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Effiziente Ernährung im Klimawandel – Eine wissenschaftliche Analyse

Effiziente Ernährung im Klimawandel – Eine wissenschaftliche Analyse

In den letzten Jahren hat die Debatte um die Effizienz und Nachhaltigkeit veganer Ernährungsweisen an Bedeutung gewonnen. Viele Befürworter einer veganen Ernährung argumentieren, dass diese nicht nur gesünder sei, sondern auch umweltfreundlicher. Allerdings gibt es ernsthafte Bedenken hinsichtlich der Machbarkeit einer umfassenden veganen Ernährung für ganze Bevölkerungen, insbesondere in Anbetracht der Herausforderungen des Klimawandels. Dieser Artikel untersucht die Effizienz einer veganen Ernährungsweise im Vergleich zu einer gemischten Ernährungsweise, die sowohl pflanzliche als auch tierische Produkte nutzt, und zeigt auf, dass Letztere bis zum Jahr 2100 bis zu 71,1 % mehr Menschen ernähren könnte. Dies unterstreicht die Bedeutung einer effizienten Ernährung im Klimawandel.

Klimawandel und landwirtschaftliche Produktion

Der Klimawandel stellt eine der größten Herausforderungen für die landwirtschaftliche Produktion dar. Erhöhte Temperaturen, veränderte Niederschlagsmuster und häufigere extreme Wetterereignisse wie Dürre und Überschwemmungen haben bereits jetzt einen erheblichen Einfluss auf die Ernteerträge weltweit [1]. In Deutschland wird erwartet, dass die Durchschnittstemperaturen bis zum Jahr 2100 um 2 bis 4 °C steigen werden, was zu längeren Vegetationsperioden, aber auch zu erhöhtem Hitzestress bei Pflanzen führt [2]. Diese Faktoren beeinflussen die effiziente Ernährung im Klimawandel erheblich.

Flächenbedarf für vegane und gemischte Ernährung

Eine vollständig vegane Ernährungsweise erfordert eine erhebliche landwirtschaftliche Nutzfläche. Berechnungen zeigen, dass eine vegane Ernährung für eine Person in Deutschland etwa 0,1709 Hektar pro Jahr benötigt. Für die gesamte Bevölkerung von 74 Millionen Menschen wären somit etwa 14,54 Millionen Hektar erforderlich [3]. Dies würde fast die gesamte landwirtschaftlich nutzbare Fläche Deutschlands beanspruchen, die derzeit etwa 16,7 Millionen Hektar beträgt [4].

Im Gegensatz dazu ermöglicht eine gemischte Ernährungsweise die Nutzung von Abfallprodukten aus der pflanzlichen Produktion als Tierfutter, wodurch die Effizienz der Flächennutzung erheblich gesteigert werden kann. Bei der Produktion von 1 kg Getreide entstehen etwa 4 kg für den Menschen nicht verwertbare Nahrungsmittel, die als Futter für Tiere verwendet werden können [5]. Berechnungen zeigen, dass durch die Nutzung dieser Abfallprodukte zusätzlich zur veganen Basisernährung etwa 52,675 Millionen Menschen mit Fleisch und Eiern versorgt werden könnten [6].

Kalkulation der Effizienz der Mischernährung

Um die Effizienz einer gemischten Ernährungsweise zu berechnen, wurden die Abfallprodukte der pflanzlichen Nahrungsmittelproduktion als Tierfutter genutzt. Bei der Produktion von 1 kg Getreide entstehen etwa 4 kg für den Menschen nicht verwertbare Nahrungsmittel. Diese Abfallprodukte können für die Tierhaltung genutzt werden, ohne zusätzliche landwirtschaftliche Flächen zu beanspruchen. Durch die Beschränkung auf maximal 5 % der für den menschlichen Verzehr nutzbaren Produkte als Tierfutter konnten wir die Anzahl der zusätzlich ernährbaren Menschen berechnen.

Die Gesamtproduktion von Fleisch und Eiern durch diese nachhaltige Nutzung der Abfallprodukte ermöglicht es, zusätzlich zu den 74 Millionen Menschen, die vegan ernährt werden können, weitere ca. 52,675 Millionen Menschen mit tierischen Produkten zu versorgen. Dies führt zu einer Gesamtzahl von 126,675 Millionen Menschen, die durch eine gemischte Ernährungsweise ernährt werden können. Dies entspricht einer Erhöhung der Ernährungskapazität um 71,1 % im Vergleich zu einer rein veganen Ernährung. Diese Zahlen verdeutlichen die Bedeutung einer effizienten Ernährung im Klimawandel.

