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Das Qualzuchtverbot steht erneut im Zentrum der politischen Debatte in Schleswig-Holstein. Im Landtag wurde darüber beraten, wie Nutz- und Haustiere besser geschützt werden können – ein Thema, das seit Jahren bekannt ist und dennoch ungelöst bleibt. Die Diskussion machte deutlich: Über die Missstände herrscht Einigkeit, über die Instrumente nicht.
Im Fokus standen die Tierschutzdebatte und ihre konkreten Konsequenzen. Während Opposition und Regierungsfraktionen ähnliche Ziele benennen, unterscheiden sie sich grundlegend darin, wie verbindlich Regeln sein müssen und welche Rolle Förderung, Kontrolle und gesetzliche Klarheit spielen sollen.
Landtag Schleswig-Holstein: Gemeinsame Diagnose, unterschiedliche Therapien
Im Landtag Schleswig-Holstein wurde über enge Ställe ohne Tageslicht ebenso gesprochen wie über Heimtiere mit gesundheitsschädlichen Zuchtmerkmalen. Die Anträge von SSW und FDP zielten darauf ab, strukturelle Defizite zu beheben: mehr Verlässlichkeit beim Umbau Tierhaltung, klare Vorgaben gegen Qualzuchten und eine landesweite Tierschutzstrategie.
Der SSW forderte, Förderkürzungen beim Bundesprogramm zurückzunehmen, um Betrieben den Umbau zu mehr Tierwohl zu ermöglichen. Neben der Nutztierhaltung sollten auch Heim- und Wildtiere systematisch berücksichtigt werden. Damit wurde ein umfassender Ansatz verfolgt, der nicht bei Einzelmaßnahmen stehenbleibt.
Qualzucht: Klare Regeln oder Appelle?
Die FDP legte ihren Schwerpunkt auf ein bundesweit einheitliches Vorgehen gegen Qualzuchten. Gefordert wurden ein Ausstellungs-, Verkaufs- und Zuchtverbot für Tiere mit entsprechenden Merkmalen, eine verbindliche Merkmalsliste Qualzucht sowie eine lückenlose Dokumentation für Zuchten und Handel. Entscheidend sei ein funktionierender Vollzug Tierschutzgesetz, der die bestehenden Verbote tatsächlich wirksam macht.
CDU und Grüne verwiesen hingegen auf bereits vorhandene Regelungen und setzten beim Thema Qualzucht stärker auf Aufklärung. Zusätzliche Strukturen seien aus ihrer Sicht nicht erforderlich. Statt neuer Verbote solle das Problembewusstsein geschärft und auf Bundesebene nachgebessert werden. Kritiker sehen darin vor allem eines: eine Verschiebung der Verantwortung weg von verbindlichen Regeln.
Finanzierung als Voraussetzung für Tierwohl
Ein zentraler Punkt der Debatte war die Finanzierung. Mehr Tierwohl erfordert Investitionen – und damit verlässliche Rahmenbedingungen. Der geplante, aber nicht umgesetzte Umbau der Tierhaltung auf Bundesebene wurde mehrfach als Beispiel genannt, wie politische Vorhaben ins Leere laufen können, wenn Förderinstrumente fehlen oder auslaufen.
Auch rechtlich bleibt die Lage unbefriedigend. Zwar verbietet das Gesetz die Zucht von Tieren mit Leiden verursachenden Defekten, doch ohne verbindliche Definitionen bleibt der Vollzug uneinheitlich. Diese Grauzonen erschweren es Behörden, konsequent einzugreifen.
Fazit
Das Qualzuchtverbot ist in Schleswig-Holstein politisch anerkannt, aber praktisch umkämpft. Die Debatte zeigt, dass klare Ziele allein nicht ausreichen. Ohne eindeutige Definitionen, verlässliche Finanzierung und einen wirksamen Vollzug bleiben gute Absichten folgenlos. Die Überweisung der Anträge in die Ausschüsse und die Ablehnung einer landeseigenen Tierschutzstrategie verdeutlichen: Der Wille zur Veränderung ist vorhanden – die Entscheidung für verbindliche Schritte steht noch aus.
Quellen:
- NDR – Tierschutz in SH: Landtag debattiert über schärfere Regeln – https://www.ndr.de/nachrichten/schleswig-holstein/tierschutz-in-sh-landtag-debattiert-ueber-schaerfere-regeln,tierschutz-126.html
- GERATI – Rassehundeausstellung in Sondershausen: Kontroverse um Qualzuchten, Tradition und Tierschutz – https://gerati.de/2025/06/16/qualzuchten-tradition-tierschutz-q6ov/
