen wie ein Kartenhaus zusammenbrechen würden.

      Eine Presseanfrage ist schließlich keine Beschwerde – sondern ein journalistisches Mittel zur Klärung von Fakten. Dass Lehmann versucht, daraus eine angebliche „Belästigung“ zu konstruieren, zeigt, wie wenig Substanz seine Aussagen oft haben – und wie gezielt er versucht, Kritik zu diffamieren, anstatt ihr inhaltlich zu begegnen.

      Wer nichts zu verbergen hat, braucht keine Nebelkerzen zu werfen.

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  3. Ich kann bzw möchte mit diesen Argumenten nicht konform gehen. Selbstverständlich braucht es langfristige, schonende, respektvolle „Ausstiegspläne“, aber vieles, was von Gerati weiter unterstützt wird, ist bzw wäre für die Tiere sicher nicht akzeptabel, wenn sie gefragt würden. Für mich und GsD auch für immer mehr Menschen ist es an der Zeit, aktiv dafür zu sorgen, zu plädieren, sich dafür einzusetzen, dass unnötige Tierausbeutung ein Ende findet 🌱

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    • Vielen Dank für Ihre weitere Rückmeldung. Es ist wichtig, dass solche Debatten geführt werden – gerade, wenn die Ansichten unterschiedlich sind.

      Wir respektieren Ihre Haltung und das Engagement für eine tierleidfreie Welt. Dennoch möchten wir auch hier wieder zur differenzierten Betrachtung einladen – besonders, wenn es um realweltliche Herausforderungen des Arten- und Tierschutzes geht.

      Ein Beispiel: In Indonesien, der Heimat der Orang-Utans, werden die Lebensräume dieser Menschenaffen massiv durch Landwirtschaft, Infrastrukturprojekte und Bevölkerungswachstum bedroht. Es leben heute mehr als 270 Millionen Menschen auf diesen Inseln – mit wachsendem Bedarf an Wohnraum, Nahrung und wirtschaftlichen Perspektiven. Die Frage ist also nicht nur: Wie schützen wir Tiere? Sondern auch: Wie gestalten wir einen fairen Ausgleich zwischen Mensch und Natur, ohne Millionen Menschen das Lebensrecht abzusprechen?

      Wir glauben: Es geht nur gemeinsam. Und das heißt auch: mit Schutzgebieten, Bildungsarbeit vor Ort und – ja – mit wissenschaftlich geführten Zoos, die sich der Arterhaltung widmen, Aufklärungsarbeit leisten und konkrete Zuchtprogramme für bedrohte Arten betreiben. Wer das pauschal ablehnt oder gar diskreditiert, wie es leider auch von Personen wie Robert Marc Lehmann regelmäßig geschieht, stellt sich – bewusst oder unbewusst – gegen eine der wenigen funktionierenden Säulen praktischen Artenschutzes.

      Denn wenn wir Tierarten wie den Sumatra-Tiger, das Java-Nashorn oder eben den Orang-Utan bewahren wollen, dann reicht moralische Haltung allein nicht aus. Es braucht Orte, an denen bedrohte Arten überleben können – selbst wenn die Natur draußen zerstört wird. Wer diesen Einrichtungen ihre Existenzberechtigung abspricht, spricht im Grunde das Todesurteil über zahlreiche Arten, deren natürliche Lebensräume bereits heute verloren sind.

      Auch hier plädieren wir also nicht für blinde Systemtreue, sondern für verantwortungsvollen Pragmatismus, der sowohl Mensch als auch Tier berücksichtigt – und das langfristige Überleben beider ermöglicht.

      Mit freundlichen Grüßen
      Silvio

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      • Mit welcher Begründung müssen Tiere, die für den Artenschutz in Gefangenschaft des Menschen leben, sich einem zahlenden Publikum ausliefern?

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        • Eine berechtigte Frage – aber nur, wenn man das große Ganze ignoriert. Tiere in seriösen Zoos „liefern sich“ nicht aus – sie leben dort unter kontrollierten Bedingungen, werden medizinisch versorgt, artgerecht ernährt und sind Teil koordinierter Zuchtprogramme, die gefährdete Arten vor dem Aussterben bewahren.

          Ohne die Eintrittsgelder eines „zahlenden Publikums“ gäbe es weder diese Einrichtungen noch deren Schutzprojekte. Artenschutz kostet Geld – und echte Hilfe lässt sich nicht allein mit moralischen Appellen finanzieren.

          Fragen wir also besser: Wollen wir auf funktionierenden Artenschutz verzichten, nur weil er Eintritt verlangt?

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