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Die Drückjagd ist eine umstrittene Jagdmethode, die immer wieder in den Fokus der Öffentlichkeit rückt – insbesondere dann, wenn ethische Bedenken oder gesetzliche Verstöße im Raum stehen. Ein aktuelles Beispiel dafür ist der Abbruch einer geplanten Drückjagd im Giebelmoor, der durch den Fund mutmaßlich illegaler Wildfütterungen ausgelöst wurde. Der Vorfall hat nicht nur die Tierschutz-Community alarmiert, sondern auch eine Diskussion über die Kontrolle von Jagdmethoden und die Durchsetzung bestehender Gesetze entfacht.
Während Jagdbefürworter die Notwendigkeit solcher Jagden zur Wildbestandsregulierung betonen, argumentieren Kritiker, dass manche Jagdpraktiken gezielt gegen das Tierschutzgesetz verstoßen oder das ökologische Gleichgewicht in geschützten Gebieten gefährden. Dieser Artikel beleuchtet die Hintergründe des Drückjagd-Abbruchs im Giebelmoor, die Kritik der Tierschützer sowie die politischen Konsequenzen, die aus diesem Vorfall erwachsen könnten.
Illegale Fütterung als Auslöser für den Drückjagd-Abbruch
Ende Januar 2025 sorgte ein Vorfall im Giebelmoor für Aufsehen: Eine geplante Drückjagd wurde kurzfristig abgebrochen, nachdem Tierschutz-Aktivisten auf eine mutmaßlich illegale Fütterung von Wildtieren hingewiesen hatten. Die Aktivisten entdeckten etwa 500 Kilogramm ausgelegte Rüben im Jagdgebiet und dokumentierten diese in Fotos und Videos. Laut ihren Angaben handelt es sich dabei um eine illegale Fütterung, da die niedersächsische Jagdverordnung eine gezielte Anlockung von Wild in bestimmten Gebieten untersagt, um eine unnatürliche Konzentration von Tieren zu vermeiden. Laut ihren Recherchen könnte diese Fütterung gezielt eingesetzt worden sein, um Wildtiere an einen bestimmten Ort zu locken und damit die Jagdchancen zu erhöhen.
Die Entdeckung der Rübenverteilung führte zur Einschaltung der Polizei, die daraufhin Ermittlungen einleitete. Dennoch entschieden sich die Organisatoren der Drückjagd, darunter der Veranstalter Graf von der Schulenburg, die Jagd nicht durchzuführen. Dies geschah nicht aufgrund einer unmittelbaren behördlichen Anordnung, sondern um mögliche Auseinandersetzungen mit den Tierschützern und eine Eskalation vor Ort zu vermeiden. Die Entscheidung war auch eine Reaktion auf den steigenden Druck der Öffentlichkeit und Medien, die zunehmend kritisch auf die Praktiken in der Jagd blicken.
Tierschutz-Aktivisten kritisieren unzureichende Ermittlungen
Obwohl die Polizei Untersuchungen aufgenommen hat, bemängeln Tierschutz-Organisationen, dass die Ermittlungen nicht mit der notwendigen Konsequenz geführt würden. Thomas Mitschke, ein Vertreter der Aktivisten, erklärte, dass solche illegalen Fütterungen nicht nur gegen Tierschutzgesetze verstoßen, sondern auch das ökologische Gleichgewicht im Naturschutzgebiet Giebelmoor gefährden könnten. Eine genauere Prüfung der Jagdpraktiken sei daher dringend notwendig.
Zusätzlich kritisieren die Aktivisten, dass es bereits in der Vergangenheit zu ähnlichen Vorfällen gekommen sei, ohne dass konsequente Strafen verhängt wurden. Das mangelnde Durchgreifen der Behörden sende ein fatales Signal an Jäger, die sich nicht an bestehende Gesetze halten. Um diesen Missstand zu beheben, fordern die Tierschützer nicht nur eine lückenlose Aufklärung des aktuellen Falls, sondern auch eine generelle Verschärfung der Vorschriften zur Wildtierfütterung in Jagdgebieten.
Das Hauptproblem liegt nach Ansicht der Tierschützer darin, dass Verstöße gegen das Jagdgesetz oft nicht ausreichend verfolgt werden. Ein bekanntes Beispiel ist ein Fall aus dem Jahr 2023 in Niedersachsen, bei dem illegale Fütterungen in einem Jagdgebiet nachgewiesen wurden, jedoch keine nennenswerten Konsequenzen für die Verantwortlichen folgten. Dies zeigt laut den Aktivisten, dass bestehende Gesetze zwar klare Regelungen enthalten, deren Durchsetzung jedoch oft mangelhaft bleibt. Sie fordern daher strengere Kontrollen und eine verschärfte Gesetzgebung, um sicherzustellen, dass Jagdveranstaltungen ethisch vertretbar und im Einklang mit dem Naturschutz stehen. Besonders im Fokus stehen dabei Jagden in geschützten Gebieten, in denen bereits eine Vielzahl von Wildtieren natürlich vorkommt und zusätzliche Anlockmethoden nicht notwendig sein sollten.
