Tiger-Angriff in NRW: Wenn Sicherheitslücken zur Gefahr werden

Ein dramatischer Zwischenfall erschüttert derzeit Nordrhein-Westfalen: Im Tierpark Nadermann bei Delbrück wurde eine 33-jährige Tierpflegerin am Montagmorgen von einem Tiger angegriffen und schwer verletzt. Der Vorfall löste nicht nur große Bestürzung aus, sondern wirft einmal mehr grundlegende Fragen zur Sicherheitsorganisation, zur Schulung des Personals und zur baulichen Gestaltung von Gehegen zur Sicherheit im Umgang mit Raubtieren in Zoos und Tierparks auf.

Was geschah im Tierpark Nadermann?

Nach offiziellen Angaben wollte die erfahrene Tierpflegerin das Gehege reinigen. Dabei kam es offenbar zu einem folgenschweren Fehler: Eine Zwischentür im Gehege war nicht korrekt verschlossen, sodass der Tiger ungehindert Zugang hatte. Der Großräuber griff die Frau an und biss sie in die Schulter. Dass das Tier schnell von ihr abließ, rettete ihr vermutlich das Leben. Die Verletzte wurde umgehend in ein Krankenhaus gebracht und befindet sich außer Lebensgefahr.

Die Polizei hat die Ermittlungen zum Vorfall aufgenommen. Es geht nun unter anderem um die Frage, ob es sich um menschliches Versagen oder einen technischen Defekt handelte. Der Tierpark selbst sprach in einer ersten Stellungnahme von einem „tragischen Unfall“.

Wiederholtes Versagen im Sicherheitskonzept?

Dieser Vorfall ist kein Einzelfall. Bereits in der Vergangenheit kam es immer wieder zu Angriffen durch Raubtiere in deutschen Zoos. 2013 wurde ein Tierpfleger im Allwetterzoo Münster von einem Tiger getötet, nachdem dieser – ebenfalls durch eine geöffnete Tür – ins Gehege gelangte. Trotz solcher tragischen Ereignisse scheinen viele Einrichtungen kaum konsequente Lehren daraus zu ziehen. So wurden beispielsweise nach dem tödlichen Angriff im Allwetterzoo Münster im Jahr 2013 zwar interne Abläufe überprüft, doch verbindliche, flächendeckende Sicherheitsvorgaben für alle Zoos blieben aus.

Statt mit offenen Karten zu spielen und lückenlose Aufklärung zu betreiben – wie sie etwa nach dem Vorfall im Leipziger Zoo 2012 gefordert wurde, aber nur begrenzt umgesetzt wurde –, setzen manche Zoos auf Schadensbegrenzung und mediale Beschwichtigung. Transparenz sieht anders aus.

Tierschutz bedeutet auch Menschenschutz

Bei GERATI fordern wir seit Jahren klare gesetzliche Vorgaben und regelmäßige Überprüfungen von Sicherheitsstandards in Tierhaltungen. Es kann nicht sein, dass das Leben von Mitarbeitern durch banale Fehler oder mangelhafte Technik aufs Spiel gesetzt wird. Wer wilde Raubtiere zur Schau stellt, trägt eine besondere Verantwortung – nicht nur gegenüber den Tieren, sondern auch gegenüber den Menschen, die mit ihnen arbeiten.

Unfälle wie der in Delbrück machen deutlich: Sicherheitskonzepte dürfen kein Papiertiger sein. Sie müssen gelebt, kontrolliert und ständig verbessert werden.

Fazit: Ein Weckruf, der hoffentlich nicht verhallt

Der Tierpark Nadermann muss nun nicht nur den Vorfall aufklären, sondern auch sein Sicherheitskonzept grundlegend hinterfragen. Die zuständigen Aufsichtsbehörden sind in der Pflicht, genau hinzusehen.

Denn nur wenn aus solchen Vorfällen ernsthafte Konsequenzen gezogen werden, etwa durch verpflichtende Sicherheitsaudits und strengere gesetzliche Auflagen, kann verhindert werden, dass sich ähnliche Dramen in Zukunft wiederholen. Die Zeit für schöngerede Pressemitteilungen ist vorbei – es braucht Taten statt Worte.

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