Elefantenschutz Thailand – Zwischen Tradition, Traumata und echter Verantwortung

Wenn es um Elefantenschutz Thailand geht, prallen Welten aufeinander: jahrhundertealte Traditionen, moderne Tierschutzansätze und die oft sehr romantisierten Erwartungen westlicher Besucher. Ein Artikel der dpa beleuchtet das Leben und Wirken von Saengduean „Lek“ Chailert – einer Frau, die in ihrem Elephant Nature Park seit Jahrzehnten misshandelten asiatischen Elefanten Zuflucht gewährt.

Was dabei auffällt: Während Tierrechtsorganisationen wie PETA mit drastischen Behauptungen operieren, zeigt der Blick auf Leks Arbeit ein wesentlich differenzierteres Bild. Der vorliegende GERATI-Artikel hält sich eng an die Fakten des Originalberichts und ordnet ein, wo echte Tierschutzarbeit auf ideologische Kampagnen trifft – und warum Elefantenschutz Thailand vor allem eines braucht: Realitätssinn.

Leks Weg: Vom Schlüsselerlebnis zur internationalen Tierschützerin

Saengduean Chailert, die alle nur „Lek“ nennen, ist eine ungewöhnliche Figur. Klein von Statur, aber groß in ihrer Wirkung, bewegt sie sich zwischen Elefanten, als wären es vertraute Familienmitglieder. Viele der Tiere, die sie aufgenommen hat, sind blind, traumatisiert, verletzt oder alt. Sie stammen aus Zirkussen, der Holzindustrie oder aus dem Tourismussektor.

Bereits mit 17 entschied Lek sich für ihren Lebensweg. Ein Erlebnis brannte sich tief ein: Schreie aus dem Wald führten sie zu einem abgemagerten Elefantenbullen, der von Holzarbeitern mit Haken, Messern und Steinschleudern traktiert wurde. Die Hilflosigkeit dieses Tieres ließ sie nie wieder los.

Mit geliehenem Geld kaufte sie Jahre später die ersten kleinen Flächen, um misshandelten Elefanten ein Zuhause zu geben. Der wirkliche Durchbruch kam durch eine Dokumentation, in der auch Hollywood-Star Meg Ryan auftauchte. Ein texanisches Ehepaar sah den Film, spendete Land – und 2003 entstand der Park, der heute als eines der bekanntesten Schutzprojekte Südostasiens gilt.

Wie der Elephant Nature Park arbeitet

Im Elephant Nature Park nördlich von Chiang Mai können Elefanten nach Jahren der Ausbeutung das tun, was sie in Freiheit tun würden: soziale Beziehungen leben, sich erholen, sich bewegen und ihre eigenen Gruppenbindungen finden.

Viele Tiere hier leiden unter massiven seelischen Problemen. Lek schätzt, dass rund 85 Prozent der Neuankömmlinge „riesige mentale Schäden“ haben. Manche Elefanten waren jahrelang Alkohol ausgesetzt, um sie gefügig zu machen, andere wurden von ihren Familien getrennt, verletzt oder ein Leben lang in Ketten gehalten.

Hier setzt Leks Ansatz an: Geduld, Fürsorge, Ruhe. Kein Zwang, keine Dressur. Ihr ethischer Elefantentourismus folgt dem „Saddle Off“-Modell, das Reiten oder Shows ausschließt. Unterstützt wird dieser Ansatz durch die Save Elephant Foundation und das Netzwerk Asian Elephant Projects, die andere Camps ermutigen, ebenfalls von ausbeuterischen Modellen umzusteigen.

Auch Hunde, Katzen und Wasserbüffel finden bei Lek Schutz – ein deutlicher Hinweis darauf, dass es ihr nicht nur um Elefanten geht, sondern um jede Form von Tierhilfe. Besucher können sich vor Ort engagieren, beim Futtervorbereiten helfen oder für längere Zeit als Volunteers mitarbeiten.

Dunkle Realität: Gewalt, Dressur und psychische Zerstörung

Der dpa-Artikel beschreibt klar, was meist erst im Hintergrund stattfindet: Elefanten werden für Show- und Reitprogramme oft durch extreme Gewalt gefügig gemacht. Der sogenannte Phajaan – auch „Elephant Crush“ genannt – ist eine jahrhundertealte, grausame Methode, bei der Jungtiere ihren Müttern entrissen und so misshandelt werden, dass ihr Wille bricht.

