Illegale Importe von Reptilien in Deutschland ein zentrales Problem?
Illegale Importe von Reptilien in Deutschland ein zentrales Problem?

Gastartikel von Rene Semla, DGHT Mitglied, seit Jahren Reptilienhalter, angehender Sachverständiger für Reptilien, Schwerpunkt Riesenschlangen zum Thema Illegale Importe von Reptilien in Deutschland ein zentrales Problem?

„Illegale Importe und sog. Parkplatzgeschäfte“ seien ein zentrales Prolbem, töne es am 5.9. 2018, eine Woche vor der Terraristika, der weltgrößten Reptilienmesse, in einem reißerischen Artikel erschienen auf dem Presseportal (1). Niemand anderes als Christopher M.Ort, der wahrlich nicht dafür bekannt ist, ein anderkannter Wildtier- oder Reptilienexperte zu sein, erlaubte sich diese scharfen Anschuldigungen der Peta tatkräftig zu unterstützen. Da diese Anschuldigungen jedem Reptilienhalter über lang oder kurz einmal vorgeworfen werden, lohnte es sich einmal genau hinter die Kulissen zu schauen, ob illegale Importe wirklich so ein großes Problem darstellen wie Peta hier wiederholt behauptet.

Illegale Importe von Reptilien in Deutschland ein zentrales Problem?
Illegale Importe von Reptilien in Deutschland ein zentrales Problem?

Der nicht Exotenhalter wird sicher zunächst einmal wissen wollen was man denn überhaupt unter einem „legalen Import“ versteht um zu begreifen was denn nun ein illegaler ist.  Die meisten der heute gehaltenden Reptilien sind entweder nicht besonders geschützte wie z.B. Kornnattern und Leopardgeckos oder fallen unter dass sog. Washingtoner Artenschutzabkommen (Cites), wo von die meisten als sog. Anhang B Arten ausgeschrieben sind. Ein bekanntes Beispiel dafür sind Boas. Damit unterliegen diese Tiere einem Schutzstatus und dürfen nicht der Natur entnommen oder frei gehandelt werden, es sei denn, es handelt sich dabei um eine sog. Nachzucht, also um einen Bestand, der in Menschenhand nachgezüchtet wurde und somit nicht der Natur entnommen werden musste. Das internationale Cites-Abkommen sieht hierbei für den Handel keine Bedenken, da die natürlichen Wildbestände geschont werden. Auch dürfen diese Nachzuchten international gehandelt werden, sofern die Exportländer eine gütlige Cites und eine Unbedenklichkeitsbescheinigung für einen Import ausstellen, das Import-Land widerum muss jede Einfuhr genehmigen (in Deutschland macht dass der Zoll zusammen mit den Unteren Naturschutzbehörden). Stimmen alle Papiere, dann wurde ein legal nachgezüchtetes Tier auch legal importiert.

Ein illegaler Import wäre also einer, der nicht alle notwendigen Dokumente aufweißt oder gar keine und somit auf legalem Wege nicht nach Deutschland eingeführt werden könnte (da keine Behörden hierfür Cites ausstellen würde – die Prüfung der Dokumente ist sehr streng).

An dieser Stelle kann man sich vielleicht fragen wieviele Reptilien überhaupt in den letzten Jahren nach Deutschland importiert wurden. Laut Statistischem Bundesamt ist die Anzahl der Importierten Reptilien vom Jahr 2007 bis 2013 um rund 60 % zurückgegangen (2). Dabei handelt es sich auschließlich um legale Importe Tiere die alle notwenigen Kriterien erfüllten. Diese Tatsache spricht eine völlig andere Sprache, als der reißerische Artikel den die Peta im Presseportal veröffentlicht hat.

Nun, es könnte ja sein, dass weniger legal importiert wird, weil mehr illegal importiert wird. Betrachtet man jedoch Zahlen vom Bundesamt für Naturschutz (BfN) von 2012 (3), dann wird klar, dass 76 % aller in Deutschland erhältlichen Reptilien hierzulande nachgezüchtet und gerade einmal 16 % (legal) importiert wurden.

Offenbar sind Reptilien von privaten und professionellen Züchtern in großer Zahl erhältlich. Dies spiegelt auch die Situation auf Börsen wieder, wo seit Jahren ein Preisverfall wegen Überangebot beklagt wird und sich für viele Züchter die Nachzucht bestimmter Arten schon nicht mehr finanziell rentiert, so dass diese ausschließlich von Privatleuten nachgezüchtet werden. Vielleicht wäre es von Peta intelligenter gewesen, statt Aussteller und Halter zu beschimpfen, mit diesen auch mal zu reden, dann wäre ihnen diese Entwicklung wohl nicht entgangen.

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Damit kann man mit Recht behaupten dass es sogut wie keine illegalen Importe gibt, da der Anteil verschwindent gering ist. Dass ist auch kein Wunder wenn man weiß, dass Deutsche Nachzuchten mittlerweile sehr günstig für Tierliebhaber zu erhalten sind.

Peta bleibt seriöse Quellen für ihre Behauptungen wieder einmal schuldig und zeigt, dass sie von den Zahlen und Fakten die seriöse Quellen ermittelt haben, leider keine Ahnung haben. Populistische Schreierei und reißerische Artikel können nicht über Petas Inkompetenz hinwegtäuschen.

Quellen:

(1) https://www.presseportal.de/pm/12276/4052817

(2)

(3)

(4) https://docplayer.org/42990778-Wildtierhandel-mit-reptilien-aspekte-des-arten-und-naturschutz.html

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