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Die australische Vegan-Aktivistin Tash Peterson polarisiert seit Jahren mit spektakulären Auftritten und provozierenden Parolen. Ob mit Kunstblut bedeckt in Einkaufszentren, bei öffentlichen Demonstrationen oder bei Störaktionen in Restaurants und Metzgereien – sie weiß, wie man Aufmerksamkeit erzeugt. Ihre Aktionen sind spektakulär, aber auch umstritten. Nun sorgt sie mit ganz anderen Schlagzeilen für Aufsehen: Sie ist pleite.
Bekannt wurde Peterson mit einer Protestaktion in einem Einkaufszentrum in Perth, bei der sie sich blutverschmiert in Unterwäsche auf den Boden legte und für eine vegane Lebensweise warb. Es war eine Szene, die in den Medien viral ging – und der Startschuss für eine jahrelange Folge immer radikalerer Aktionen. Jetzt, Jahre später, steht sie sinnbildlich für das Scheitern einer Strategie, die auf Eskalation setzte.
Peterson und ihr Lebenspartner Jack Higgs haben im April 2025 offiziell Insolvenz angemeldet. Der Grund: Eine verlorene Verleumdungsklage, die sie finanziell vollständig ruiniert hat. Wie es dazu kam, welche gerichtlichen und gesellschaftlichen Konsequenzen daraus folgen und wie ihre jahrelangen Protestaktionen damit zusammenhängen, schauen wir uns in diesem Artikel genauer an.
Die Insolvenz – eine Folge der eigenen Provokationen
Im Zentrum der aktuellen Entwicklung steht ein Urteil des Obersten Gerichts von Westaustralien aus dem Jahr 2024. Peterson und Higgs hatten in mehreren Videos massive und persönliche Vorwürfe gegen eine Tierärztin aus Bicton erhoben. Sie behaupteten unter anderem, die Frau esse ihre eigenen Patienten – gemeint waren verstorbene Tiere. Das Gericht sah darin eine eindeutige und schwerwiegende Verleumdung. In der Folge wurden beide Aktivisten zu einer Zahlung von insgesamt rund 260.000 AUD an die Tierärztin und ihren Ehemann verurteilt – zuzüglich Zinsen, Gerichts- und Anwaltskosten.
Die Folge war die vollständige finanzielle Auslöschung beider Personen. Tash Peterson erklärte öffentlich, dass ihre Konten leer seien, keinerlei Rücklagen mehr existierten und sie faktisch „über kein Geld für den Alltag“ verfüge. Ihre Schulden sollen sich inzwischen auf über eine halbe Million australische Dollar belaufen, wie sie selbst in einem Instagram-Video mitteilte.
Besonders einschneidend: Aufgrund der Insolvenzerklärung mussten sie ihre Reisepässe abgeben – ein drastischer Schritt, der auch ihre internationale Aktivität stark einschränkt. In Australien ist dies bei bestimmten Insolvenzverfahren üblich, um Gläubigeransprüche abzusichern. Für eine Aktivistin, die auch international unterwegs war, ist das ein erheblicher Einschnitt.
Die gerichtliche Niederlage kam nicht aus dem Nichts. Bereits im Vorfeld hatten Anwälte der betroffenen Tierärztin auf einen umfassenden Schaden durch die medial verbreiteten Aussagen hingewiesen. Das Urteil war somit ein deutliches Zeichen, dass radikaler Aktivismus auch juristische Grenzen hat. Wer mit falschen Behauptungen arbeitet, muss die Konsequenzen tragen – und das kann, wie im Fall Peterson, im finanziellen Ruin enden.
Provokation als Lebensstil – und Geschäftsmodell?
Tash Peterson wurde nicht durch fundierte Debatten oder differenzierte Aufklärungsarbeit bekannt, sondern durch grelle Bilder und gezielte Provokationen. Ob halbnackt mit Kunstblut, schreiend in der Fleischabteilung eines Supermarkts oder mit Megafon bewaffnet in gut besuchten Restaurants – ihre Auftritte sind alles, nur nicht subtil. Sie setzt auf visuelle Schocks, emotionale Überwältigung und moralischen Druck. Für sie ist klar: Wer Fleisch isst, unterstützt ein System des Mordens.
Diese Form des Aktivismus mag im Social-Media-Zeitalter Wirkung entfalten – zumindest in Bezug auf Reichweite. Ein Beispiel: Ihre Aktion vor einem Louis-Vuitton-Geschäft, bei der sie mit blutverschmierter Haut gegen Pelzmode protestierte, wurde millionenfach geklickt. Doch genau diese Strategie hat auch Schattenseiten. Je drastischer und persönlicher die Inszenierungen, desto größer das rechtliche Risiko. Besonders der Fall mit der Tierarztpraxis zeigt exemplarisch, wie schnell Aktivismus in die Illegalität abrutschen kann. Persönlichkeitsrechte sind kein Spielball für politische Botschaften – das hat das Urteil deutlich gemacht.