Jagdgesetz in Niedersachsen: Diskussion über mögliche Verschärfung
Die Debatte um die Vorfälle im Giebelmoor fügt sich in eine breitere Diskussion um die Änderung des niedersächsischen Jagdgesetzes ein. Die Landesregierung hat bereits Vorschläge für eine Novellierung des Gesetzes vorgelegt, die jedoch von Tierschutzorganisationen als unzureichend kritisiert werden. Während Jägerverbände eine flexible Handhabung der Jagdbestimmungen fordern, verlangen Tierschutz-Organisationen eine striktere Regulierung und schärfere Strafen für illegale Praktiken wie das gezielte Anlocken von Wild.
Ein weiteres Problem besteht in der unzureichenden Transparenz von Jagdveranstaltungen. In Niedersachsen gibt es nur wenige Vorgaben zur Dokumentation von Jagden, was eine Kontrolle durch Behörden und die Öffentlichkeit erschwert. In anderen Bundesländern wie Bayern und Nordrhein-Westfalen gibt es hingegen strengere Regelungen, die eine detaillierte Aufzeichnung von Jagdpraktiken vorschreiben.
Auch in Ländern wie Schweden und Großbritannien sind Jagdveranstaltungen stärker reguliert, was zeigt, dass die mangelnde Transparenz in Niedersachsen kein allgemeines, sondern ein regional spezifisches Problem darstellt. Tierschutzverbände fordern daher eine verpflichtende Dokumentation jeder Jagd, bei der festgehalten werden muss, ob Köder oder Futterstellen verwendet wurden. Dies würde dazu beitragen, Verstöße gegen bestehende Gesetze einfacher nachzuweisen und konsequenter zu bestrafen. Zudem wird diskutiert, ob in besonders sensiblen Gebieten wie Naturschutzreservaten die Jagd komplett untersagt werden sollte.
Die Forderung nach einer Verschärfung wird auch von Naturschützern unterstützt. Sie argumentieren, dass Wildtiere sich an natürliche Nahrungsquellen anpassen sollten und dass künstliche Fütterungen das Ökosystem stören können. In Naturschutzgebieten wie dem Giebelmoor sei daher ein strikteres Fütterungsverbot notwendig, um das Gleichgewicht der Natur nicht zu gefährden.
Fazit: Steigende Sensibilität für den Tierschutz in der Jagd
Der Drückjagd-Abbruch im Giebelmoor zeigt, wie groß die gesellschaftliche Sensibilität für Tierschutzfragen inzwischen geworden ist. Während Jäger die traditionelle Praxis verteidigen, setzen sich Tierschutz-Organisationen für eine strengere Kontrolle von Jagdmethoden ein. Die Diskussion über das niedersächsische Jagdgesetz verdeutlicht, dass das Spannungsfeld zwischen Jagdinteressen und Naturschutz weiterhin groß ist.
Zunehmend gibt es in der Öffentlichkeit Unterstützung für die Forderung, Jagden transparenter zu gestalten und sicherzustellen, dass keine illegalen Methoden zum Einsatz kommen. Laut einer Umfrage des Deutschen Tierschutzbundes aus dem Jahr 2024 befürworten 68 % der Bevölkerung strengere Kontrollen bei Jagdveranstaltungen. Diese wachsende Zustimmung zeigt, dass das Thema Tierschutz in der Jagd ein zunehmendes gesellschaftliches Interesse erfährt. Immer mehr Menschen hinterfragen, ob Drückjagden mit modernen Tierschutzstandards vereinbar sind oder ob es alternative Methoden zur Regulierung von Wildtierpopulationen geben sollte.
Ob die aktuellen Forderungen nach strengeren Regeln umgesetzt werden, bleibt abzuwarten. Die niedersächsische Landesregierung hat angekündigt, eine Überprüfung der Jagdverordnung vorzunehmen und mögliche Anpassungen hinsichtlich der Fütterungspraktiken sowie der Transparenz von Jagdveranstaltungen zu diskutieren. Experten erwarten, dass in den kommenden Monaten konkrete Vorschläge auf den Tisch kommen, die den rechtlichen Rahmen für Jagdmethoden weiter verschärfen könnten. Klar ist jedoch, dass Vorfälle wie dieser die Öffentlichkeit zunehmend sensibilisieren und die Jagdpraxis in Naturschutzgebieten künftig verstärkt hinterfragt wird. Die kommenden Monate könnten richtungsweisend dafür sein, ob der Gesetzgeber bereit ist, auf die wachsenden Bedenken der Tierschützer einzugehen und strengere Regelungen zu erlassen.
Quellen:
waz-online – Nach Drückjagd-Abbruch: Ermittlungen wegen illegaler Fütterung reichen Jagdgegner nicht aus – https://www.waz-online.de/lokales/gifhorn-lk/brome/drueckjagd-abbruch-im-giebelmoor-tierschutz-aktivisten-kritisieren-ermittlungen-der-polizei-UEJFPUWSVJA7DFKB57KOWZOKYI.html
GERATI – Die Ethik der Jagd zur Erhaltung der Tierwelt – https://gerati.de/2023/06/06/die-ethik-der-jagd-zur-erhaltung-der-tierwelt/