Nachhaltigkeit und Ernährungsdiversität

Eine gemischte Ernährungsweise bietet nicht nur eine höhere Ernährungskapazität, sondern auch eine größere Ernährungsdiversität, was für die Gesundheit und das Wohlbefinden der Bevölkerung von entscheidender Bedeutung ist. Tierische Produkte liefern wichtige Nährstoffe wie Vitamin B12, Eisen und Omega-3-Fettsäuren, die in pflanzlichen Lebensmitteln weniger verfügbar sind [7]. Zudem ermöglicht die Integration von Tierhaltung in die landwirtschaftliche Praxis eine nachhaltigere Nutzung der Ressourcen. Durch die Verwendung von Abfallprodukten als Futter wird der Kreislauf der Nährstoffverwertung optimiert, was zu einer Verringerung der Abfallmenge und einer effizienteren Nutzung der verfügbaren Flächen führt [8]. Diese Aspekte sind entscheidend für eine effiziente Ernährung im Klimawandel.

Auswirkungen auf die Klimakrise

Während eine vegane Ernährungsweise oft als umweltfreundlicher angesehen wird, zeigen Studien, dass eine gemischte Ernährungsweise unter bestimmten Bedingungen ebenfalls erhebliche ökologische Vorteile bieten kann. Die Nutzung von Abfallprodukten und die Verringerung der Flächenintensität durch eine effizientere Tierhaltung können dazu beitragen, den ökologischen Fußabdruck der Nahrungsmittelproduktion zu verringern [9]. Dies ist besonders wichtig in Anbetracht der zunehmenden Klimaextreme und der Notwendigkeit, widerstandsfähige landwirtschaftliche Systeme zu entwickeln. Eine effiziente Ernährung im Klimawandel erfordert daher eine ganzheitliche Betrachtung der verfügbaren Ressourcen und deren nachhaltige Nutzung.

Fazit

Die Analyse zeigt, dass eine gemischte Ernährungsweise, die sowohl pflanzliche als auch tierische Produkte nutzt, insbesondere durch die Nutzung von Abfallprodukten aus der pflanzlichen Produktion, eine wesentlich höhere Ernährungskapazität bietet als eine rein vegane Ernährung. Bis zum Jahr 2100 könnten bis zu 71,1 % mehr Menschen ernährt werden, wenn Deutschland eine gemischte Ernährungsstrategie verfolgt. Angesichts der Herausforderungen des Klimawandels und der Notwendigkeit einer nachhaltigen Nahrungsmittelproduktion erscheint eine gemischte Ernährungsweise als die effizientere und nachhaltigere Option. Eine effiziente Ernährung im Klimawandel ist daher nicht nur möglich, sondern auch notwendig, um die Ernährungssicherheit langfristig zu gewährleisten.

Quellen

  1. Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit, „Klimawandel und Landwirtschaft“, 2021. Link: https://www.bmu.de/themen/klima-energie/klimaschutz/klimawandel-und-landwirtschaft
  2. Deutscher Wetterdienst, „Klimaprojektionen für Deutschland“, 2021. Link: https://www.dwd.de/DE/klimaumwelt/klimaueberwachung/klimaprojektionen/deutschland.html
  3. Deutsche Gesellschaft für Ernährung, „Referenzwerte für die Nährstoffzufuhr“, 2020. Link: https://www.dge.de/wissenschaft/referenzwerte/proteine
  4. Statistisches Bundesamt, „Landwirtschaftliche Nutzfläche in Deutschland“, 2021. Link: https://www.destatis.de/DE/Themen/Branchen-Unternehmen/Landwirtschaft-Forstwirtschaft-Fischerei/Flaechen/Tabellen/landwirtschaftlich-genutzte-flaeche.html
  5. Landwirtschaftskammer Niedersachsen, „Futterwert von Nebenprodukten“, 2020. Link: https://www.lwk-niedersachsen.de/index.cfm/portal/tier/nav/242/article/32882.html
  6. Berechnungen basierend auf Daten des Thünen-Instituts, 2021. Link: https://www.thuenen.de/de/
  7. EFSA, „Dietary reference values for nutrients“, 2020. Link: https://www.efsa.europa.eu/en/topics/topic/dietary-reference-values
  8. FAO, „Sustainable Agricultural Practices“, 2019. Link: https://www.fao.org/sustainable-agriculture/en/
  9. IPCC, „Climate Change and Land“, 2019. Link: https://www.ipcc.ch/srccl/
  10. GERATI, 1 Kg veganes Lebensmittel produzieren 4 kg nicht essbare Biomasse, 2021. Link: https://gerati.de/2021/11/01/1-kg-veganes-lebensmittel-produzieren-4-kg-nicht-essbare-biomasse/

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