Langsam verstehe ich die deutsche Politik auch nicht mehr! Für zwei Jahre soll nun die Betäubungslose Ferkelkastration beibehalten werden!
Dem Landwirt kann man wohl die geringste Schuld in diesem Dilemma geben. Die Hauptschuld darf sich in diesem Fall die Politik in die Tasche stecken. Im Jahr 2013 wurde beschlossen, dass zum 1. Januar 2019 ein Verbot der betäubungslosen Ferkelkastration erfolgen sollte. Nun hat man sich geeinigt, dass dieses Gesetz für zwei Jahre ausgesetzt wird. Was ist die Kastration überhaupt?
Als Laie stellt man sich das so einfach vor!
Betäubungsspritze rein und Eier ab! Aber so einfach scheint es dann doch wiederum nicht zu sein. Darf ein Landwirt unbedenklich ein Ferkel ohne Betäubung kastrieren, muss bei einer Narkose ein Arzt anwesend sein! So ganz kann ich dieses gesetzliche Logik nicht verstehen. Klar man möchte nicht, dass jeder Mann an Betäubungsmittel herankommt, aber dann es gesetzlich zuzulassen, dass diese Prozedur gesetzlich ohne Betäubung vonstattengeht, ist für mich mehr als fragwürdig!
Warum müssen männliche Schweine überhaupt kastriert werden?
Dieses hat zwei Gründe! Der erste wäre, das mehrere Eber nicht zusammengehalten werden könnten, da es Revierkämpfe geben dürfte. Das zweite Argument ist, das Fleisch eines nicht kastriertem Eber in der Pfanne stinken könnte. Dieses soll laut einem Artikel der zeit.de bei 2 bis 10 % der Fälle vorkommen!
Gibt es bereits Alternativen?
Die zeit.de präsentiert sogar drei Alternativen, die aber alle irgendwo einem Hacken haben!
Es gibt drei Verfahren, welche die „betäubungslose Ferkelkastration„ ablösen könnten. Erstens: Die separate Aufzucht und Vermarktung der Eber mit Test auf mögliche Geruchsbelästigung. Einspruch der Bauern: Die Haltung der aggressiven Tiere ist aufwendig. Zweitens: die chirurgische Kastration unter Vollnarkose. Kritik der Landwirte: Die dürfen nur teure Tierärzte vornehmen. Drittens: Sterilisation durch Impfung. Argwohn der Fleischproduzenten: Die Kunden akzeptieren Koteletts geimpfter Tiere nicht.
Die vierte Alternative wäre die örtliche Betäubung durch einen Landwirt! Diese soll aber stark fehlerhaft sein. Hier würden wohl medizinische Weiterbildungsmaßnahmen bzw. Schulungen helfen. Wie ich die Politik kenne, würde sie dafür sogar einen neuen Beruf schaffen!
Was nun?
[amazon_link asins=’B01MY16B1E‘ template=’ProductAd‘ store=’bayide-21′ marketplace=’DE‘ link_id=’c10feeec-c6e4-11e8-864d-0ba94a6203e8′]Die Politik setzt dieses Problem aus, was ein Szenarium des Atomausstieges gleichkommen würde. In der Schweiz werden Eber bereits geimpft und dort gibt es keine Diskrepanz beim Verbraucher. In Deutschland kann es natürlich wiederum anders sein, da hier alles was nicht natürlich ist, auf Widerstand trift. Dabei werden Tiere schon jetzt mit Antibiotika vorsorglich vollgepumpt und der Verbraucher schert sich ein Scheiß darum. Zu guter Letzt weiß der Verbraucher auch nicht einmal, ob sein Schnitzel von einem weiblichen oder männlichen Schwein stammt.
Es wäre ja einmal interessant zu erfahren, was der Verbraucher sagen würde, wenn männliche Schweine wie Küken nach der Geburt geschreddert würden? Für mich persönlich ein abstoßendes Szenarium, aber der Vergleich ist schon in einigen Punkten sehr nahe vorhanden.
Manuela
3. Oktober 2018Hallo Silvio,
da hast du aber ein paar sachsliche Fehler im Artikel:
1) In Deutschland werden keine Küken geschreddert!
Männliche Küken der Legerassen werden mit CO2-Gas getötet und anschließend eingefroren und als Tierfutter verkauft, z.B. an Zoos, Safariparks, Falkner, Greifvogelaufzuchtstationen, Wildtierauffangstationen etc. Ohne die Küken müssten Millionen anderer Futtertiere – vor allem Ratten und Mäuse – extra für diesen Zweck gezüchtet werden.
2) Tiere werden nicht „vorsorglich mit Antibiotika vollgepumpt“ – die Behauptung ist Quatsch von Tierrechtlern. Richtig ist: Kranke Tiere werden nach Untersuchung, Feststellung des Erregers und Verordnung durch den Tierarzt behandelt. Dabei muss unter Umständen auch mal die gesamte Gruppe behandelt werden, wenn zu erwarten ist, daß andere Tiere der Gruppe sich angesteckt haben, auch wenn sie noch keine Symptome zeigen. Dies geschieht, um sogenannte Ping-Pong-Infektionen zu verhindern (das immer wieder gegenseitige Anstecken mit demselben bakteriellen Erreger; das macht man auch bei Menschen, z. B. im Fall bestimmter Geschlechtskrankheiten wird der Partner gleich mitbehandelt).
Die Aufzucht von unkastrierten Ebern ist tatsächlich sehr problematisch; sobald die Tiere geschlechtsreif werden, werden sie territorial und aggressiv gegen ihre Geschlechtsgenossen. Unkastrierte Eber kommen beim Schlachter häufig mit schweren Verletzungen durch Rangkämpfe an: Knochenbrüche, Prellungen, Bißverletzungen, abgerissene Penisse und weiteres. Die Verletzungen bringen sich die Tiere gegenseitig über Wochen hinweg bei.
Zur Kastration durch den Tierarzt: Da ist nicht der Preis der Grund für die Ablehnung, sondern die Tatsache, daß wir gar nicht genug Tierärzte haben, um die ganzen Kastrationen durchzuführen.
Zur Eberimpfung: Leider hat es in Deutschland jahrelange Kampagnen gegen „Hormonfleisch“ gegeben; viele Verbraucher sind überzeugt, daß Schlachttiere mit Wachstumshormonen „verseucht“ sind. Umfragen unter Verbrauchern haben deshalb ergeben, daß die Verbraucher in Deutschland die Eberimpfung ablehnen und sogar im Zweifelsfall ganz auf Schweinefleisch verzichten würden.
Die Politik hat zwar das Ende der betäubungslosen Ferkelkastration beschlossen – aber dann mehr als 5 Jahre lang versäumt, auch die Bedingungen für den Ausstieg zu schaffen.