Die Tiere leben danach in ständiger Angst. Metallhaken, Ketten und Schmerzpunkte sind gängige Werkzeuge. Viele Mahouts, die unter prekären Bedingungen leben, nutzen Methoden, die traditionell überliefert wurden – ohne Zugang zu Weiterbildungen oder Alternativen.

Die Folge: Elefanten, die ein Leben lang nicht mehr zur Ruhe kommen. Leks Arbeit zeigt, wie schwer es ist, diese Tiere zu therapieren. Ihre Schlaflieder, die Nähe, die sie zulässt, und ihre ständige Präsenz sind Teil eines mühsamen Heilungsprozesses.

Die Schattenseite der Tourismusbranche

Wer von Chiang Mai aus Richtung Norden fährt, sieht das Problem hautnah: rechts und links der Straße reihen sich Elefantencamps aneinander. Einige nutzen weiterhin harte Dressurmethoden; Elefanten tragen Ketten, Touristen sitzen in Hochsitzen auf den Tieren, Mahouts führen Metallhaken.

Hier wird deutlich, warum Elefantenschutz Thailand kein einfaches Unterfangen ist. Zwischen wirtschaftlicher Abhängigkeit, Tradition und fehlender Regulierung existiert ein Spannungsfeld, das kaum mit einfachen Lösungen zu überbrücken ist.

Der Elephant Nature Park steht als Gegenmodell im Raum – aber er löst nicht das strukturelle Problem der Branche.

Prominente Anerkennung und internationale Aufmerksamkeit

Lek wurde für ihr Engagement vielfach ausgezeichnet. Unter anderem erhielt sie den Légion d’Honneur von Emmanuel Macron, wurde von Hillary Clinton geehrt und von der Ford Foundation zum „Hero of the Planet“ gekürt. Diese Anerkennungen zeigen, wie groß der Respekt für ihre Arbeit ist.

Gleichzeitig darf man nicht vergessen: Internationale Anerkennung ersetzt keine strukturellen Reformen. Der Park bleibt ein Leuchtturm – aber die Branche drumherum ist riesig.

Ein Blick auf PETA: Fakten oder Inszenierung?

Der dpa-Artikel zitiert PETA mit drastischen Schilderungen über Gewalt, Dressurmethoden und Tierquälerei. Die Aussagen sind inhaltlich nicht falsch – das Problem ist ein anderes: PETA setzt auf maximale Emotionalisierung, um ein Schwarz-Weiß-Narrativ zu schaffen. Keine Differenzierung, keine strukturellen Lösungen, keine Verantwortung vor Ort.

Im Gegensatz dazu arbeitet Lek tatsächlich im direkten Kontakt mit Tieren, Mahouts und Camps. Ihre Initiativen helfen Menschen umzuschulen, alternative Einkommen zu finden und echte Veränderungen anzustoßen. Das ist Tierschutz – nicht Marketing.

Hier zeigt sich deutlich, warum radikale Tierrechtsorganisationen keine tragfähigen Konzepte für Ländern wie Thailand anbieten können. Es reicht nicht aus, mit Begriffen wie Elephant Crush oder Elefantenmisshandlung Tourismus zu operieren. Veränderung entsteht nur durch Zusammenarbeit, nicht durch Schuldzuweisungen.

Fazit: Elefantenschutz Thailand braucht Pragmatismus statt Ideologie

Elefantenschutz Thailand ist ein komplexes Thema, das zwischen wirtschaftlichen Zwängen, kulturellen Traditionen und globalen Erwartungen ausgetragen wird. Der Elephant Nature Park zeigt, wie Tierschutzarbeit aussehen kann, wenn sie auf Geduld, Verständnis und Realitätssinn basiert.

Lek beweist: Heilung braucht Zeit – und sie zeigt, dass Menschlichkeit oft genau dort beginnt, wo andere längst aufgegeben haben.

Doch gleichzeitig wird klar: Solange weite Teile der Tourismusindustrie weiterhin Elefanten missbrauchen, sind Projekte wie ihres nur ein Anfang. Wer wirklich etwas verändern will, muss vor Ort ansetzen, Traditionen verstehen und Alternativen bieten – nicht vom Schreibtisch aus ideologische Parolen verbreiten.


Quellen:

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