Zudem stellt sich die Frage, inwieweit Petersons Aktionen nicht auch einem kalkulierten Geschäftsmodell ähneln. Aufmerksamkeit ist in der digitalen Welt eine Währung – und Peterson hat sie geschickt eingesetzt. Doch was passiert, wenn die Grenze zwischen Protest und gezielter Diffamierung verschwimmt? Die Insolvenz wirft auch ein Schlaglicht auf die Risiken, die entstehen, wenn radikale Strategien dauerhaft zum Lebensentwurf werden.
Opferrolle oder kalkuliertes Märtyrertum?
In ihren sozialen Medien inszeniert sich Tash Peterson derzeit als Opfer eines ungerechten Systems. Sie spricht von Zensur, von staatlicher Verfolgung und davon, dass ihre Stimme unterdrückt werden soll. Diese Darstellung ist populär bei ihren Unterstützern – sie sehen in ihr eine moderne Kämpferin gegen das „Tierausbeutungssystem“. Doch diese Perspektive greift deutlich zu kurz.
Denn niemand hat Peterson gezwungen, Einzelpersonen öffentlich an den Pranger zu stellen oder mit extremen Methoden auf sich aufmerksam zu machen. Ihre Insolvenz ist nicht das Ergebnis eines politischen Komplotts, sondern die logische Konsequenz aus bewusst getroffenen Entscheidungen. Sie hat Gesetze gebrochen – und jetzt muss sie dafür die Verantwortung übernehmen.
Besonders kritisch ist ihre wiederholte Inszenierung als Märtyrerin. In Videos weint sie, spricht von Hoffnungslosigkeit und ihrer Zukunftsangst. Doch genau diese Opferpose dient auch der Mobilisierung. Spendenaufrufe, Solidaritätsbekundungen und Likes gehören genauso zu ihrem Auftreten wie Protestplakate. Unterstützer äußern sich in den Kommentaren oft mit Phrasen wie „Du bist so mutig“ oder „Lass dich nicht unterkriegen“. Ob das authentisch ist oder taktisches Kalkül, bleibt offen – doch es wirft Fragen auf.
Die Rolle der Medien und Unterstützer
Peterson genießt in bestimmten Tierrechtskreisen nach wie vor starke Unterstützung. In den sozialen Netzwerken wird sie als mutige Kämpferin gefeiert, als eine, die „den Finger in die Wunde legt“ und Missstände schonungslos aufdeckt. Auch Organisationen wie PETA haben in der Vergangenheit mit ihr kooperiert und sie öffentlich verteidigt. Ihre Reichweite – sowohl online als auch in klassischen Medien – ist beträchtlich.
Doch genau dieser Rückhalt gerät nun ins Wanken. Die finanzielle Katastrophe wirft ein neues Licht auf ihre Methoden. Viele fragen sich, ob die permanente Eskalation wirklich zielführend ist – oder ob sie am Ende mehr Schaden anrichtet als Nutzen bringt. Denn mit jeder juristischen Auseinandersetzung steigt nicht nur das Risiko für Peterson selbst, sondern auch das ihrer Unterstützer, sich mit ihr zu solidarisieren.
Die mediale Berichterstattung über die Insolvenz fällt entsprechend ambivalent aus. Einige Medien berichten nüchtern über den Vorgang, andere nutzen die Gelegenheit, um ihre bisherigen Aktionen kritisch zu hinterfragen. Gerade in der Boulevardpresse werden Fragen laut, ob Peterson eine Grenze überschritten hat – nicht nur moralisch, sondern auch juristisch. Ihre Glaubwürdigkeit steht auf dem Prüfstand.
Fazit: Wenn der Aktivismus zur Belastung wird
Der Fall Tash Peterson zeigt eindrucksvoll, wie schmal der Grat zwischen engagiertem Aktivismus und persönlichem Absturz sein kann. Ihre Insolvenz ist kein Zufall, sondern das Ergebnis einer jahrelangen Zuspitzung – sowohl in der Rhetorik als auch im Verhalten. Wer andere öffentlich beleidigt, kann sich nicht auf Meinungsfreiheit berufen, wenn Gerichte einschreiten.
Aktivismus braucht Mut, Überzeugung und Ausdauer. Aber er braucht auch Verantwortungsbewusstsein, Rechtskenntnis und Respekt vor anderen Menschen. Tash Peterson scheint Letzteres über Jahre hinweg vernachlässigt zu haben. Jetzt steht sie vor den Trümmern ihrer Existenz – und versucht, daraus erneut Kapital zu schlagen. Ob ihr das gelingt oder ob ihr Stern dauerhaft verblasst, wird sich zeigen.
Fakt ist: Ihre bisher lauteste Botschaft sendet sie diesmal nicht mit Megafon, Plakaten oder Schockbildern, sondern mit einem einzigen Wort – „insolvent“. Und das spricht für sich.
Quellen
- News.com.au – Tash Peterson’s long history of vegan activism revealed – https://www.news.com.au/national/western-australia/vegan-activist-tash-peterson-and-her-boyfriend-declare-bankruptcy-and-surrender-passports-following-failed-defamation-action/news-story/fe879071b3ae604a24d756600647c63b
- GERATI – Wo PETA tausende von Tieren jedes Jahr tötet – https://gerati.de/2021/11/18/wo-peta-tausende-von-tieren-jedes-jahr-toetet/